Sternenfaust - 183 - Duell der Orphanen
sie vielleicht auch zerstörbar.
»Geschwindigkeit?«, fragte Commodore Taglieri.
»Dreißig Prozent Licht«, antwortete Ruderoffizier Briggs.
»Ich messe ein viertes Gemini-UBO an«, meldete Dana. »Sein Bewegungsvektor lässt darauf schließen, dass es sich ins äußere Sonnensystem begibt, in Richtung unserer Rückzugsvektoren.«
»Waffensysteme?«, fragte Commodore Taglieri.
»Alle zehn Gausskanonen besetzt und einsatzbereit«, meldete Lieutenant Commander Mutawesi. »Jäger ebenfalls einsatzbereit.«
»Gemini-UBO Nummer fünf!«, rief Dana. »Bewegungsvektor …«, sie überprüfte die Werte. »Das Ding kommt auf uns zu! Lieutenant Briggs – um zwanzig Grad nach steuerbord drehen!«, rief sie, um die STERNENFAUST in eine möglichst gute Schussposition zu bringen.
»Aye, Captain!«, rief Lieutenant Briggs. Eigentlich war nun nicht mehr Dana, sondern Taglieri der Captain. Dana fragte sich, ob Briggs die Bezeichnung aus Versehen oder absichtlich gewählt hatte.
»Status Gausskanonen Eins bis Fünf!«, forderte Taktikoffizier Mutawesi.
»Del Ray klar!«
»Bester klar!«
»Chaironides klar!«
»Mourney. klar!«
»Asturias klar!«
»UBO kann optisch erfasst werden«, informierte Dana. »Schalte Teleskop auf.«
Der Hauptschirm zeigte nun das Kunstwesen, das im Augenblick noch nicht größer als eine wirkliche, irdische Qualle wirkte.
»Schalte Ortungsdatenstrom auf Taktikkonsole.«
»Daten laufen ein. Danke, Captain«, erwiderte Lieutenant Commander Mutawesi. »Airman Quantuuk?«
»Commander?«, kam die Stimme Jenna Quantuuks aus dem Akustikfeld. Die Jägerpilotin hatte die Nachfolge des im Einsatz gefallenen John Santos angetreten.
»Sind Sie einsatzbereit?«
»Alle Systeme Status Grün.«
»Gut. Sie warten auf meinen Befehl.«
»Aye, Commander.«
»Sie wollen den Jäger einsetzen?«, fragte Commodore Taglieri, und es schien Dana, dass er nur deshalb fragte, um irgendetwas zu sagen. Die Team-Kommunikation lief wie eine eingeölte Maschine, und Taglieri stand außen vor.
»Nur im Notfall«, antwortete Mutawesi knapp.
Auf dem Schirm war die Qualle mittlerweile angewachsen, und die pendelnden Bewegungen ihrer Tentakel waren bereits erkennbar.
»Achtung!«, rief Mutawesi und las die Daten auf seiner Konsole ab. »Gauss 1 bis 5, Feuer eröffnen in T minus fünf, vier, drei, zwei, eins – Feuer frei!«
Fünf Perlenschnüre glühender Projektile jagten ins All, und der hämmernde Rhythmus der Gausskanonen setzte sich als leichte Vibration im Schiffskörper fort. Die auf halbe Lichtgeschwindigkeit beschleunigten Projektile hatten einen so immensen Rückstoß, dass ihn selbst die besten Absorber nicht vollständig neutralisieren konnten.
Die glühenden Gaussgarben trafen zunächst nicht, sperrten die Bestie aber in ein Gitter ein. Doch dieser Eindruck erlosch im nächsten Augenblick, als der Orphane seine unglaubliche Fähigkeit zur seitlichen Drift bewies. Das Kunstwesen schlug praktisch einen Haken, was Energien notwendig machte, wie sie in einem Raumschiff nicht abrufbar waren. Gleichzeitig flüchtete der Orphane nicht etwa, sondern kreuzte in einer Weise, die ihn näher an die STERNENFAUST heranbrachten.
Die Kanoniere führten sofort ihre schwenkbaren Geschütze nach und deckten das Kunstwesen mit Hunderten von Projektilen ein. Der Orphane wich aus. Dana wusste, dass die Orphanen die Fähigkeiten besaßen, in die Zukunft zu sehen. Doch was hätte sie tun sollen?
Ihrer Crew befehlen, das Feuer einzustellen, weil es ohnehin keinen Sinn hatte?
»Zwei weitere UBO geortet«, meldete Dana. »Bewegen sich in Richtung unserer Rückzugs-Sektoren.«
Und dann – endlich! – streiften zwei oder drei der Gaussprojektile den Quallenschirm und rissen ein Stück aus ihm heraus !
»Ja!«, war die jubelnde Stimme von Kai Bester im Funk zu hören, dem das Kunststück wohl gelungen war.
Das herausgerissene und forttrudelnde Plasma dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen wie Quecksilber, wie Wackelpudding.
Sie sind zerstörbar! , erkannte Dana.
Und wieder traf eine Gausskanone! Dieses Mal jagten die Projektile mitten durch den Schirm hindurch, mit einer so großen Geschwindigkeit, dass die Austrittslöcher geradezu zu Plasmafontänen wurden. Das Quallenmaterial spritzte heraus und bildete vier lange Strähnen, die ins dunkle All hineingriffen.
Wieder war der Jubelschrei eines der Kanoniere zu hören.
Und abermals gelangen einige Treffer, die den Schirm im unteren Bereich durchlöcherten. Die
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