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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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und Arthur schlürfte leise weiter an seinem Kakao.
    »Weißt du, Kieran«, sagte Arthur schließlich, »Seth hat versucht, dich zu töten.«
    »Meinst du, das war kein Bluff?«
    »Es mag als Bluff angefangen haben. Aber ich glaube nicht, dass es zum Schluss noch einer war.«
    Kieran rutschte auf seinem Sitz herum. Er wollte nicht über diesen Tag reden.
    »Alles, was ich sagen will, ist … er ist immer noch gefährlich.«
    »Ja, das ist er. Und die meisten der Jungen wissen das.«
    »Einige wollen ihn befreien«, sagte Arthur, die kornblumenblauen Augen auf Kieran gerichtet. »Wenn das passiert, kann er eine Menge Schaden anrichten.«
    »Deswegen müssen wir sicherstellen, dass er nicht herauskommt.«
    »Du solltest mich die Gewehre aus dem Versteck holen lassen.«
    »Keine Gewehre«, sagte Kieran so bestimmt, dass ein Husten in seinem Hals nach oben stieg.
    »Aber wir wissen nicht, was passieren wird«, warnte Arthur.
    »Stimmt. Aber wir dürfen uns nicht wie Seth benehmen. Das Einzige, was beweist, dass wir im Recht sind, ist, dass wir uns nicht wie er benehmen.«
    »Du hast einen Weg aus der Brig gefunden. Das wird er auch.«
    »Vielleicht.« Arthur könnte recht haben. Kierans einzige Chance war, dass es ihm gelang, Seths Unterstützer auf seine Seite zu bringen. »Was meinst du, Arthur«, fragte er schließlich, »wer ist gegen mich?«
    Arthur dachte gründlich über diese Frage nach und schrieb dann zehn Namen auf. An der Spitze der Liste stand Tobin Ames, der Junge, der geplant hatte, nach unten in den Maschinenraum zu gehen, um seine Mutter zu holen.
    »Wieso schickst du nicht Tobin zu mir nach oben, um mit mir zu reden?«, sagte Kieran.
    »Bist du dir sicher?«
    Kieran nickte. »Ich will es zumindest versuchen.« Er hatte diese Kluft zwischen sich und Seth geschaffen, weil er den anderen ignoriert hatte. Bei Tobin würde er eine neue Taktik ausprobieren.
     
    Mit seinem stachelig vom Kopf abstehenden groben braunen Haar, der runden Gestalt und dem unsteten Blick hatte Tobin Kieran schon immer an einen Igel erinnert. Der Junge sah verschlafen aus, als er an Kierans Liege trat.
    »Hat Arthur dich aufgeweckt?«
    »Ich habe mich um meine Mutter gekümmert«, sagte der Junge trotzig.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Kieran und hielt seine Stimme tief, weil er wusste, dass ihn das weiser, ruhiger und erwachsener erscheinen ließ.
    »Es geht ihr nicht so gut«, murmelte Tobin. »Wenn du uns nach unten gelassen hättest –«
    »Dann wären wir alle tot. Du weißt, warum wir nicht dort hinuntergehen durften, Tobin. Die einzige Möglichkeit, sie zu retten, war genau die, die wir gewählt haben. Frag deine Mutter.«
    »Das würde ich …« Der Satz endete im Nichts.
    Also war sie nicht bei Bewusstsein. Sie starb vielleicht. Sie starben vielleicht alle.
    »Ich habe dich nicht hier nach oben gerufen, um mit dir über die Vergangenheit zu sprechen«, sagte Kieran und versuchte, so geduldig wie möglich zu klingen. »Ich brauche einen medizinischen Chefoffizier, und ich habe gehört, dass du die Lehrvids durchgegangen bist und eine Menge gelernt hast.«
    »Das musste ich doch! Sie hatten nicht nur Strahlenvergiftung. Sie hatten Dekompressionstraumata und Platzwunden und Abschürfungen und …«
    »Ich übertrage dir die Leitung der Krankenstation«, sagte Kieran. »Such dir drei fähige Männer als Belegschaft und fang an, sie auszubilden.«
    Tobin war so überrascht, dass es ihm einen Moment lang die Sprache verschlug. »Um was zu tun?«
    »Dir zu assistieren. Arthur hat eine Übersicht der Getreidekulturen gemacht, und der Mais ist fast reif. Wir werden bald ernten müssen. Das bedeutet, dass wir Jungen brauchen, die die Ausrüstung bedienen und somit schwer arbeiten. Es wird Verletzungen geben. Wir müssen darauf vorbereitet sein.«
    Kieran erwähnte nicht, dass Tobin ihm auf der Krankenstation keinen politischen Schaden zufügen konnte. Wenn der Junge die Aufgabe ernst nahm, hätte er keine Zeit, einen Aufstand zu organisieren.
    Tobin sah verwirrt aus, als er das Treffen verließ, aber sofort darauf ernannte er drei seiner Freunde zu Helfern in der Krankenstation, und die vier brachten jeden Tag mehrere Stunden damit zu, sich auszubilden, indem sie die Lehrvids und die riesige medizinische Enzyklopädie nutzten.
    Als Kieran sich gut genug fühlte, um zu laufen, war die Krankenstation der erste Ort, an den er ging. Medikamente lagen in den Schränken herum und leere Sauerstofftanks auf dem Boden, aber alle Patienten

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