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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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jemanden darüber informieren.
    »Wache!«, krächzte er, nahm sein Metalltablett in die Hand und schlug es gegen die Gitterstäbe. »Wache! Ich brauche Hilfe!«
    Er hatte das zuvor schon einmal versucht, aber Kieran musste neue Befehle ausgegeben haben, denn niemand kam. Es sprach nicht mal mehr jemand mit ihm. Niemand sah ihn an, wenn sein Essen in die Zelle geschoben wurde. Er fühlte sich wie ein Tier in der Falle.
    »Hey! Ich brauche einen Arzt!« Er versuchte zu schreien in der Hoffnung, dass sie das aufscheuchen würde. In Wahrheit fühlte er sich jetzt, da er wieder essen konnte, schon viel besser. Aber wenn Tobin kommen würde, um ihn »medizinisch zu versorgen«, würde er ihm vielleicht zuhören.
    »Alle auf diesem Schiff sind tot.« Die Worte erklangen mit zufriedener Selbstgefälligkeit.
    Ein Schauer erblühte zwischen Seths Schulterblättern.
    Es war Jakes Stimme gewesen, doch sie klang entrückt, als hätte jemand anders durch ihn gesprochen. Sein Blick war auf seltsame Art abwesend, und seine Unterlippe hing wie ein Stück Speck herunter.
    Seth starrte ihn mit trockenem Mund an. »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, dass du dich nicht aufregen solltest, denn es spielt ohnehin keine Rolle mehr«, erwiderte Jake. Zum ersten Mal, seit er gefoltert worden war, drehte er sich zu Seth um. Seine Lippen waren zurückgezogen und offenbarten seine schiefen Zähne, seine Wangen wölbten sich unter den Augen, die im hellen Licht der Zelle glänzten. Aber es war kein Lächeln, es war die Imitation eines Lächelns. »Bald schon wird nichts mehr eine Rolle spielen.«
    »Warum nicht?«, fragte Seth. »Jake?«
    »Du willst es nicht wissen. Vertrau mir einfach.«
    »Was hast du getan?« Seth versuchte, eifrig zu klingen, wie ein Mitverschwörer, wie jemand, der in eine Pointe eingeweiht werden wollte. Es war eine dünne Vortäuschung, und er vermutete, dass Jake sie durchschauen würde. »Die Maschinen. Hast du die Maschinen irgendwie manipuliert? Oder die Reaktoren?«
    »Warum hast du nach einem Arzt verlangt?«, fragte Jake argwöhnisch. »Dir scheint es doch gutzugehen.«
    »Ich …« Seth wischte sich mit der Hand über das Gesicht, um sich etwas Zeit zu verschaffen. »Um eine Nachricht nach draußen zu bringen, dass der Zentralrat Gefangene foltert, denn du weißt ja, ich könnte der Nächste sein.«
    »Dafür hassen sie dich nicht genug.«
    »Ich bin aber auch nicht sonderlich beliebt.«
    Jake lachte und schüttelte den Kopf, als wollte er Dummer Junge sagen.
    »Komm schon, Mann. Sag mir, was du geplant hast! Wem könnte ich es schon erzählen?«
    »Warum willst du es denn wissen?«
    »Weil mir langweilig ist«, sagte Seth und wusste gleichzeitig, dass die Dringlichkeit seiner Stimme die Lüge entlarvte. »Und wenn diesen Bastarden etwas bevorsteht, möchte ich es ausgiebig auskosten.«
    »Ich möchte, dass es eine Überraschung wird«, sagte Jake und zeigte wieder dieses eisige Lächeln.
    »Es ist der Reaktor, stimmt’s? Du hast ihn so manipuliert, dass er schmilzt.«
    Jake drehte sich desinteressiert um und begann erneut, sein unheimliches, unmelodisches Lied zu singen. Er wiegte sich vor und zurück, die Hände im Schoß vergraben, und starrte auf einen Punkt irgendwo im Nichts. Die Folter war schlimm gewesen, aber sie hatte nicht lange gedauert und hatte nur einmal stattgefunden. Das sollte nicht ausreichend gewesen sein, einen psychisch gesunden Menschen zu brechen, dachte Seth. Aber psychisch gesunde Menschen brachten auch keine kleinen Kinder um. Vielleicht war der Mann ja von vornherein verrückt gewesen und Waverlys Taser der letzte Schritt, der ihn vollends in den Wahnsinn getrieben hatte.
    Als er mit dem Singen aufhörte, sagte Seth: »Langsam jagst du mir Angst ein.«
    Jake lächelte wieder. Seine Stirn war schweißnass, und sein Atem, der die breite Brust sich heben und senken ließ, klang feucht und schwer in der fleischigen Kehle.
    »Shelby war nicht der Einzige, den du verloren hast, stimmt’s?«, mutmaßte Seth. Es war nur eine Ahnung, aber er musste etwas versuchen, um Jake zum Reden zu bringen.
    »Und meine Eltern. Hab ich dir doch erzählt«, erwiderte Jake und klang dabei wie ein Mann, der an etwas ganz anderes dachte.
    »Nein, ich meine vor kurzem. Du hast noch jemanden verloren, oder?«
    Lange saß Jake einfach nur so da, als hätte er Seths Frage gar nicht gehört. Als er sich ihm wieder zuwandte, glitzerten Tränen auf seinen Wangen.
    »Alles, was sie je wollte, ihr ganzes Leben lang,

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