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Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung

Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung

Titel: Sternenfaust - 192 - Romanas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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beleuchtetes Wohnhaus, in dessen Eingangshalle sie sich retten könnte.
    Romana Hel’gara sprintete los.
    Erst spürte sie einen kalten Regentropfen auf ihrer Haut, dann einen zweiten.
    Die Tropfen prasselten auf den purpurfarbenen Blazer und froren sofort fest. Neben Romana Hel’gara knisterte und knackte es. Im Licht der fernen Fenster des Wohnhauses glitzerte Eis auf den Zweigen der Bäume.
    Nur zwei, drei Meter trennten sie noch vom Ende des Gartens.
    Zu spät erkannte Romana Hel’gara, dass der Weg vor ihr verdächtig glitzerte, da rutschten ihr auch schon die Füße weg und sie verlor das Gleichgewicht.
    Das Letzte, was sie sah, waren die eisverkrusteten Zweige über ihr – und dann wurde Romana Hel’garas Universum schwarz.
     
    *
     
    Das Elektroauto fuhr über die Stadtschnellstraße, die in Nord-Süd-Richtung quer durch Tanit verlief.
    Anjuli schüttelte den Kopf. Da musste sie einmal im Monat turnusmäßig Dienst in der Klinik schieben, und die einzige Chance, nach einem patientenreichen Tag nach Hause zu gelangen, war im geliehenen Elektroauto, weil die öffentlichen Verkehrsmittel längst nicht mehr unterwegs waren, zumindest nicht in den nördlichen Außenbezirken.
    Anjuli sah von ihrem Pad auf. Um diese Uhrzeit fuhren auf der vierspurigen Schnellstraße kaum noch Fahrzeuge, sodass der Computer des Wagens seine Geschwindigkeit noch kein einziges Mal an die eines anderen Fahrzeugs hatte anpassen müssen.
    Das Head-up-Display aktivierte auf der Frontscheibe eine Glatteiswarnung, aber wann hatte es das in den letzten Jahren bei der Heimfahrt aus der Klinik nicht getan?
    Siebenhundertachtzehn Nachrichten füllten Anjulis private Mailbox, und das, obwohl sie schon an die hundert der zweifelhaften Kommentare auf dem Weg von einer Patientin zur nächsten angesehen und sofort gelöscht hatte.
    Wahrscheinlich war es doch die falsche Entscheidung gewesen, zu Wer will dich? zu gehen. Bei einem Kochkurs hätte sie wenigstens noch den Zusatznutzen gehabt, dass sie ihr Essen nicht mehr in die Ordination liefern lassen müsste.
    Wind kam auf und fegte ausgedörrte Blätter von den Bäumen, aber die Lampen des Altstadttunnels, der unter dem Zentrum von Tanit durchführte, leuchteten schon in lockendem Gelb.
    Das Elektroauto überholte ein langsameres Wasserstoffmobil, das wegen seines Wasserdampfausstoßes nur mit der halben Geschwindigkeit von Anjulis Leihwagen fahren durfte, und reihte sich auf der äußerst rechten Spur ein.
    Regentropfen zerplatzten auf der Frontscheibe und hinterließen glitzernde Streifen auf der nanobeschichteten Oberfläche, ehe der Fahrtwind sie von der Scheibe fegte.
    Anjuli wandte sich wieder ihrem Pad zu. Allein schon an den Betreffzeilen erkannte sie, wessen Geistes Kind die Nachrichten waren.
    Nur eine Nachricht war anders gewesen.
    Anjuli rief sie auf.
    »Liebe Anjuli«, stand da in einer altmodischen Textnachricht ohne Schnörkel und Küsschengraflken, »ich habe in deinem …«
    Plötzlich wurde es im Wagen dunkel. Anjuli hob den Kopf.
    Die gelben Lichter an den Tunnelwänden waren verschwunden. Nur die Front-LEDs ihres Wagens erhellten den Tunnel, denn nicht einmal die Wegweiser zeigten mehr etwas an.
    Ein Energieausfall?
    Ein Teil der Beleuchtung ging wieder an, und auch die Hinweisschilder zeigten einen Text an, wenn es auch nur ein unpersönliches »Achtung!« war.
    Davon völlig unbeeindruckt glitt das Elektroauto dem Ende des Altstadttunnels entgegen.
    Hinter dem Portal glänzte die Straße vom Regen. Oder war das Eis?
    Dumpf erinnerte sich Anjuli an die Glatteiswarnung, als der Wagen auch schon vom trockenen Tunnel bergauf ins Freie rollte.
    Unvermittelt prasselten schwere Tropfen auf die Scheiben. Wie ein zäher Film wälzten sie sich über das Glas.
    Das war kein gewöhnlicher Regen.
    Aus den Augenwinkeln sah Anjuli, wie etwas Purpurfarbenes durch die Luft wirbelte. Sie drehte sich um.
    Da lag tatsächlich jemand auf der anderen Straßenseite auf dem Bürgersteig.
    »Anhalten!«, rief sie dem Autopiloten zu.
    Anjuli wurde gegen die Tür gepresst, als der Wagen ins Schlittern geriet.
    Klopfend setzte das Antiblockiersystem ein, überlagert von dem kratzenden Geräusch der automatisch aus den Reifen ausfahrenden Spikes.
    Nur zögernd kam der Wagen zum Stehen.
    »Tür öffnen!«, befahl Anjuli. Sie stieg aus dem Wagen und hörte noch ein zynisches »Glatteiswarnung!« der Automatik.
    Um ein Haar wäre sie wirklich ausgerutscht, aber sie konnte sich rechtzeitig am Türgriff

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