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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Schlüssel, der …« Taro räusperte sich, weil seine Stimme plötzlich brach. »… der«, fuhr er dann fort, »zu den privaten Gemächern des Prinzipals führt?«
    Ihre Züge schienen zu verhärten. »Und wenn es so wäre?«
    »Das können wir nicht tun!«
    »Mein Vada wird empört sein, sollte er jemals dahinterkommen«, erklärte Jinu ruhig. »Aber er wird mich deshalb nicht verstoßen.« Sie lächelte, doch in ihren Augen war ein fast zynisches Funkeln. »Ich bin sein Ein und Alles.«
    Zum ersten Mal merkte er, wie selbstbewusst Jinu mit dem kokettierte und spielte, was ihr in die Wiege gelegt worden war: nicht nur mit ihrer naturgegebenen Schönheit und ihren inneren Werten, sondern auch mit ihrem Status. Sowohl dem gesellschaftlichen als auch dem familiären.
    »Das mag auf dich zutreffen, aber gewiss nicht auf mich.«
    »Sollte er es erfahren, werde ich alle Schuld auf mich nehmen.«
    »Ich glaube nicht, dass mir das den Hals retten würde.«
    Sie blickte auf den Schlüssel. »Ich will es aber wissen. Unbedingt. Wer weiß, wann sich je wieder eine Gelegenheit ergibt. Sobald mein Vater Prinzipal ist und einen neuen Verkünder erwählt hat, wird hier niemand mehr ein und aus gehen können, wie es ihm beliebt. Auch ich nicht.«
    »Was genau willst du wissen?«, fragte Taro.
    »Wie er gelebt hat. Wie die Räume aussehen, in der sich ein Wesen wohlfühlte, das seit unsagbar langer Zeit auf der Welt wandelt.«
    Taro erkannte, dass Jinu sich im Grunde gar nicht so sehr von ihm unterschied. Denn noch während sie sprach, spürte auch er, wie die Neugier in ihm fast Überhand nahm.
    Er warf einen Blick auf den Toten im Schrein – und diesmal war ihm nicht nur, als würde Manak ihn durch die geschlossenen Lider hindurch ansehen, sondern als würde er über die Schwelle des Todes hinweg zu ihm sprechen .
    Zu Taros grenzenloser Verblüffung traf ihn aber nicht die Verachtung oder gar der Bann dieses geheimnisumwobenen Wesens, sondern dessen Ermunterung, Jinus ketzerischen Wunsch zu unterstützen. Und so brach er zum zweiten Mal an diesem Tag Regeln und Gesetze, indem er Jinu zu der Tür folgte, die in Bereiche führte, die kein Normalsterblicher je zuvor betreten hatte.
    Schweigend sah er zu, wie Jinu den Schlüssel in das Schloss schob und die Tür sich mit einem mahlenden Geräusch, wie von unsichtbarer Kraft bewegt, auftat.
    Für einen Moment spürte er den Drang, kehrtzumachen, solange er noch konnte. Doch so, wie er neue Seiten an Jinu entdeckte, entdeckte er sie auch an sich selbst. Die Anziehungskraft des Verbotenen erwies sich als zu stark, um ihr in diesem Stadium noch widerstehen zu können.
    Jinu jauchzte leise, als Taro sie sanft beiseiteschob, um rasch – und noch vor ihr – durch die entstandene Öffnung zu schlüpfen.
     
    *
     
    »Was ist jetzt in dich gefahren?«
    Taro gab keine Antwort. Der hinter der Tür liegende Korridor sog ihn förmlich auf.
    Licht brach aus den Poren der organischen Wände, die grandiose Baumeister einst geformt und für die Nachwelt hinterlassen hatten.
    Taro hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie alt die aus lebendem Material errichteten Bauten der Karolaner werden konnten. Irgendwann starben sie ab und trockneten aus. Doch das bedeutete nicht zwangsläufig, dass sie auch zerfallen mussten. Das Material versteinerte in der Regel und schien sogar noch an Stabilität zu gewinnen. »Tote« Häuser, hieß es im Volksmund, »leben ewig«.
    Obwohl er diese Redensart kannte, wurde ihm ihre Bedeutung und die ihr innewohnende Wahrheit erst innerhalb dieses Bereichs des Turms bewusst.
    »Spürst du das?« , wandte er sich an Jinu, die ihm auf dem Fuß folgte. »Der Turm, es ist, als wäre er mit seinem Herrn gestorben.«
    Jinu schien sofort zu wissen, worauf er anspielte. »Du hast recht. In der großen Halle mit dem Schrein scheint der Tod noch nicht ganz angekommen zu sein, aber hier, in diesem Bereich, leben die Wände nicht mehr. Hoffentlich hat das nicht zur Folge, dass der Turm einstürzt. Seine Trümmer würden den Cluster verwüsten. Wie viele würden dadurch obdachlos, vor allem im Kerngebiet?«
    »Du redest von den Wohlhabenden«, konnte sich Taro die Bemerkung nicht verkneifen. Er sah den Schrecken auf ihrem Gesicht und fügte schnell hinzu, was er sich selbst kurz zuvor vor Augen gehalten hatte: »Abgestorbenes Baumaterial wird in aller Regel noch stabiler als während seiner belebten Phase. Du brauchst keine Angst zu haben. Dein Zuhause ist nicht

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