Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum
konntest du die Prana-Energie nicht mehr wahrnehmen«, fuhr Asuro fort. »Und deine Überzeugung davon, dass dein Epone starb, lässt in dir kein anderes Bild mehr von der Realität zu.«
»Und jetzt«, sagte Mithra, »da du weißt, dass es Eponen nicht wirklich gibt, würde es dir noch schwerer fallen, sie wieder als solche wahrzunehmen.«
»Warum habt ihr mir dann diese Möglichkeit genommen?«, fragte Taro erbost.
»Weil du dich sonst hier im Nullum verlieren würdest«, erklärte Asuro. »Du würdest dich in deinen Fantasien unrettbar verirren, bis hin zum Wahnsinn. Du hättest dir deine eigene Hölle geschaffen, ausgehend von den Legenden, die dir Femris erzählt hat. Doch nun haben wir einander finden können.«
»Was uns nicht viel nützt«, sagte Taro bitter.
»Damit hat er leider recht!«, gab Asuro zu.
Mithra erwiderte nichts darauf, was Taro misstrauisch machte. Doch als Asuro weitersprach, dachte Taro nicht weiter über Mithras Verhalten nach.
»Als die Energien freigesetzt wurden, entwickelten sich zwei Philosophien«, erklärte Asuro. »Die einen glaubten, die neuen Energien seien ein Zeichen. Man müsse ihnen folgen, weil sie die Richtung weisen würden, und es bliebe nichts anderes übrig, als mit diesen Energien zu verschmelzen.«
»Sprichst du von den Skianern?«, wollte Taro wissen. »Aber sie nutzen die Anti -Prana-Energie.«
Asuro lächelte. »Ein Mythos, der entstand«, sagte er.
Taro verstand nicht. »Soll das heißen, es gibt auch keine Anti-Prana-Energie?«
»Gut und böse, heilig und unheilig, minus und plus. Mag sein, dass sich viele so ihre Welt erklären.«
»Willst du wirklich sagen, dass das, was meine Familie infizierte, was ihren Tod herbeiführen wird, die gleiche Energie ist wie jene, die mich unbeschadet durchs All fliegen lässt?«
»Die Skianer strebten nach der Symbiose zwischen den frei gewordenen Energien und der Materie. Sie waren überzeugt, dass das, was wir als Realität wahrnehmen, im Wandel begriffen ist.«
Taro erinnerte das alles an etwas, und schließlich erkannte er es. Er hatte es von Dana Frost erfahren. Ihre Galaxie war von den Kad’Chie heimgesucht worden. Diese Wesen hatten den hyperdimensionalen Raum bevölkert. Um in den Normalraum zurückkehren zu können, mussten sie diesen verändern. Alle Lebewesen, die auf diese Veränderung nicht vorbereitet waren, würden sterben. Ihr Ziel war es, eine höherwertigere Daseinsstufe zu erzielen. Wollten die Skianer im Grunde das gleiche wie die Kad’Chie?
»Was wollen die Skianer mit den Akoluthoren?«, erkundigte sich Taro.
»Die Akoluthoren sind ein Schlüssel zu der Energie, welche die Transformation vorantreibt«, sagte Asuro. »Sie fürchten sich jedoch vor dem, was geschieht, wenn die Akoluthoren vereint werden.«
»Sie fürchten sich vor dem Gleichgewicht der Kräfte?«, wollte Taro wissen.
»Sie fürchten sich vor dem Erlöschen der Kräfte«, sagte Asuro. »Sie denken wie Femris und der Kult der Weisen!«
»Ich begreife noch immer nicht ganz«, antwortete Taro zögerlich, obwohl er langsam zu verstehen drohte.
»Wenn die Akoluthoren vereint sind, werden die Tenebrikoner verschwinden. Deine Leute werden geheilt sein. Doch es wird auch keine Eponen mehr geben. Niemand wird mehr in der Lage sein, die Energie, die wir Prana-Energie nennen, zu nutzen. Erst durch das Ungleichgewicht der Kräfte wurde das Tor zu einer weiteren Dimension aufgebrochen. Wird das Gleichgewicht wieder hergestellt, wird dieses Tor verschlossen.«
Taro musste schlucken. »Wenn das der Preis ist, dann soll er bezahlt werden.«
»Viele Völker aber brauchen die Eponen«, sagte Asuro. »Manche Kolonie wäre nicht fähig, ohne die Eponen zu überleben. Die Weisen des Zirkels wollen nicht, dass die Skianer siegen. Sie wollen nicht, dass alles und jeder von der hyperdimensionalen Energie infiziert wird. Aber sie wollen auch nicht, dass die Akoluthoren vereint werden.«
»Dann verfolgen die Skianer und die Weisen das gleiche Ziel?«, wollte Mithra wissen. »Sie beide wollen, dass die Botin des Erloschenen Reiches scheitert?«
»Darum geht es schon lange nicht mehr. Was einst tiefe religiöse Überzeugung war, ist längst einem schlichten Machtkampf gewichen«, sagte Asuro. »Solange niemand zu viel Macht für sich beanspruchte, ließ man einander gewähren. Ab und zu schlugen die Ankrilen Übergriffe der Tenebrikoner zurück, ab und zu übergab man eine Kolonie an die Skianer. Eingeweiht waren nur die Weisen, nicht so
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