Sternenfaust - 198 - Verzweiflung (1 of 2)
außer ihr verschwunden.
»Großartig«, sagte Savanna. Sie war ungeduldig im Raum auf und ab gelaufen, doch jetzt setzte sie sich und starrte Dana eindringlich an.
»Aber halten Sie sich nicht zurück«, forderte Dana sie auf. »Ich bin für Vorschläge offen.«
»Vince hätte nicht aufgegeben«, flüsterte Savanna, und Dana konnte sehen, wie Taglieri schmerzhaft das Gesicht verzog. Savanna hatte nicht ihn gemeint. Sie hatte vom Ratspräsidenten Taglieri gesprochen. Jenem Vince Taglieri aus der ursprünglichen Zeitlinie, der am Ende in der Großen Leere gestorben war.
»Und wohin hat es am Ende geführt?«, fragte Dana, ohne dabei die Stimme zu heben. »Zur Großen Leere! Indem Vincent Taglieri erst die Orphanen, dann die Wanagi und schließlich die Kad’Chie bekämpfte, hat er letztlich den Bas’Alaahn alle Trümpfe in die Hände gespielt. Soviel zum Thema ›Kämpfen bis zum Schluss‹!«
»Sie können ihm das unmöglich zum Vorwurf machen«, erwiderte Savanna erbost.
»Natürlich nicht«, sagte Dana und bemühte sich um einen versöhnlichen Tonfall. »Beim zweiten Mal hat sich die Geschichte wiederholt, und da war ich die treibende Kraft gewesen. Aber irgendwann muss man die Realität akzeptieren und entsprechend handeln.« Nun warf sie einen Blick auf Jane Wynford und fügte hinzu: »Sonst verhält man sich nicht anders als der Kaiser aus dem Märchen, der noch immer so tat, als trage er ein kostbares Gewand, obwohl längst das ganze Volk wusste, dass er einem Irrtum erlegen war.«
Jane Wynford hatte verstanden, wovon Dana sprach, bei den anderen erntete sie mit diesem Vergleich eher verwunderte Blicke und Stirnrunzeln.
»Sie können da jetzt nicht rein«, hörte Dana eine Stimme vor der Tür.
»Wir müssen aber«, ertönte die Erwiderung. »Ganz dringend sogar!«
»Was geht da vor?«, wollte Dana wissen und deutete auf die Tür.
Captain Mulcahy setzte sich in Bewegung und sprach mit den Personen, die sich dort aufhielten.
»Was ist los?«, rief nun auch Savanna.
»Zwei Crewmitglieder wollen Sie sprechen, Ma’am«, erklärte Captain Mulcahy.
»Was wollen Sie?«, fragte Savanna. Dana sah, dass sie noch immer dem Blick von Commodore Taglieri auswich.
»Sie wollten es nicht sagen«, antwortete Mulcahy. »Sie wollen es nur der Kommandantin persönlich sagen.«
»Jetzt ist es soweit«, sagte Taglieri wütend. »Jetzt drehen auch noch die Letzten durch.«
»Sollen sie doch reinkommen und uns beim Nichtstun und Abwarten Gesellschaft leisten«, fügte Savanna feindselig hinzu.
Dana bemerkte, wie die Stimmung im Raum mehr und mehr kippte. Und sie war sich sicher, dass es bald noch viel schlimmer kommen würde. Wenn sie bald alle in die Gefangenschaft eines neuen Feindes gerieten, würde nichts mehr bleiben als pure Verzweiflung. Vielleicht würde es einem versprengten Haufen gelingen, zu entkommen und sich irgendwo zu verstecken. Sie würden dann ein Leben auf der Flucht führen. Der Rest von ihnen würde in Gefangenschaft dahinvegetieren. Nur dass es diesmal nicht mehr so sein würde wie damals bei den Morax. Diesmal konnte niemand auf Rettung hoffen.
Und vor Kurzem hatten sich noch Besatzungsmitglieder wie Joel Kreiß darüber Gedanken gemacht, was passieren würde, wenn die Shisheni diesen Planeten bevölkerten. Gegen eine kräftige Shisheni-Armee hätte jetzt wohl auch ein Mann wie Kreiß nichts einzuwenden.
»Lassen Sie sie rein«, sagte Dana schließlich. So unangebracht Savannas Bemerkung auch gewesen war, in einem hatte sie recht: Jetzt war nicht mehr der Zeitpunkt, auf Formalien und Kommandoketten zu bestehen.
Zwei Crewmitglieder traten ein. Dana erkannte sie sofort. Es waren Lieutenant Usher und Fähnrich Picardo.
Dana seufzte kurz auf und strich sich mit der Handfläche über die Stirn. Wenn die beiden gekommen waren, um einen weiteren Vortrag über Pflanzenscans zu halten, würde sie ihre Geduld nicht länger aufrechterhalten können.
»Ich weiß, dass wir die Befehlskette nicht einhalten«, sagte Usher und strich sich in einer verlegenen Geste die seitlichen Kopfhaare glatt. »Aber Commander Wynford, Captain Mulcahy und Commodore Taglieri befinden sich hier, und Commander Mutawesi und Commander Austen sind verschwunden. So gesehen wussten wir nicht, an wen …«
»Ist schon gut«, unterbrach Dana seinen Redefluss. »Ich hoffe, es ist wichtig und handelt sich nicht um Knollen. Sie beide sind doch sicherlich über die Situation, in der wir uns befinden, informiert
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