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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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seinen Fingernägeln, und du setzt diese Tradition fort.«
    »So wird’s wohl sein«, erwiderte Bobby skeptisch.
    Die Aufzugfahrt nach unten war trostlos. Die drückende Luft war erfüllt von einem scharfen Moschusgeruch – einem Geruch, den Menschen ausdünsteten, wenn sie Angst hatten. Waverly dachte abwesend, dass sie eigentlich auch Angst haben müsste, aber sie hatte keine. Vielmehr war sie gespannt.
    Als die Wachen vor der Brig den Zentralrat kommen sahen, streckten sie ihre Rücken durch und hielten ihre Gewehre quer vor der Brust. Also hatte Kieran schließlich doch noch den Gebrauch von Schusswaffen angeordnet, dachte Waverly.
    »Der Zutritt zum Arrestbereich ist untersagt«, schnarrte Hiro Mazumoto mit unbeweglichem Blick.
    Bobby Martin trat vor, zog etwas aus seiner Tasche und hielt ihm dann ein Abzeichen vor die Nase. Waverly fragte sich, woher er das hatte. »Ich bin der Friedensrichter, und ich befehle euch, zur Seite zu gehen.«
    »Nicht ohne Befehl von Kieran Alden«, entgegnete Ali Jaffar, dessen haselnussbraune Augen nervös von einem Gesicht zum nächsten wanderten.
    »Wenn ihr nicht zur Seite geht, werde ich euch beide unter Arrest stellen«, sagte Bobby.
    »Laut Statuten müsst ihr uns den Zutritt gestatten«, krächzte Arthur mit rauher Stimme. Er zog das Gesetzesbuch hervor und schlug es für die Wachen auf, damit sie sich selbst von der Wahrheit seiner Worte überzeugen konnten.
    Hiro nahm das Buch und las den Absatz, während Ali ihm über die Schulter sah. Keiner der beiden Jungen wusste, was er tun sollte.
    »Wir sind der Zentralrat, und der Friedensrichter ist bei uns. Vor euch stehen also zwei Regierungsorgane dieses Schiffs«, sagte Waverly. »Kierans Wort hebelt uns nicht aus, er ist nicht unser Diktator.«
    Hiro seufzte kopfschüttelnd. »Warum könnt ihr nicht einfach miteinander auskommen?«, murmelte er, trat dann aber zur Seite und ließ sie passieren.
    In der Brig roch es nach ranzigem Schweiß. Der Gefangene lag auf seiner Pritsche, die Augen unter der Ellbogenbeuge vor dem hellen Licht geschützt. Während er schlief, stand sein Mund weit offen und offenbarte eine braune, schiefe Gebissruine. Er schnarchte und klang dabei wie ein Tier.
    »Weckt ihn auf«, befahl Waverly den Wachen.
    Hiro klopfte laut mit dem Lauf seiner Waffe gegen die eisernen Gitterstäbe der Zelle. »Hey. Du hast Besuch.«
    Der Gefangene rieb sich den Schlaf aus den Augen, schmatzte mit seinen wulstigen Lippen und schien nur langsam wach zu werden, bis er Waverly sah, die ihn durch die Gitterstäbe hindurch beobachtete. Augenblicklich verhärtete sich sein Gesichtsausdruck, er setzte sich auf und starrte sie an. Mordlust glitzerte in seinen Augen.
    »Fesselt ihn«, sagte sie leise.
    Ali stellte sich vor der Zelle in Position und richtete die Waffe auf den Kopf des Gefangenen, während Hiro die Tür aufschloss und hineintrat. »Stell dich hin«, befahl Hiro dem Gefangenen, der sich fügte, ohne seine geröteten Augen von Waverlys Gesicht abzuwenden.
    »Fessle jetzt seine Sprunggelenke an die Füße seiner Pritsche«, sagte Waverly.
    Der Gesichtsausdruck des Gefangenen veränderte sich unmerklich; Waverly konnte sehen, dass er es mit der Angst zu tun bekam. Ali gab Hiro zwei Paar Handschellen von seinem Gürtel, die dieser an den Sprunggelenken des Gefangenen und den mit schweren Eisenbolzen am Boden festgeschraubten Füßen der Metallpritsche festmachte. Der Mann saß nun mit unnatürlich gespreizten Beinen und auf dem Rücken gefesselten Händen auf der Pritsche. Er war hilflos.
    »Waverly«, flüsterte jemand. Als sie sich umdrehte, war sie überrascht, Seth in der Zelle hinter sich stehen zu sehen.
    »Ich dachte, du wärst am anderen Ende«, sagte sie zu ihm. Sie wollte nicht, dass er das hier mit ansah.
    »Was macht ihr da?« Er hing noch immer am Tropf, und seine Hautfarbe sah nicht gesund aus.
    »Wir werden ihm ein paar Fragen stellen«, antwortete sie. Sie reckte das Kinn hoch, als würde sie ihn auffordern, ihr zu widersprechen.
    Seth legte den Kopf schräg und sah sie prüfend an. »Ihr habt aber nicht das vor, was ich denke, das ihr vorhabt, oder?«
    »Lass mich in Ruhe«, antwortete sie und wandte sich um. Sie wollte die Erste sein, die die Zelle des Terroristen betrat. Sie wollte diejenige sein, die ihm die Fragen stellte.
    Sie ragte über dem grobschlächtigen Mann auf, nahe genug, um Zwiebeln in seinem Atem zu riechen. Sie konnte zwischen den kurzen Haaren Schweißperlen auf seiner Kopfhaut

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