Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung
ihrer Kollegin zu. »Mein Pad hat die Verbindung zum Satelliten verloren!«
Die andere Wissenschaftlerin widmete sich ihren Pads und versuchte offenbar, ein Touchscreenfeld zu aktivieren. »Es geht nicht!«, rief sie schließlich.
»Yamal«, sagte Magali. Auf dem durchsichtigen Pad erschien die leitende Wissenschaftlerin der Station. »Wir …«
Weiter kam Magali nicht. Das Bild ihres Gegenübers verblasste.
»Ziel verloren«, blinkte am unteren Rand des Hauptbildschirms, und auch Celene konnte erkennen, dass der Laserstrahl an der Antenne vorbei zielte.
Über das große Bild der Station auf der Eisinsel legte sich ein Schleier. Es wurde unscharf und …
Celene hielt den Atem an.
Brocken aus Eis und gepresstem Schnee wirbelten empor, wurden schneller und erinnerten schließlich an eine rotierende Walze, die alles niedermähte, was ihr in die Quere kam.
Die ersten Schneeklumpen schlugen gegen das Objektiv der Erfassungskamera, klebten sie zu, rissen sie um …
Und dann war da nichts mehr.
Der Alarm gellte durch das Schiff.
»Empfange von Yamal starke Erschütterungen«, erklang die Stimme der Kommandantin. »Dort braut sich ein Wirbelsturm zusammen, der direkt auf uns zuhält.«
Im allgemeinen Getümmel stand Celene auf. Als niemand zu ihr her sah, holte sie ihr gläsernes Kom-Modul aus der Handtasche.
»Machen Sie Objekt E bereit«, flüsterte sie ins Mikrofon, als die Gegenstelle sich meldete.
*
Romana Hel’gara wartete auf der Toilette, bis das Alt-Tanitische Museum endlich für Besucher geschlossen wurde.
Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die letzten Frauen das Museum verließen.
Der charakteristische Ton der hydraulischen Automatiktür zur Toilette ließ Romana Hel’gara aufblicken.
»Ist hier noch jemand?«, erklang die befehlsgewohnte Stimme einer Museumswärterin. »Wir sperren jetzt zu.«
Schritte auf dem Steinboden zeugten davon, dass die Wärterin zum Ende des Ganges vor den Toiletten ging. Romana Hel’gara setzte einen Fuß seitlich auf die Umrandung der Toilettenschüssel und schob ihren Körper an der Seitenwand zur benachbarten Kabine hoch.
Das Scharnier einer Tür nicht weit von Romana Hel’gara quietschte.
Dann ein zweites.
Die Wärterin kam näher.
Romana Hel’gara schielte zum Türblatt.
Ein Stoß und die Tür schwang nach innen auf.
Durch den Spalt sah Romana Hel’gara den Ärmel einer dunkelblauen Uniform.
Sie streckte die Hand aus und stoppte mit dem Finger sanft die Bewegung der Tür, die daraufhin wieder zurückschwang.
… und die Schritte gingen weiter bis zum Ausgang, der leise zischend zur Seite fuhr. Die Wärterin murmelte noch etwas Unverständliches und betätigte den Lichtschalter.
Finsternis legte sich über die Toilettenanlage.
Romana Hel’gara kletterte von der Kloschüssel herunter. Unter Infrarotsicht konnte sie die mitgebrachte Tasche glühen sehen, an der sie sich angelehnt hatte.
Nun konnte ihre Verwandlung beginnen.
Leuchteffekte waberten über Romana Hel’garas Haut.
Als Erstes verwandelte sich Romana Hel’garas Haar. Es wurde fülliger und stärker gewellt, auch der blonde Farbton wurde etwas dunkler. Das hagere Gesicht einer Durchschnitts-Tibaa wurde breiter, die Wangenknochen verschoben sich nach unten und auch die Beine wurden um fünf Zentimeter kürzer.
Aus der Tasche holte Romana Hel’gara die dunkelblaue Hose und zog sie über den Overall, von dem sie sich nur ungern getrennt hätte.
Mit dem magentafarbenen Blazer komplettierte sie ihr Outfit. Mehr als die Hälfte ihrer Geldmarken hatte sie dafür verwenden müssen, aber nun würden die Überwachungskameras höchstens die Umweltministerin Celene auf ihre Datenspeicher bannen.
Romana Hel’gara schlich sich hinaus.
In der Vorhalle brannte ein Nachtlicht, das die Absperrungen und den glatten Marmorboden erhellte. Zwischen dem Stuck an der Decke erkannte Romana Hel’gara eine Kamera, die auf den Eingang gerichtet war.
Das polierte, dunkle Holz des Seiteneingangs glänzte verheißungsvoll, doch davor hatten die Tibaa einen DNA-Scanner gesetzt.
Ein grünes Oval von der Größe eines Daumenabdrucks leuchtete in fluoreszierendem Grün, eine winzige Hohlnadel ragte aus dieser Fläche. Romana Hel’gara streifte mit einem Spatel Hautschuppen und ein winziges Tröpfchen Blut von Celene auf die Nadel, die sich daraufhin in die Apparatur senkte.
Romana Hel’gara wartete geduldig.
Klick.
Die Sicherung der Tür hatte entriegelt. Jetzt sah sie auch das Symbol neben der
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