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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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»Aber auch der Weise wird Schlaf benötigt haben. Bestimmt sogar, sonst hätte er doch mehr als einen Verkünder ernannt, der ihm zur Hand geht. Mein Vada kam manchmal erst spät heim, aber es gab keinen Tag, an dem er im Turm geblieben wäre. Und hätte der Weise die Tage ohne Ruhepause verbracht, wie wir sie kennen, hätte er gewiss darauf bestanden, rund um die Uhr unterstützt zu werden. Dann hätte es wenigstens zweier Verkünder bedurft, um ihn allzeit zu versorgen.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Dass hier kein Bett ist – nichts, was dem auch nur nahe käme.«
    »Du vermutest, dies hier ist erst ein Raum von vielen. Und irgendwo finden wir auch seine Schlafkammer, wenn wir weiter vordringen.«
    Jinu streichelte mit der Außenseite ihrer Hand über sein Gesicht. Taro hatte das Gefühl, Kraft aus ihrer Berührung zu tanken. Er lächelte versonnen. Dann zeigte er zu einer der Wände. »Da ist eine Tür, durch die wir nicht gekommen sind.«
    Statt auf diese Feststellung etwas zu erwidern, stürmte Jinu einfach los. Noch vor Taro drängte sie in den angrenzenden Raum.
     
    *
     
    Es war grotesk! Wände, Boden und Decke waren voller Spiegel ! Aber keine aus Glas, wie auch Taro sie kannte, sondern solche, die aus dem organischen Material heraus zu dem geformt worden waren, was sie jetzt darstellten.
    Taro brauchte nur auf die Spiegel zu blicken, um zu spüren, dass sie mehr waren als in einem komplizierten Produktionsprozess hergestellte Gegenstände des täglichen Bedarfs. Die Spiegel atmeten das aus, was er im Raum davor vermisst hatte: Leben. Leben, das noch immer in der Substanz, aus der sie gemacht waren, pulsierte und das dem Weisen nicht in den Tod gefolgt war.
    »Ah, wie das kribbelt!«
    Wieder brachte Jinu es mit ihrer herzerfrischenden Art auf den Punkt, denn genauso war es: Auch Taro hatte das Empfinden, dass sich winzige Insekten mit winzigen Beinen ihren Weg über jeden noch so kleinen Flecken seiner Haut bahnten. Es kribbelte so stark, dass man den Eindruck hätte gewinnen können, dass sein Körper schon von einer Sensation im Inneren dieses Raumes Wind bekommen hatte, noch bevor Taros oder Jinus Verstand in der Lage gewesen wäre, sie zu erkennen.
    Wie ein Frühwarnsystem reagierte der Organismus der beiden Karolaner. Die Frage war nur: Worauf?
    Taro trat tiefer in die Kammer, die viel kleiner – geradezu intimer – auf ihn wirkte als zuvor der Raum mit dem Tisch.
    Und wieder dauerte es eine Weile, bis sein Verstand das Mobiliar erkannte, das sich hier befand. Es war nicht verspiegelt, hätte also eigentlich sofort ins Auge stechen sollen.
    Das tat es aber nicht.
    Es war bizarr.
    »Ein Bett! Das muss sein Bett gewesen sein!«
    Jinu war nicht zu stoppen. Sie eilte auf die verschlungene Geometrie zu. die sich am gegenüberliegenden Ende der Kammer Auge und Geist nur zögerlich enthüllte.
    Taro wollte ihr aus einem ersten Impuls heraus folgen. Doch dann zog etwas anderes seine Neugierde auf sich.
    Ein Schrank.
    Ein seltsamer Schrank – aber was sonst sollte es sein?
    Während Jinu die Schlafstätte des verstorbenen Prinzipals bestaunte, näherte sich Taro dem Objekt, das er als Schrank erkannt zu haben meinte. Unmittelbar davor blieb er stehen und konzentrierte sich ausschließlich auf das Gebilde.
    Eine ganze Weile veränderte sich an seiner Wahrnehmung nichts. Dann aber – als hätte in ihm jemand einen Hebel umgelegt – sah er plötzlich den Mechanismus, der vermutlich dazu diente, den »Schrank« zu öffnen.
    Während Jinu hinter ihm immer wieder Kommentare abgab wie: »Unglaublich, wie fest und doch bequem die Liegefläche ist.« Oder: »Sind das Kissen? Wenn ja, womit wurden sie gefüllt. Das ist ja, als würde man im Paradies versinken. «
    Taro blendete ihre Stimme aus und legte seine Herzhand auf den Griff, den er ausgemacht zu haben meinte.
    Sollte er drehen? Drücken? Oder ziehen?
    Er übte nacheinander jeden möglichen Einfluss auf den Griff aus. Aber nichts geschah.
    Taros Hand lag immer noch auf dem leicht vorstehenden Teil des Möbels, von dem er annahm, dass es gebraucht wurde, um den Schrank – so es einer war – zu öffnen.
    Als alles Bemühen nicht fruchtete, kam Taro ein Gedanke, der ihm selbst verrückt erschien. Dennoch setzte er ihn in die Tat um.
    Geh schon auf, elendes Ding! , dachte er so intensiv, wie es sich für einen Wunsch – oder Zauberspruch, denn daran, an alte Märchen, hatte er sich gerade erinnert gefühlt – geziemte.
    Niemand war überraschter als er

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