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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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selbst, als er nur einen Augenblick später Zeuge wurde, wie die Oberfläche des Möbels in Bewegung geriet.
    Es war nicht so, als würde eine Tür aufgleiten. Es hatte vielmehr den Anschein, als würde die Wand, die bislang Blick und Zugriff auf das Innere verhindert hatte, einfach verschwinden.
    »Was bei allen Ankrilen ist das?«
    Daran, dass seinem Ausruf völlige Stille folgte, merkte er, dass Jinu in ihrer Beschäftigung mit der Schlafstatt innegehalten hatte und auf sein Tun aufmerksam geworden war.
    Er hörte, wie sich ihre Schritte näherten, während er sich bereits vorbeugte und nach dem Ding griff, das der Weise aus welchem Grund auch immer hier aufbewahrt hatte.
    Oder hier versteckt hatte! Denn es war das hässlichste Ding, das er jemals erblickt hatte.
    Und dennoch übte es eine Faszination auf ihn aus, so unwiderstehlich, dass sich seine Finger bereits in den knisternden Stoff gruben und ihn nicht mehr loslassen wollten.
     
    *
     
    Taro hatte das Gefühl, vom Blitz getroffen zu werden. Für einen Moment kippte die Realität und wich einem seltsamen Zustand, den er noch weniger hätte beschreiben können als die exakten Formen des Mobiliars im Domizil des Weisen.
    Jinu bemerkte seine Verwirrung. Sofort war sie da und verhinderte, dass er stürzte. Dennoch ging er leicht in die Knie, und riss dabei das knochentrockene Etwas, in das sich seine Finger gekrallt hatten, vom Haken.
    Angewidert keuchte Jinu: »Was willst du denn mit dem ekligen Ding?«
    Er war jetzt wieder ganz bei sich, die kurzzeitige Schwäche und Desorientierung waren verflogen. Sicher auf beiden Beinen stehend erwiderte er grundehrlich: »Ich habe keine Ahnung.«
    »Dann wirf es zurück in den Schrank! Was es auch ist!«
    Er wollte ihrer Aufforderung zunächst nachkommen, doch dann bemerkte er etwas Erstaunliches: die Umgebung des abstoßend Hässlichen. Was war es überhaupt? Gewebter Stoff? Gegerbte ledrige Tierhaut? Oder das faserige, welke Blatt eines unbekannten Baumriesen?
    Was immer es darstellte, es hatte begonnen, sich zu verändern . Es verwandelte sich, um den Bereich herum, den Taro umklammert hielt.
    Statt das unbekannte Ding von sich zu schleudern, wie er es zunächst beabsichtigt hatte, hielt er es Jinu hin. »Siehst du das? Siehst du, wie es sich verwandelt?«
    »Verwandelt?« Offenbar brauchte sie etwas länger, um die Transformation zu erkennen, die Besitz vom Besitz des toten Prinzipals ergriffen hatte. »Was geschieht mit dem Zeug??«
    Sie ließ Taro los und wich zwei Schritte zurück. »Lass es fallen! Das ist … unheimlich! «
    Tatsächlich breitete sich die Veränderung rasend schnell aus und erfasste binnen weniger Herzschläge das gesamte Ding, das Taro aus dem Schrank geholt hatte.
    Was gerade noch wie eine ausgetrocknete uralte schuppige Haut ausgesehen hatte, wurde zu einem so feinen schleierartigen Stoff, dass Taro seinen Augen nicht traute.
    Halbtransparent und dünn wie die von Kälte sichtbar gemachte Atemfahne eines Karolaners im Winter, glänzte es plötzlich wie kostbarstes Gewebe in leichtem goldenem Schimmer, der perfekt mit Taros Haargespinst harmonierte.
    »Das ist Zauberei!«, stöhnte Jinu. »Weg! Weg damit! Das bringt Unglück! Wirf es …«
    Ein Leuchten schnitt ihr das Wort ab. Es hatte seinen Ursprung nicht bei dem Schleier, sondern im Innern des geöffneten Schrankes, und im Gegensatz zu dem in einen gazeartigen Stoff transformierten Gebilde war der Schimmer, der aus einem Winkel des Möbels drang, nicht golden, sondern rot.
    Rot wie die Haut einer giftigen Ätzschnecke!
    Ohne auf Jinus Warnungen zu hören, beugte sich Taro tief in den Schrank und fischte den Gegenstand heraus, der dort gelegen hatte.
    Als Taro sich wieder aufrichtete, stand Jinu dicht hinter ihm und blickte auf das, was er aufgehoben hatte.
    »Sieht aus wie eine rote Brosche. Das wird ja immer schöner. Ein Zauber wechselt den nächsten ab! Leg es weg! Beides! Und dann verschwinden wir von hier. Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht, aber es beschwört Unheil herauf! «
    »Du warst es, die herkommen wollte«, erinnerte Taro sie, obwohl er sie nicht verstimmen wollte.
    Sie tat es mit einer barschen Handbewegung ab. »Wie hätte ich ahnen können, was uns hier erwartet?«
    Taro verzichtete auf eine Erwiderung. Bevor Jinu es verhindern konnte, hatte er sich das schleierartige Gewebe um die Schultern geworfen und die »Brosche« dafür verwendet, die losen Zipfel des Stoffes am Hals zusammenzuklemmen.
    Das Leuchten von

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