Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Titel: Sternenfaust - 186 - Veränderungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
Vom Netzwerk:
nicht für die Verbrechen ihres Volkes verantwortlich zu machen. Immerhin bilden die Wanagi eine mentale Einheit, also war sie darin involviert.
    Aber da ist noch etwas. Das Wangensymbol, das ich einst im »Auge des Universums« erhielt und das einen nach den Regeln der »Toten Götter« verschlüsselten Code enthielt, mit dem die Alendei den Tele-Ring bilden konnten, der die STERNENFAUST III ins »Auge des Universums« katapultierte – dieses Wangensymbol war laut Romana Hel’gara der Grund für die Wanagi, ihre Invasionspläne zu ändern und die Zahl der Menschen auf eine »ungefährliche« Größe zu dezimieren.
    Mit dieser Aussage hat Romana Hel’gara auch auf mich eine unglaubliche Schuld geladen. Natürlich bin ich weder im gesetzlichen noch im moralischen Sinne schuldig. Es gab für mich keine Möglichkeit, auch nur zu erahnen, dass die Wanagi beim Anblick des Symbols so reagieren könnten. Dennoch klebt nun das Blut, das die Wanagi vergossen haben, irgendwie auch an mir. Genau das macht es mir so schwer, ihr auch nur gegenüberzutreten.
    Ich bin nicht die einzige, die den Anblick von Romana Hel’gara schwer verkraften kann. Die gesamte Crew der STERNENFAUST III hasst sie. Es geht zum Teil so weit, dass ich nicht mehr für die Sicherheit der Wanagi garantieren kann, weshalb sie vorerst in ihrem Quartier bleiben muss.
    Die STERNENFAUST befindet sich zurzeit im HD-Raum. Wir sind unterwegs zu einem Sonnensystem. Wobei ich mir gar nicht ausmalen will, wie viele Systeme wir anfliegen müssen, um vielleicht irgendwann einmal auf intelligente Lebensformen zu stoßen. Es zeigt wieder einmal, wie riesig und endlos dieses Universum ist.
    Jedenfalls haben wir bislang keinen einzigen Funkspruch empfangen. Weder über den Normalraum, noch über den Bergstrom- oder HD-Raum.
    Die Solaren Welten hatten nur einen winzigen Teil der Galaxis erkundet. Und nun befinden wir uns in der Andromeda-Galaxie, die einen fast eineinhalb mal so großen Durchmesser hat wie »unsere« Milchstraße. Und auch sie ist nur eine von über hundert Milliarden Galaxien, die sich zum Teil zu Galaxienhaufen und Superhaufen bündeln.
    Eine Frage beschäftigt die Menschheit, seitdem man erkannte, dass die Erde von einem riesigen Universum umgeben ist. Einem Universum, dessen Größe und Weite das Vorstellungsvermögen des Menschen unendlich überragt, woran sich – obwohl wir inzwischen die zivile Raumfahrt beherrschen – noch immer nichts geändert hat.
    Die wichtigste Frage war stets: Gibt es Kriterien, nach denen die Wahrscheinlichkeit, intelligentes Leben zu finden, errechnet werden kann? Dabei sind natürlich nicht Lebensformen wie Mikrosphären, Viren oder Prokaryoten gemeint, sondern komplexe Organismen wie die Menschen.
    Zu Beginn des 22. Jahrhunderts entwickelte ein Forschungsteam der Wega-Universität den sogenannten Kant-Faktor, benannt nach dem deutschen Philosophen Immanuel Kant, der Ende der 18. Jahrhunderts ein Buch veröffentlichte, in dem er über die Möglichkeiten fremden Lebens im All spekulierte. Darin entwickelte Immanuel Kant das »Sonnenabstandsgesetz«. Seiner Theorie entsprechend nahmen die geistigen Fähigkeiten von Lebewesen zu, je weiter sie von der Sonne entfernt leben, wonach Lebewesen auf dem Jupiter den Menschen geistig weit überlegen sein mussten. Da Immanuel Kant die geistige Überlegenheit mit moralischer Überlegenheit gleichsetzte, zog er daraus den Schluss, die Menschheit könne nicht länger als »Krone der Schöpfung« betrachtet werden.
    Ich weiß nicht mehr, was ich für die »Krone der Schöpfung« halten soll. Vielleicht ist nicht der Mensch die Krone der Schöpfung, sondern ihr Verderben, weil er dank seiner Intelligenz stets versuchte, die Umwelt angeblichen Bedürfnissen anzupassen, anstatt in Harmonie mit ihr zu leben. Vielleicht hatten die Wissensvernichter der »Toten Götter« recht: Wissensdurst war die Antriebsfeder für die eigene Verdammnis. Und vielleicht hatten die Wanagi recht. Vielleicht sind die Menschen dem Volk, das in unserer Zeit nur noch als »Tote Götter« oder »Erhabene« in Legenden und Religionen der Galaxis fortexistiert, zu ähnlich.
    Aber ich schweife schon wieder ab. Wobei Bruder William wahrscheinlich sagen würde, dass es genau darum bei diesen Aufzeichnungen geht: Die Gedanken schweifen zu lassen, um sie schließlich sortieren zu können.
    Ich wollte von dem Kant-Faktor sprechen, der auf der Wega-Universität entwickelt wurde. Der Kant-Faktor soll die Wahrscheinlichkeit

Weitere Kostenlose Bücher