Sternenfaust - 198 - Verzweiflung (1 of 2)
Zeitlinie denken sollten, dann an die eine, die jetzt vor uns liegt. Darum geht es jetzt. In die Zukunft zu blicken.«
»Darin warst du schon immer recht gut«, sagte Vince und gab ihr einen Kuss.
»Heute nicht, das kann ich dir versichern.«
»Dabei ist gerade heute der Tag, an dem es um nichts anderes gehen wird«, sagte Vince und nickte.
»Heute wird über unsere Zukunft und die der STERNENFAUST entschieden«, sagte Savanna und schloss die Augen. »Und mit uns über die Zukunft der gesamten Menschheit.« Sie versuchte, diese Worte auf sich wirken zu lassen, um ihre wahre Bedeutung zu erfassen, aber letztlich spürte sie gar nichts. In Wahrheit hatte sie die Tragweite der jüngsten Ereignisse noch immer nicht wirklich begriffen.
Vince drückte sie ein wenig fester an sich, und Savanna legte ihren Kopf zurück ins Kissen.
Am liebsten hätte sie die Zeit angehalten, damit dieser Augenblick niemals enden konnte. Sie würde dann einfach hier liegen bleiben und sich schlichtweg weigern, den Tag zu beginnen.
»Ich schätze, der Senat wird das entscheiden, was ich vermute«, sagte Vince diplomatisch. Savanna musste lächeln. Sie wusste, dass Vince sie nicht aushorchen wollte. Und sie wusste auch, dass er wahrscheinlich lange überlegt hatte, wie er diesen Satz formulieren sollte.
»Die Reise der STERNENFAUST wird enden«, antwortete Savanna offen und ohne Ausflüchte. »Wir werden die Akoluthoren vernichten und uns einen Planeten suchen, den wir besiedeln können.«
Sie hörte, wie Vince einen Laut von sich gab, der eine Mischung aus sorgenvollem Seufzen und erleichtertem Ausatmen war.
»Wir werden noch einmal ganz von vorne anfangen«, fügte Savanna hinzu.
»Und die STERNENFAUST?«, wollte Vince wissen.
Für einen Moment war es ganz still im Quartier. Schließlich sagte Savanna: »Die STERNENFAUST wird es bald nicht mehr geben.«
»Ist das schon endgültig entschieden?«, wollte Vince wissen.
»Es wird darauf hinauslaufen.« Mit diesen Worten drehte sich Savanna zur Seite. »Jetzt weißt du, warum ich diesem Tag nicht gerade freudig entgegenblicke. Irgendwer muss es Dana Frost sagen.«
»Das musst nicht du sein«, sagte Vince.
»Ich bin die Vorsitzende des Senats«, widersprach Savanna. »Und ich sehe mich inzwischen als ihre Vertraute. Wenn nicht sogar als ihre Freundin. Es ist meine Aufgabe, es ihr zu sagen. Und sie hat das Recht, es von mir zu hören.« Nach einigen Sekunden fügte sie hinzu: »Es ist nicht nur meine Aufgabe. Es ist meine verdammte Schuldigkeit Dana Frost gegenüber.«
*
Als der Türsummer ertönte, spürte Dana einen Stich im Hals.
Sie holte tief Luft und blickte sich in ihrem Bereitschaftsraum um. Es war fast so, als würde sie sich bereits jetzt von ihm verabschieden müssen.
Wehmütig blickte sie auf die Konsolen mit all den Daten und Diagrammen. Sie starrte auf die Tasse, die sie früher so oft mit echtem Kaffee gefüllt hatte. Und auf die zwei Sitze gegenüber, in denen oft andere Offiziere gesessen hatten, um mit ihr Überlegungen auszutauschen und Entscheidungen zu erarbeiten.
Dann tat sie das, was sie immer tat, wenn sie auf keinen Fall wollte, dass jemand sah, wie es in ihrem Inneren aussah. Dana streckte den Rücken gerade durch und blickte mit versteinerten Gesichtszügen geradeaus.
»Herein«, sagte sie, ohne jede Emotion in der Stimme.
Die Tür ihres Bereitschaftsraums öffnete sich.
Zu Danas Überraschung war es nicht Savanna Dionga, sondern Commander Jane Wynford.
»Commander?«, fragte Dana. Dann verzog sie die Mundwinkel. »Ich hatte mit Miss Dionga gerechnet.«
Commander Wynford, die immerhin bereits sechsundachtzig Jahre alt war und die in den Solaren Welten unter dem Spitznamen »Space Oma« bekannt gewesen war, lächelte wehmütig. »Ich habe Miss Dionga darum gebeten, mit Ihnen sprechen zu dürfen. Es war keineswegs ihre Idee.«
»Aber sie hat sich wohl auch nicht dagegen gesträubt.«
»Da unterschätzen Sie aber Savanna Dionga«, erwiderte Wynford. »Sie war sogar strikt dagegen.«
»Aber Sie wollten mir unbedingt selbst die guten Neuigkeiten überbringen«, erwiderte Dana mit beißendem Spott. Dana wusste, dass sie Gefahr lief, mehr und mehr zu verbittern.
Seit ihr von Arrok feierlich das dreizehnte Akoluthorum überreicht worden war, { * } hatte Dana in jeder wachen Minute gegrübelt und mit sich selbst gehadert.
Dana fühlte sich betrogen und verraten. Von Yngvar und Daniel, die ihr diesen Unfug von den Akoluthoren eingeredet hatten.
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