Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde
nicht, was ich von all dem halten soll«, sagte Bruder William.
»Zugleich habe ich das Gefühl, dass Sie bereits von den Rittern der GRAFSCHAFT wussten«, sagte Dana.
Bruder William nickte. »Ich habe in vielen Aufzeichnungen von den Rittern gelesen. Von den Rittern und ihrem angeblichen Kontakt zu einem Geistwesen namens GRAFSCHAFT. Ich habe sogar gelesen, dass Esau das letzte Medium sein soll, und dass die Ritter der GRAFSCHAFT die beiden Flüsse vereinen. Doch ich habe nie an die Hintergründe geglaubt. Ich dachte, es sei ein verschworener Haufen einer abstrusen Sekte.«
»Was soll jetzt geschehen?«, sagte Dana Frost. »Diese Erinnerungen an die andere Zeitlinie wird mir kein Mensch glauben.«
»Wie Esrim schon sagte«, erwiderte Jason, »Ihre Aufgabe ist es nicht, jemanden zu überzeugen. Sie müssen ins ›Auge des Universums‹ zurück.«
»Wie soll ich das schaffen? In der anderen Zeitlinie erreichte ich das ›Auge des Universums‹ mit dem HD-Antrieb, der mehr als sechsmal schneller als ein Bergstrom-Antrieb ist. Und dennoch bin ich ein halbes Jahr unterwegs gewesen. Von der Überwindung der Kosmischen Barriere gar nicht zu reden. Ich müsste mich erst auf die Suche nach der Entität machen, und die nahm damals nur Kontakt zu mir auf, weil sie meinen Gehirntumor erkannt hatte.«
»Sie müssen einfach einen anderen Weg finden«, sagte Jason Meyer.
Dana schüttelte den Kopf. Hier machten es sich alle ein wenig zu einfach. »Und was soll im ›Auge des Universums‹ geschehen? Welche Zeitlinie soll ich dort retten?«
»Beide«, antwortete Jason Meyer ungerührt.
Dana starrte ihn mit fassungslos geweiteten Augen an. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Ich wusste bislang nicht, wie ich eine Zeitlinie rette. Jetzt soll ich beide retten?«
»Ich bin sicher, der Pfad wird sich Ihnen zeigen, wenn es soweit ist.«
»Na, dann ist ja alles in Ordnung«, erwiderte Dana lakonisch.
»Nicht ganz«, sagte Jason Meyer, und nun lachte Dana spöttisch auf. Hatte er ihre Ironie wirklich nicht verstanden? »Esrim hat mich darüber informiert, dass ein Angriff auf das Solsystem bevorsteht.«
»Wie bitte?«, rief Dana.
»Es wird dem Solsystem schlimmer ergehen als der Wega. Ich biete Ihnen und Ihren Familien an, Sie umgehend mit einem Firmenraumschiff nach Second Earth zu bringen.«
»Ins Tau-Ceti-System?«, entfuhr es Dana.
»Was soll das heißen, wir und unsere Familien?«, wollte Jane Wynford wissen.
»Ihre Kinder. Ihre Enkel …«
»Das … Das klingt nicht fair«, sagte Jane Wynford nachdenklich. »Warum rettet Esrim uns, aber nicht den Rest der Menschheit?«
»Wir können nicht alle retten«, erklärte Jason Meyer ungerührt. »Das ist die schlimmste Lektion, die auch noch Sie, Dana Frost, werden lernen müssen. Esrim hatte gehofft, Sie, Mrs. Wynford, würden sich um Cody und Esau kümmern. Und Ihr Enkel Peter scheint auch ein wenig Betreuung zu benötigen.«
»Großartig«, murmelte Peter.
»Es ist ein Angebot«, sagte Jason Meyer ungerührt. »Ich kann Ihnen eines versichern: Das Solsystem ist ein Ort, an dem Sie in einigen Stunden nicht mehr sein wollen.«
Dana erhob sich langsam. Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Mehr und mehr Erinnerungen fluteten ihr Gedächtnis, darunter ein langes Leben auf Gandaron V und der Flug in der BEHRING. Schließlich blickte sie blinzelnd zu Bruder William und sagte: »Ich werde in Zukunft wohl einige Meditationsübungen brauchen.«
»Ich werde nicht von Ihrer Seite weichen, Dana«, erklärte Bruder William.
»Und ich werde nicht zulassen, Sie noch einmal zu verlieren«, antwortete Dana.
*
1. Mai 2258
ALDEBARAN
00.23 Uhr
David nickte seinem Ersten Offizier zu.
In diesem Moment explodierte die Schiebetür zur Brücke.
Metallsplitter sirrten durch die Luft.
Alle Brückenoffiziere waren in Deckung gegangen.
Der Rauch hatte sich noch nicht verzogen, als David bereits zu feuern begann. Er hörte auch nicht auf, als der abgeschlagene Kopf eines Marineinfanteristen samt Helm über den Boden rollte.
Es war eine gezielte Taktik der Morax, die Opfer durch extreme Grausamkeiten zu demoralisieren. Und sie hatten Erfolg. David spürte, wie der Angstschweiß aus seinen Poren trat.
Er versuchte, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Doch letztlich spielte ihm seine Fantasie die übelsten Streiche. Er malte sich unwillkürlich aus, wie es sich anfühlte, von einer Moraxklinge enthauptet zu werden.
Die Geschichte war voll alberner
Weitere Kostenlose Bücher