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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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roten und gelben Container flogen an ihr vorbei, bis der Lichtschein eine quadratische Form annahm und sie ziemlich klar erkennen konnte, dass es das Licht über den Steuerbord-Fahrstühlen war. Kurz hielt sie an, um zu Atem zu kommen und zu lauschen. Das vertraute Murmeln der Maschinen drang an ihr Ohr, aber darunter lag ein helleres Geräusch. Sie versuchte, ruhiger zu atmen, und kroch dann vorwärts. Das waren menschliche Stimmen, sie war sich ganz sicher. Ja. Sie klangen gedämpft, als kämen sie durch eine Metallwand. Die Gefangenen mussten in einem der Lagercontainer sein. Sie bog in einen Gang ein und bewegte sich auf das Geräusch zu, das jetzt lauter wurde, bis sie die Stimmen schließlich ziemlich genau hören konnte. Je näher sie kam, desto deutlicher wurden sie. Als sie um die Ecke kam, konnte sie fast … Gelächter. Fünf bewaffnete Wachen standen ungefähr dreißig Meter entfernt im Kreis. Schnell sprang sie zurück und außer Sicht.
    Die Männer befanden sich an der Luke eines Containers für Lebendfracht mit Belüftungen an der Seite. Im Innern musste die Crew der
Empyrean
untergebracht sein. Waverly umging die Wachen, so leise sie konnte, bis sie die Rückseite des belüfteten Containers erreichte. Ein stechender Geruch schlug ihr entgegen, und sie verzog das Gesicht: der durchdringende Geruch von menschlichen Ausscheidungen und schalem Schweiß.
    Sie kroch an den Container heran und flüsterte in einen der Lüftungsschlitze: »Hallo?«
    Sie konnten Atem hören, sich bewegende Körper. Jemand hustete.
    »Hallo!«, flüsterte sie wieder.
    »Wer ist da?«, fragte jemand.
    »Waverly Marshall.«
    Sie hörte gedämpfte Überraschungsrufe und sich bewegende Körper. Kurz fürchtete sie, die Wachen würden es bemerken, aber die unterhielten sich und lachten immer noch laut. »Waverly?«
    Ihre Mutter. Waverly brach beinahe vor Erleichterung zusammen. Die schlanken Finger ihrer Mutter wanden sich durch den Schlitz und reckten sich ihr entgegen. Waverly packte sie und hielt sie fest. »Mama«, flüsterte sie.
    »Liebling, mein Gott. Ich bin so froh, dass es dir gutgeht!«
    »Alles in Ordnung.« Waverly konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ihr ganzer Körper pumpte sie hinaus, angetrieben von der tiefsten Traurigkeit, die sie jemals erfüllt hatte. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, Mama!«
    Waverly hörte unverständliches Geflüster im Container. Dann sagte ihre Mutter: »Was ist mit dem Rest der Kinder, mein Liebling?«
    »Es geht ihnen gut. Alle Mädchen sind in Sicherheit.«
    Erleichtertes Geflüster, leises Schluchzen. Die Wachen lachten noch immer.
    »Ich kann nicht glauben, dass sie dich zu uns gelassen haben!«, sagte ihre Mutter.
    »Haben sie nicht. Ich habe mich hierhergeschlichen.«
    »Du meinst, Anne Mather hat dir nicht ihre Erlaubnis gegeben?«
    »Nein«, sagte Waverly. »Sie hat uns erzählt, die
Empyrean
sei zerstört worden und es gebe keine Überlebenden.«
    »Aber du hast ihr nicht geglaubt.« So wie ihre Mutter es sagte, wusste Waverly, dass sie stolz war.
    »Mama, ich werde euch hier rausholen.«
    »Liebes, sie haben Gewehre.«
    »Ich finde einen Weg.«
    »Nein.« Die Finger ihrer Mutter schlossen sich fester um ihre Hand. »Du konzentrierst dich darauf, die Mädchen vom Schiff zu bringen. Riskiert nicht euer Leben, um uns zu retten.«
    »Du willst, dass wir euch zurücklassen?«
    »Wenn es sicherer ist, ja.«
    »Nein!«, rief Waverly. Dann stand sie stocksteif da.
    Die Wachen redeten nicht mehr.
    »Hey!«, ertönte die Stimme eines Mannes. »Wer ist da?«
    »Geh!« Waverlys Mutter schob ihre Hand fort.
    Waverly machte auf der Stelle kehrt und rannte, so schnell sie konnte. Sie bog um Ecken, lief im Zickzack zwischen Containern, bog wieder ab. Ihr Herzschlag pochte ihr in den Ohren. Sie konnte sie abhängen, sie war sich sicher, aber die Stimmen hinter ihr wurden lauter. Wie konnten sie so schnell sein?
    Sie lief im Kreis, versuchte zu den Steuerbord-Fahrstühlen zu gelangen, aber von links hörte sie ein summendes Geräusch gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein Mann auf einem Stapler – jene kleinen Fahrzeuge, die normalerweise dazu benutzt wurden, Heuballen oder Fracht anzuheben – auf sie zuschoss.
    »Stehen bleiben, oder ich schieße!«, schrie er. Sein wütendes Gesicht schien nur noch aus Muskelsträngen zu bestehen. Er richtete eine Waffe auf sie, aber sie duckte sich um eine weitere Ecke und rannte mit Höchstgeschwindigkeit weiter.
    Sie konnte ihn kommen

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