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Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung

Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung

Titel: Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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Ausprägung der Chromosomen war in Ordnung. Da ist nichts.«
    Das Nachrichtenfenster drängte sich ungefragt in den Vordergrund. »Statt zu tanzen, solltest du dich mit mir bewegen, und zwar rhythmisch«, stand in der Nachricht, versehen mit dem Bild eines Schmollmunds.
    Wütend schloss Anjuli den Nachrichtendienst.
    »Und wieso habe ich diese Schmerzen, Frau Doktor?« Belida hielt sich den Bauch und krümmte sich im Bett zusammen.
    »Das sind Nebenwirkungen der Behandlung. Erst die Drosselung der Funktion der Eierstöcke, dann die Hormongaben, um mehrere Eizellen gleichzeitig zu gewinnen, und dann nochmals Hormone, um den Follikelsprung auszulösen. Da dürfen Sie sich nicht wundern, wenn das alles zu Schmerzen im Unterleib, Übelkeit und Atemnot führt.« Wohlweislich verschwieg ihr Anjuli, dass auch die Stimmungsschwankungen typisch für den Stress waren, der durch die Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung ausgelöst wurde.
    Auch wenn die Nebenwirkungen der Intrazytoplasmatischen Eizelleninjektion im schlimmsten Fall sogar bis zum Tod führen konnten, so bewunderte Anjuli doch diese Methode, die vor über zweihundert Jahren erfunden worden war, um ein Aussterben der Tibaa zu verhindern.
    Bei dieser Methode waren veränderte Schlüsselgene nötig, damit zwei Eizellen miteinander verschmelzen konnten. In den Keimzellen waren üblicherweise unterschiedliche Gene abgeschaltet, sodass bei zwei unbehandelten Eizellen bestimmte Informationen für die Entwicklung des Keimlings fehlen würden. Die Technik veränderte das genomische Imprinting einer Zelle so, dass sie epigenetisch einem Spermium ähnelte. Anjulis Hauptaufgabe war dabei, herauszufinden, welche epigenetischen Schalter chemisch »bedient« werden mussten, damit die beiden Eizellen zu einem lebensfähigen Organismus verschmelzen konnten.
    Ein erster Schritt waren die drei Gentypen, die den Namen einer Frau bestimmten: so wie bei ihr selbst AnJuLi, oder BeLiDa bei der Frau vor ihr auf dem Bett. Je unterschiedlicher diese drei Gentypen bei den beiden zu verschmelzenden Eizellen waren, desto höher war die Erfolgswahrscheinlichkeit. Nicht, dass Anjuli auf diese Idee gekommen wäre, dafür war Belida nicht ihr Typ, aber allein das doppelt vorkommende »Li« in ihrer beider Namen verbot, dass sie gemeinsame Kinder haben konnten. Alle anderen Hindernisgründe konnte nur das Helium-Ionen-Mikroskop im Labor der Klinik ausschalten.
    Anjuli lud ein leichtes Schmerzmittel in die Injektionspistole.
    »Es wird Ihnen gleich besser gehen«, sagte sie und drückte den Düsenkranz auf den Oberarm der Frau. Es zischte nur kurz, als sie den Auslöser betätigte. Sofort wurde Belida ruhiger.
    »Wissen Sie was«, fuhr Anjuli fort. »Wir haben noch zwei eingefrorene Eizellen – für ein Schwesterchen.«
    Jetzt lachte Belida. Anjuli hatte die Patientin dort, wo sie sie haben wollte.
    »Was ist mit den Schmerzen?«, wollte sie wissen.
    »Danke, Frau Doktor. Ich spüre fast nichts mehr.«
    »Das freut mich«, sagte Anjuli. In zwei Tagen würde Belida über den Berg sein und zu jenen 45 Prozent der Tibaa gehören, die bei ihrer ersten In-vitro-Fertilisation schwanger wurden und ein gesundes Mädchen austrugen.
     
    *
     
    Romana Hel’gara lief die Stufen von der Empore hinunter. Als sie das Podest mit der leeren Kuppel im Schein der dunkelroten Notbeleuchtung umrundet hatte, blieb sie stehen. Da war nichts.
    Nur eine blau blinkende Leuchtdiode am Sockel zeigte an, dass hier bis vor Kurzem etwas Schützenswertes untergebracht gewesen war.
    Romana Hel’gara dachte an Jersel, der mit der Kraft eines Akoluthorums einen ganzen Planeten und zwei Völker unterdrückt hatte. Um ein Haar wäre dieses Amulett vernichtet worden.
    Geschah hier das Gleiche?
    Celene, die Umweltministerin, hatte am Morgen das Museum besucht, und ihr Ziel war das wertvolle Objekt in diesem Raum gewesen.
    Ein Blitzschlag unterbrach Romana Hel’garas Gedanken.
    Trotz der getönten Fensterscheiben flackerte sein Widerschein über die Wände. Und unmittelbar darauf folgte ein zweiter Blitz. Das Podest mit der Glaskuppel warf mächtige drohende Schatten. Der Donner grollte und ging in einen zweiten über.
    Draußen krachte es. Das Heulen des Sturms hob an, pfiff um das Museum und drückte mit aller Macht gegen die Scheiben.
    Ein weiterer Blitz erhellte den Raum, direkt gefolgt vom Donner.
    Das Notlicht fiel aus.
    Es roch nach verschmorten Drähten. Auch die kleine blaue LED, die Romana Hel’gara zuvor entdeckt hatte,

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