Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung
glimmte nur noch schwach im Infrarot.
Im Museum war die Energiezufuhr ausgefallen.
Ein Knall ließ Romana Hel’gara herumfahren. Etwas Dunkles flog gegen die Fensterscheibe und schlug wie ein riesiger Hammer gegen das Glas.
Winzige Splitter fielen zu Boden.
Sprünge liefen über die Scheibe, lange gezackte Linien, die von der Mitte des Glases ausgingen und bis zum Fensterrahmen reichten. Spröde zerbarst das Material in der Mitte. Es musste ein großer Gegenstand dagegen geknallt sein.
Das Glas knackte. Es zerbröckelte in beinahe konzentrischen Kreisen, gemalt wie von einem irren Künstler. Die Sicherheitsscheibe hielt, obwohl sich ein fetter Buckel ins Innere des Raumes wölbte.
Die Alarmanlage ging mit geschätzten einhundertzwanzig Dezibel los. Der Perimeter des Museums musste wohl über eine Pufferbatterie oder ein Notstromaggregat verfügen.
Romana Hel’gara lief den gleichen Weg zurück, den sie gekommen war, obwohl die Gänge mit den Vitrinen nun im Dunkeln lagen. Das Infrarotsehen kam ihr dabei zugute.
Sie sprang über die Laserstrahlen und war in wenigen Sekunden an der Schleuse mit dem DNA-Scanner angekommen.
Romana Hel’gara haderte mit ihrer Entscheidung, gezögert zu haben. Wieso musste das Amulett ausgerechnet jetzt fehlen? Sie hätte das Akulothorum gleich vor aller Augen stehlen sollen! Oder zumindest, nachdem Celene von der Glaskuppel weggegangen war und die Toilette aufgesucht hatte. Das Shuttle hätte sie inzwischen längst abgeholt.
Schon einmal hatte sie zu lange gezögert, bis es zu spät gewesen war, und Wambli Gleska seinen grausamen Plan, über vier Milliarden Menschen zu vernichten, umgesetzt hatte. Und nun schien dieses Zögern erneut großes Unheil heraufzubeschwören.
Wider Erwarten schwang das Hauptportal ohne Romana Hel’garas Zutun auf. Sie schlüpfte durch den ersten sich bildenden Spalt ins Freie.
Draußen angekommen verwandelte sie sich in eine Durchschnitts-Tibaa zurück, was ihr dank der Geninformationen von Celene noch ein bisschen besser gelang.
Von fern drang ein nervenzerfetzender Laut an ihre Ohren. Scheinwerfer blinkten in einer Seitengasse des Regierungsturms, bei dem die Lichter noch brannten.
Romana Hel’gara lief hinter eine der tragenden Betonsäulen des Glasdaches vor dem Museum. Die Palmen, die rings um die Säule angepflanzt waren, schützten sie vor den Polizistinnen, die in zwei Fahrzeugen vor dem Haupteingang des Museums hielten. Wären die Sirene und die Blinklichter nicht gewesen, sie hätte die anrückende Patrouille nicht einmal bemerkt. Aber so konnte sich Romana Hel’gara im Sichtschutz der Pflanzen von den Frauen am Portal entfernen, ohne dass diese das mitbekamen.
Das Pfeifen des Windes über dem Dach nahm zu. Wie zu erwarten war, lag die Hälfte der umgebenden Gebäude in Dunkelheit. Dort musste der Strom ebenfalls ausgefallen sein. Auch von den Sternen am Himmel war nichts zu sehen.
Romana Hel’gara ließ die beiden Polizistinnen, die das Portal bewachten, nicht aus den Augen. Meter um Meter brachte sie zwischen sich und die Frauen, zu denen sie sich immer wieder umdrehte.
Plötzlich krachte es über ihr.
In einer bösen Vorahnung blickte Romana Hel’gara nach oben, und da passierte es auch schon: Riesige Teile aus dem schützenden Glasdach brachen ab und flogen wie tödliche Geschosse zu Boden.
Ein meterlanger Glassplitter bohrte sich in die Palme neben Romana Hel’gara. Die grünen Wedel eines zweiten Baumes wurden von einem herumfliegenden Teil regelrecht abgesäbelt.
Ein armlanger Splitter surrte knapp an Romana Hel’gara vorbei und schlug gegen den Tontopf der nächsten Palme, wo er zerbrach.
Wie bei einem Spießrutenlauf hechtete Romana Hel’gara zwischen den herabfallenden Trümmern durch. Der Sturm pfiff durch die Löcher im Dach und zerrte an den Palmen, die ihm nichts entgegenzusetzen hatten.
Romana Hel’gara hatte nur noch einen Gedanken: Sie musste von hier verschwinden.
Der Sturm brachte auch die Kälte mit. Hatten vorher noch an die plus zehn Grad Celsius unter dem Dach geherrscht, näherte sich die Temperatur in der kollabierenden Halle rasch dem Nullpunkt. Aber erst als sie endlich den überdachten Vorplatz verließ, realisierte Romana Hel’gara, wie kalt es inzwischen wirklich geworden war. Ihre Fingerspitzen schmerzten innerhalb von Sekunden, ihr Atem bildete weiße Nebel in der Luft, jeder Atemzug schmerzte.
Jenseits des Gartens, auf der anderen Seite einer vierspurigen Straße, wartete ein
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