Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
er. Es war genug.
»Was willst du damit sagen? Das war purer Zufall! Du kannst mir nicht die Schuld daran geben, dass …« Sie stoppte mitten im Satz und mit weit aufgerissenem Mund. Langsam verengten sich ihre Pupillen zu zwei schwarzen Nadelspitzen.
Er wollte sie mit aller Gewalt ablenken, und je länger er schwieg, desto verdächtiger machte er sich.
»Du hast mich beschatten lassen«, sagte Waverly leise. »Philip sollte dir Bericht erstatten über das, was ich tue. Stimmt doch, oder?«
»Nein«, gab er zurück, machte jedoch den Fehler, ihre Mutmaßung mit einem Lachen abtun zu wollen. Es hätte nicht gekünstelter wirken können.
Sie stand auf. »Du bist ein Lügner.«
Er zeigte mit dem Finger direkt auf ihr Gesicht. »Weil du mir den Anlass dazu gegeben hast.«
»Dann gibst du es also zu.«
»Willst du bloß so dastehen und mir weismachen, dass du Seth Ardvale nicht geholfen hast? Ist es so, Waverly?« Seine Stimme schwoll zu einem Schreien an, seine Ohren klingelten bei jedem Wort. Es übermannte ihn, und er konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Du warst auf dem Weg zu ihm! Nicht ihr habt den Terroristen gefunden, sondern er euch!«
»Er hätte uns fast getötet!«, krächzte Waverly. »Glaub mir, lieber hätte ich ihn nicht gefunden!«
»Verarsch mich nicht! Politisch gesehen war es das Beste, was euch passieren konnte!«
»Mit jedem Tag erinnerst du mich mehr an Anne Mather!« Bei diesen letzten Worten brach ihre Stimme und ihre Hand flog an ihren Hals. »Du nutzt deine Kanzel, um den Leuten eine Gehirnwäsche zu verpassen!«
»Ich halte sie über Wasser! Andernfalls würden sie in Verzweiflung ertrinken!«
»Ohne dass ihr Messias Kieran Alden ihnen den Weg weist?«, knurrte sie. »Du widerst mich an!«
Er holte aus und war kurz davor, ihr eine Ohrfeige zu verpassen. Aber dann nahm er sich zurück.
Sie stand da, atmete durch geweitete Nasenlöcher, die Augen rot, das Haar wirr, und ihre Fäuste halb erhoben, als wäre sie nur zu bereit, ihn zu Boden zu werfen. Sie starrten einander an, die Luft zwischen ihnen knisterte, bis sie herumwirbelte und aus seinem Büro stürmte.
Wilde Justiz
E r hat nein gesagt«, stieß Waverly bitter hervor, als sie in den Ratssaal zurückkehrte.
Der Rest des Rats nahm diese Neuigkeit mit grimmiger Resignation auf. Alia und Melissa lächelten Waverly traurig an, als sie sich in ihren Stuhl an dem großen ovalen Tisch fallen ließ.
»Ich hätte gehen sollen«, krächzte Arthur.
»Nein, es ist wichtig für uns, dass er dir vertraut, Arthur«, entgegnete Waverly und lächelte matt.
Sie wollte weinen, sie wollte schreien und um sich treten. Stattdessen strich sie mit den Fingern über den Gegenstand, den sie in ihrer Tasche verborgen hatte. Ich werde ihn benutzen, sagte sie sich. So oder so.
Alia sah gedankenverloren durch das Glaskuppeldach auf die unzähligen winzig kleinen Sterne der Milchstraße. Harvey und Melissa starrten auf ihre gefalteten Hände. Tobin Ames schienen die Neuigkeiten zu beunruhigen, und er kaute mit zur Seite gewandtem, nachdenklichem Gesicht auf einem Fingernagel. Sealy Arndt sah schlichtweg wütend aus.
»Du sagst uns also«, wagte Alia sich mit ihrer samtigen Stimme vor, »dass wir runtergehen und uns gewaltsam Zutritt verschaffen müssen.«
Harvey schüttelte den Kopf. »Diese Wachen sind Kieran treu ergeben. Sie werden auf keinen Fall gegen seinen Befehl handeln.«
»Dann könnte es handgreiflich werden«, sagte Waverly matt. Sie hatte genug Blut gesehen.
»Was ist mit dem Friedensrichter? Können wir uns an Bobby wenden?«, fragte Tobin. »Wenn wir das Recht auf unserer Seite haben, sollten wir es auch nutzen.«
»Können wir ihn dazurufen?«, fragte Arthur.
Melissa ging zum Interkom und bat Sarek in der Kommandozentrale, Bobby Martin auszurufen. Während sie warteten, erzählte Waverly ihnen, dass Kieran Philip befohlen hatte, sie zu beschatten.
»Er sollte dich ausspionieren?«, fragte Melissa und machte große Augen.
»Überrascht dich das wirklich?«, entgegnete Waverly.
»Kannst du es ihm vorwerfen?«, krächzte Arthur, woraufhin sich alle Augen auf ihn richteten. »Waverly, du hast Seth Ardvale in der Brig besucht. Was hast du denn erwartet, wie Kieran darauf reagiert?«
»Vernünftig. Ich war nur einmal dort!«
»Und du hast dich ganz offensichtlich auch in der Sternwarte mit Seth getroffen«, sagte Harvey, die Augenbrauen über den breiten Bauernjungenaugen gesenkt.
»Dann dulden wir es stillschweigend, dass
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