Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
Vom Netzwerk:
liegende Missie vorsichtig aus dem Shuttle-Wrack hoben.
    »Wie nennen sich die Waldmenschen eigentlich selbst?«, wollte Kendra von Turanagi wissen.
    »Wir müssen sie fragen. Die Geistsprache erlaubt mir nur die Verständigung mittels Vorstellungen und Gefühlen.«
    »Also gut«, sagte Kendra und machte ein paar Schritte auf einen im Hintergrund stehenden Waldbewohner zu, der einen mächtigen, auf dem Rücken festgeschnallten Bogen trug.
    Turanagi folgte ihr.
    »Mensch!«, sagte Kendra und wies mit beiden Händen erst auf sich selbst und dann auf Turanagi: Dann wiederholte sie das Ganze noch einmal. Schließlich wies sie nacheinander auf den Fremden und seine Gefährten.
    »Tum’duni!«, antwortete der Fremde mit tiefer, warmer Stimme und wackelte ein wenig mit dem Kopf, was möglicherweise ein Ausdruck von Bekräftigung war.
    »Tum’duni …«, wiederholte Kendra mit leiser Stimme.
    »Ich spüre seine freundschaftlichen Gefühle«, sagte Turanagi. »Und noch etwas. Es ist … es ist Ehrerbietung.«
    »Ehrerbietung?«
    »Ja. Und zwar … vor allem Ihnen gegenüber, Doktor Scott.«
    »Weshalb diese Bevorzugung? Besitzen die Tum’duni eine matriarchale Gesellschaftsordnung?«
    »Das kann ich noch nicht sagen. Sie, Doktor Scott, wirken jedenfalls wie … nun – wie eine Art Engel auf ihn.«
    »Charmant.«
    Turanagi schloss die Augen. »Jetzt sehe ich ein flammendes … ich sehe unser abstürzendes Shuttle. Die Tum’duni haben unseren Absturz beobachtet. Und zwar mit demselben Gefühl der Freude und Ehrerbietung.«
    »Eine Freude, die ich nicht recht zu teilen vermag«, erwiderte Kendra kühl.
    »Mensch«, sagte der Tum’duni und wies mit der bräunlichen Hand auf Kendra. Und dann sagte er: »Mensch Tar’tarishi!«
    »Wie?«, fragte Kendra.
    »Tar’tarishi!« Der Tum’duni sank auf sein Knie.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wandte sich Kendra an Turanagi.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich denke, ich kann es herausfinden.«
     
    *
     
    Einerseits war die Freude auf der Brücke groß, als Commander Austen den optischen Datenstrom auf den Hauptschirm legte; andererseits wurde rasch klar, dass es drei der Marines nicht geschafft hatten.
    Über eine schmale Lichtung nördlich der Absturzstelle wanderte eine kleine Kolonne jener rotbraun gelockten Bewohner, denen man bereits in der westlich gelegenen Stadt ansichtig geworden war, wo sie sich einem luxuriösen Leben hingaben. Diese hier allerdings verweigerten sich nicht der Arbeit: Sie transportierten drei Tragen, auf denen – wie Zoom und biometrische Erkennung ergaben – Shuttle-Pilot Thelko Gensheimer, Marine Jayden Borgstedt und Missie lagen. Äußerlich unversehrt wanderten Dr. Kendra Scott und Turanagi in der Kolonne der Fremden mit.
    »Es sieht nicht nach Entführung und Gefangennahme aus«, kommentierte Commander Jane Wynford.
    »Nein«, stimmte Dana zu. »Sie haben Hilfe bekommen. Jetzt brauchen wir Taro dringender denn je. Ohne ihn können wir unsere Leute – und vor allem die Verletzten – nicht bergen.«
    Nur Sekunden später verschwand der kleine Treck wieder im Wald.
     
    *
     
    Einige kleine Feuer brannten beinahe rauchlos im Lager der Tum’duni, das sich zwischen etwa einem Dutzend der mächtigen Trichterbäume erstreckte. An hölzernen Dreifüßen hingen bronzene Kessel über den Feuern und verströmten den würzigen Duft ihres brodelnden Inhalts. Tum’duni-Kinder sprangen zwischen den Zelten hin und her, ohne dass die einsetzende Dämmerung ihren verspielten Eifer hätte schwächen können.
    Kendra ruhte an einen der mächtigen Stämme gelehnt – nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Verletzten bei den Tum’duni in guten Händen waren.
    Vor Kendra standen etliche hölzerne Teller und Platten, auf denen sich wohlriechende Speisen häuften, sowie ein hölzerner Pokal mit einem leicht alkoholhaltigen Beerensaft und einer mit klarem Wasser. Verschiedene Tum’duni hatten ihr die Gaben in scheuer Ehrfurcht gebracht, nicht ohne zuvor das Knie zu beugen und sie mit Tar’tarishi anzusprechen.
    Kendra bemerkte, wie eine Gestalt in der Dämmerung auf sie zukam, und einige Augenblicke später erkannte sie Turanagi im fluoreszierenden Licht einer der Biolumineszenz-Quallen, welche die Tum’duni mit Faserfäden an das Unterholz banden.
    Die leuchtenden Wesen kontrahierten im Sekundentakt, schwangen nach rechts und links und hingen an ihrer Schnur wie ein Drache im Wind. Kendra hatte bereits gesehen, wie einige Tum’duni Leuchtquallen

Weitere Kostenlose Bücher