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Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung

Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung

Titel: Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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Glasplatte.
    Frei.
    Romana Hel’gara stieß die Tür auf.
    Dahinter glomm die nächtliche Notbeleuchtung in tiefem Rot und tauchte die Schaukästen in die Farben der Vorhölle. Langsam, in der Art von Gang, den sie Celene abgeschaut hatte, schritt Romana Hel’gara an den Vitrinen entlang. An der Abzweigung lief sie die Rolltreppe hinauf, die längst abgeschaltet war und die sich auch nicht von ihrer Legitimation als Ministerin beeindrucken ließ.
    Auf dem oberen Absatz stoppte Romana Hel’gara. Quer über den Weg leuchteten im Abstand von zehn Zentimetern zwei Laserstrahlen. Sie waren kaum wahrnehmbar, weil nur wenige Luftmoleküle mit dem Laser interagierten.
    In ihrer Verkleidung als Celene war Romana Hel’gara berechtigt, sich in diesen Hallen aufzuhalten. Aber die Frage war, ob sie nachts in den Trakt mit höheren Sicherheitsvorkehrungen durfte.
    Sollte sie den Laser auslösen, weil ohnehin nur Celene erfasst werden würde? Oder würde sie auffallen, wenn sie ihre Infrarotsicht dazu verwendete, die Laser auszutricksen?
    Romana Hel’gara entschied sich, über die Laser zu springen, auch auf die Gefahr hin, dass eine Kamera weiter hinten im Gang sie erfassen könnte.
    Romana Hel’gara sprang – und landete vor einer Vitrine, in der eine nackte Tibaa stand.
    Tiban , blitzte Reas Übersetzung auf, ausgestorben vor 196 Jahren.
    Das war offenbar keine Tibaa. Das war ein männlicher Tiban!
    So war das also! Die Männer der Tibaa stellten auf diesem Planeten einen Seitenzweig der Evolution dar, der ausgestorben war.
    Romana Hel’gara wandte sich von dem Schaukasten ab.
    Schnell legte sie die letzten Schritte zur Empore zurück.
    Doch auf der ersten Stufe von der Empore blieb sie stehen.
    Dort war nichts.
    Der Platz unter der Kuppel war leer.
     
    *
     
    »Tanz für mich!«, stand lapidar in der Textnachricht auf ihrem Pad.
    Als ob sie den Bauchtanz deswegen betrieb.
    Anjuli wollte sich frei und unbeschwert dabei fühlen, ohne jeden Hintergedanken. Sie tanzte nicht, um jemanden zu verführen. Aber das verstanden die meisten Frauen nicht, die sich bei ihr gemeldet hatten. Sie sahen nur, was sie sehen wollten, und das war bestimmt nicht das Bild, das Anjuli hatte erzeugen wollen.
    Auf dem Pad erschien eine schwarz gelockte Frau, die sich über die Lippen leckte. »Bei mir kannst du zweimal am Tag Sex haben«, ertönte ihre Stimme im Funkadapter in Anjulis Ohr, »nicht nur einmal in zwei Jahren. Wenn du willst, noch heute.«
    Anjulia seufzte auf.
    Als Anjuli am Schwesternzimmer vorbeiging, drehte sie den Kopf weg. Wie zufällig strich sie mit der Hand über ihre Haare. Sie konnte nur hoffen, dass keine der Krankenschwestern ihre roten Ohren sah. Es reichte schon, dass alle in der »Klinik zum erfüllten Kinderwunsch« wussten, dass sie in der Show gewesen war.
    Anjuli bog um die Ecke in den Gang, in dem die neuen ICEI-Mütter lagen. In diesen Vierbettzimmern lagen die jungen Frauen unmittelbar nach der Intrazytoplasmatischen Eizelleninjektion hauptsächlich zu ihrer eigenen Sicherheit. Die anderen im Zimmer sahen die Nebenwirkungen der Hormonbehandlung oft früher als die eigentlich Betroffenen. So konnte das Krankenhauspersonal frühzeitig helfend eingreifen, so wie jetzt.
    Vorsichtig drückte sie die Klinke zu Zimmer 12 hinunter.
    Wenn die Patientin schlief, konnte sie später nochmals wiederkommen.
    »Frau Doktor!«, krähte ihr die Frau von 12a entgegen. »Gut, dass Sie kommen.«
    Soviel zum Thema Schlafen.
    Anjuli klickte das Nachrichtenfenster auf dem Pad weg und holte die Krankenakte der Frau auf den Bildschirm.
    Sie wusste, dass der Frau körperlich nichts fehlte, aber ein wichtiger Blick der Ärztin beruhigte im Allgemeinen die Patientinnen.
    »Belida«, sagte Anjuli und schloss kurz die Augen. »Was ist denn los?«
    »Mich quält immer wieder die gleiche Frage«, sagte sie und begann zu weinen. »Was ist, wenn mein Kind eine Erbkrankheit hat?«
    Anjuli legte ihr die Hand auf die Schulter. »Das kann ich verstehen, aber wir tun alles Mögliche, damit Sie Ihr Wunschkind bekommen.«
    Die fürsorglichen Worte verfehlten bei der Frau ihre Wirkung.
    »Aber ich sorge mich so um mein Baby!«, rief sie trotzig. Die drei anderen Frauen blickten schon zu ihnen her.
    »Das haben wir doch schon besprochen«, sagte Anjuli. »Wir haben Ihre Eizellen und die Ihrer Partnerin auf Fehler im Erbgut überprüft. Beide Chromosomensätze haben keine Auffälligkeiten in Bezug auf Erbkrankheiten ergeben. Und auch die Anzahl und

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