Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung
du doch schwerer verletzt bist.«
»Schwerer?«, echote Romana Hel’gara. »Was ist passiert?«
»Ich habe dich gefunden«, antwortete die Rothaarige.
»Gefunden?«
»Du musst wohl auf dem Eis ausgerutscht sein.«
Romana Hel’gara erinnerte sich an den Orkan und wie sie gestürzt war.
»Wo bin ich hier?«, fragte Romana Hel’gara.
»Oh, entschuldige.« Die Frau lächelte und ihre Kristalle blinkten wie lebendige Wesen. »Ich bin Ärztin, ich heiße Anjuli. Und du befindest dich in meiner Wohnung.«
Ein konfuses Bild von einem Sofa mit acht Frauen glitt durch Romana Hel’garas Erinnerung, aber der Zusammenhang erschloss sich ihr nicht.
»Bei der Eisglätte wäre es unverantwortlich gewesen, dich in die Klinik zu bringen«, erklärte Anjuli, die Romana Hel’garas fragenden Blick falsch deutete.
»Romana Hel’gara«, sagte Romana Hel’gara. »Ich meine, ich heiße … Romana Hel’gara.«
»Das hatte ich vermutet«, sagte Anjuli.
Romana Hel’gara schreckte hoch. »Woher?«, fragte sie verwirrt.
»Der Zettel in deinem Overall«, sagte Anjuli. »Er war das Einzige, was du abgesehen von den Geldmarken bei dir hattest. Und darauf stand Ro-Ma-Na.«
Der Zettel, den sie mit Reas Hilfe in der Bibliothek angefertigt hatte! Aber wieso betonte Anjuli ihren Namen so komisch wie Basima in der Bar an der Uferpromenade? Romana Hel’gara starrte die Ärztin verständnislos an.
Anjuli schüttelte den Kopf. »Ihr jungen Leute vom Land«, sagte sie und grinste. »Jetzt wette ich, dass du auch keine Nummer trägst.«
Romana Hel’gara überlegte, was das nun wieder zu bedeuten hatte.
»Meine Nummer ist zehn«, sagte Romana Hel’gara in Erinnerung an den Namen, den die Menschen für Makato Zan verwendet hatten, Sol X.
»Na siehst du«, sagte Anjuli mit leichtem Tadel in der Stimme. »Dann ist ja alles in Ordnung. Und deine Blutanalyse hat lediglich ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma ergeben.«
Die Ärztin hatte also ihr Blut untersucht. War dabei ihre Tarnung als Tibaa aufgeflogen?
Romana Hel’gara verscheuchte den Gedanken. Offensichtlich hatte Anjuli bislang keinen Verdacht geschöpft.
»Was macht die Platzwunde am Hinterkopf?«, fragte Anjuli und setzte sich auf die Bettkante.
Romana Hel’gara drehte ihr die Stelle zu und war froh, dass sie sich noch nicht selbst geheilt hatte, indem sie sich einfach in einen gesunden Körper transformierte. Auch wenn ihr Kopf noch immer von hämmernden Schmerzen heimgesucht wurde, so musste sie das in Kauf nehmen, um keinen Verdacht zu erregen.
»Ja, sieht gut aus«, kommentierte Anjuli.
Romana Hel’gara konnte ihren Atem an ihrem Ohr spüren. Sie drehte sich zu der Ärztin um. Dabei streiften Anjulis flammend rote Haare ihre Schultern.
Ganz nahe waren nun Anjulis Augen, ihre Nase, ihr Mund …
»Empfindest du nichts für mich?«, fragte sie verlegen.
»Warum fragst du?«, antwortete Romana Hel’gara.
»Du reagierst nicht auf mich.« Anjulis mittlere Kristalle auf ihren Wangen glommen rhythmisch violett auf.
Romana Hel’gara verstand!
Ein kurzes, grünes Flackern , blendete Rea ein. In diesem Takt.
Vor Romana Hel’garas Augen erschien eine Rechteckschwingung von wenigen Millisekunden, die Romana Hel’gara mit ihren Kristallen nachahmte.
Anjuli atmete tief aus.
Das ist das Muster, das ich vor einer Minute von Anjuli empfangen habe , meldete Rea.
»Eine solche Reaktion in etwa hatte ich gemeint.« Anjuli stand auf, kniete sich auf das Bett und beugte sich erneut zu ihr herunter.
Dabei erhaschte Romana Hel’gara einen Blick auf Anjulis kleine, spitze Brüste, die unter dem Arztkittel hervorblitzten.
Sie umfasste Anjulis Hüften und fuhr mit den Fingern daran entlang.
Anjuli schmiegte sich eng an sie, sodass Romana Hel’gara die Form ihrer Sommersprossen erkennen konnte.
Als Anjuli sich hinunterbeugte, um Romana Hel’gara zu küssen, hatte Romana Hel’gara das Gefühl von Vertrautheit, denn das gleiche hatte sie mit Ashley Briggs erlebt.
*
In der Zwischenzeit war erneut die Nacht über Tanit hereingebrochen. Romana Hel’gara hatte ihren Körper zumindest innerlich geheilt, was ihr wenigstens das Gefühl permanenter Benommenheit nahm. Und auch ihre Gedanken waren wieder klarer.
Vor einer Stunde hatte Anjuli das Zimmer verlassen. Romana Hel’gara hatte so getan, als würde sie schlafen.
Romana Hel’gara streckte sich im Bett aus und lauschte in die Nacht, aber nichts rührte sich.
Sie wusste nicht, wo sich Anjuli befand. Vielleicht war
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