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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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zurückhalten können.
    Eine Fotografie an der Wand hinter Amanda erregte Waverlys Aufmerksamkeit. Sie zeigte geschwungene Reihen orangefarbener Hügel unter einem blauen Streifen, und Waverly zwang ihre Konzentration von ihren Sorgen fort und auf die Hügel dort. »Was ist das?«, fragte sie.
    »Was, das Bild?« Amanda nahm es von der Wand und stellte es auf den Tisch vor Waverly. »Das ist Kalifornien.«
    »Kalifornien?«
    »Das ist der Teil von Nordamerika, wo ich herkomme. Ich dachte, du wärst auch aus Nordamerika.«
    »Meine Familie stammt aus British Columbia.«
    »Berge oder Küste?«
    »Berge.« Waverly nahm das Foto in die Hand und betrachtete das sanfte rote Land, das Wellen zu werfen schien. »Sind das Berge?«
    »Sanddünen.« Amanda kicherte über Waverlys verwirrten Gesichtsausdruck und setzte sich in einen hölzernen Stuhl neben ihr. »Wie in der Aquafarm. Hast du den Sand gesehen, der den Boden der Tanks bedeckt?«
    »Ja.«
    »Nun, so entstehen solche Dünen. Nur dass es in Kalifornien unendlich viele davon gibt. Und genau wie das Wasser den Sand am Boden der Tanks bewegt, bewegt der Wind auf der Erde die Sanddünen und bildet diese Formen.«
    »Also sind sie so etwas wie die Wellen der Erde?«
    »Ja. Und wenn der Wind stark genug ist, wenn er dir ins Gesicht schlägt, sticht der Sand. Und weht dir in die Augen.«
    »Wie entsteht Wind?« Früher hatten schon andere versucht, es ihr zu erklären, aber Waverly fragte immer wieder, weil die Leute immer etwas anderes sagten.
    »Die Sonne, meine ich. Wenn sie aufgeht, erwärmt sie die Luft.«
    Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, auf einer Sanddüne zu stehen, den Wind im Gesicht. Es war so schwierig, an Luft zu denken, die sich ohne einen ersichtlichen Grund bewegte. Sie malte sich aus, irgendwo zu stehen, wo man weder Wände noch ein Dach sehen konnte – nichts als Himmel über einem.
Nichts, um dich zu bergen und dich zu schützen.
Der Gedanke machte ihr Angst.
    »Ich vermisse es, draußen zu sein.« Amanda lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, die Hände in den Schoß gefaltet, die Augen mit träumerischem Lächeln auf das Foto gerichtet. »Mein Vater und ich haben oft lange Spaziergänge gemacht, an einem Fluss entlang, der durch ein Trockental nahe unserer Ranch floss. Er hielt meine Hand und zeigte mir die Flusskrebse am Ufer, und ich habe versucht, sie zu fangen, bis einer von ihnen mich gezwickt hat.«
    Waverly wusste nicht, was ein Flusskrebs war, aber sie hatte gelernt, Geschichten über die Erde nicht zu unterbrechen, da die Erwachsenen sonst ganz aufhören könnten, davon zu erzählen.
    »Ich wünschte, ich könnte beschreiben, wie sich die Sonne auf dem Gesicht anfühlt. Ich habe versucht, es nachzumachen. Ich habe sogar einmal meinen Kopf in den Ofen gesteckt, bis mir klarwurde, was ich da gerade tue.« Amanda lachte und schüttelte den Kopf. Waverly wand sich. »Nichts fühlt sich so an wie dieses sanfte, butterfarbene Licht auf deiner Haut. Und was das Malen betrifft …« Sie schnaubte und deutete auf die fluoreszierenden Lichter über ihnen. »Ich habe eine Million verschiedener Sachen ausprobiert, aber ich schaffe es nicht, den Anschein natürlichen Lichts in meiner Arbeit einzufangen. Ich bin überzeugt, dass es das ist, was meinen Bildern fehlt. Egal was ich auch mache, die Farben scheinen irgendwie feucht zu wirken.«
    »Sind deine Eltern noch an Bord der
New Horizon?
«
    »Mein Vater ist vor ein paar Jahren von uns gegangen. Meine Mutter starb auf der Erde, als ich noch ein Baby war. Es ging ihr nie mehr richtig gut, nachdem sie mich geboren hatte, und es dauerte nicht lange, bis sie starb. Papa hat so hart gekämpft, um auf diese Mission zu kommen. Er hat die Aufnahmetests dreimal gemacht.«
    »Ich dachte, nur einmal wäre erlaubt gewesen.«
    »Wir hatten Geld«, gab Amanda beschämt zu. »Er hat den Administrator bestochen.«
    »Oh.« Waverly fragte sich, ob alle auf dem Weg nach New Earth aus reichen Familien kamen. Hatte man viele der verarmten Genies zurückgelassen, weil sie die Auswahlkomitees nicht bezahlen konnten?
    Amanda nahm das Foto aus Waverlys Hand und hängte es an seinen Platz zurück. »Ich weiß, dass das unfair ist«, sagte sie schließlich. »Aber so ging es auf der Erde zu. Jedes Jahr wurde es heißer, das Ackerland vertrocknete, und man musste mit weniger zurechtkommen. Und so wurden die Leute von Jahr zu Jahr verzweifelter. Solche Zustände bringen nicht das Beste im Menschen zutage.«
    Amandas

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