Sternenfaust - 189 - In Pranurs Gewalt
beugte, öffnete sich das Schott zur Brücke mit einem leisen, pneumatischen Geräusch. Dana drehte sich zu Turanagi um, der zielstrebig auf sie und Taglieri zu trat.
»Commodore, ich kann eine Empfindung ausmachen. Sie ist sehr fremd und sie kommt definitiv vom Planeten. Ein einziges, intelligentes Leben steckt hinter dem Angriff. Außerdem bin ich mir sehr sicher, dass Bruder William noch lebt. Ich habe ein schwaches Bild empfangen, das darauf hinweist.«
Dana fühlte Erleichterung und Furcht zugleich. Sie würde Bruder William vielleicht opfern müssen. So wie damals Meister William. »Was haben Sie erfahren? Verstehen Sie, was das Wesen möchte?«
Turanagis Stimme klang gepresst. »Es will uns vernichten. Kompromisslos. An einer Kontaktaufnahme ist ihm offenbar nicht gelegen.«
»Also gut, Commander Wynford …«
»Nein, Ma’am«, unterbrach Commander Wynford und drehte sich zu ihr um. Das konzentrierte Gesicht zeigte, wie es in ihren Gedanken arbeitete.
Dana lehnte sich vor. Durch Taglieris Stirnrunzeln wurde ihre Verwirrung noch größer. »Was soll das heißen, Commander?«, fragte sie scharf. »Ich habe Ihnen einen Befehl gegeben!«
Commander Wynford schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. »Ich meinte damit nicht, dass ich eine Meuterei anzettele, Commodore. Ich meinte: Nein, wir müssen nicht schießen. Ich habe eine bessere Idee.«
Skeptisch lehnte Dana sich zurück. Sie wollte nicht zulassen, dass Commander Wynford falsche Hoffnungen in ihr weckte. Allerdings hatte sich die Offizierin schon öfter als Taktikerin bewährt und in scheinbar aussichtslosen Situationen Lösungen gefunden. »Schießen Sie los.«
»Das nun eben nicht«, wagte Commander Wynford Dana auf ihre ungeschickte Wortwahl aufmerksam zu machen. Unter Danas ungehaltenem Blick sprach die Erste Offizierin schnell weiter. »Ich habe mir die bisher ermittelten Daten des Planeten angesehen und verschiedene Erkenntnisse und Fragen zu einem schlüssigen Bild zusammengesetzt. Der Planet besitzt eine reichhaltige Unterwasserwelt, die bestimmten Regeln folgt. Dazu kommen Fragen über die Art der Fremdkontrolle des Wesens sowie eine eben erst gemachte Beobachtung. Die STERNENFAUST bremst kaum merklich ab.«
Bei diesen Worten blickte Joelle Sobritzky auf. »Das stimmt«, sagte sie verlegen. »Aber wir verlangsamen so unmerklich, dass ich dem keine Bedeutung beimaß.«
Im Grunde war das keine ausreichende Entschuldigung. Dana fragte sich, ob Lieutenant Sobritzky durch den Zustand von Max Brooks in ihrer Konzentration beeinträchtigt wurde. Sie trommelte nervös auf dem Metall des Geländers und wechselte einen Blick mit Taglieri, doch der schien ebenso ratlos zu sein, wie Dana. »Ich verstehe ebenfalls nicht, inwieweit uns diese Information helfen soll«, sagte Dana schließlich.
»Ich erkläre es gleich, Commodore. Doch mein Gedanke erscheint zunächst sehr abstrakt, deshalb möchte ich einen Bogen schlagen.«
Dana hob die Hand auffordernd. Auf dem Schirm lief der Countdown bis zum Einschlag. Die Zahl wurde mit jeder Sekunde kleiner.
Commander Wynford nickte verstehend. »Auf der Erde gab es Tiere im Meer, welche die Wissenschaftler und auch die Genetics faszinierten. So existierte eine Quallenart, die quasi unsterblich war. Das Tier teilte sich nach einer bestimmten Zeit in seiner Mitte. Eine Hälfte starb ab, die andere lebte weiter, und es wuchs eine neue Hälfte. Auf diese Art besaß die Qualle das Potenzial, Millionen von Jahren alt zu werden. Außerdem gab es Fische, die ihre Innereien ausspuckten, damit der Feind sie fraß und den Fisch verschonte. Der Fisch bildete daraufhin neue Innereien aus, indem er andere Zellen umprogrammierte.«
Dana hörte geduldig zu. Noch immer verstand sie nicht, worauf Commander Wynford hinauswollte.
»Sie glauben, wir haben es mit einem Tier zu tun?«, warf Commodore Taglieri ungehalten ein.
»Nein, Sir. Ich glaube, das Wesen auf dem Planeten ist uralt. Es hat Intelligenz entwickelt und verfügt über Fähigkeiten, die wir aus unserem System nicht kennen. Und ein Teil von ihm befindet sich bereits an Bord.«
»Wie bitte?«, platzte es aus Dana heraus.
Commander Wynford nahm eine Schaltung vor. Die Außenhaut der STERNENFAUST wurde sichtbar. Eine Eiskruste bedeckte die Hülle. »Ich habe mir erlaubt, die Aufnahme zu analysieren.« Die Erste Offizierin vergrößerte das Bild. »Unter der Eisschicht liegt ein dünner schwarzgrauer Film, der eine vergleichsweise hohe Eigentemperatur von zwei
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