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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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Situation auf dem Schiff aus?«, fragte sie.
    »Ich war nicht mehr dort, seit ihr da wart, und weiß auch nicht mehr als ihr.«
    »Du hast mit ihnen gesprochen.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    Sie rammte den Taser gegen sein Rückgrat und drückte den Auslöser. Als er diesmal schrie, ließ sie nicht nach. Er schüttelte sich, und Speichel rann aus seinem Mund, während sein Kopf vor und zurück flog. Als sie den Auslöser endlich losließ, sackte er in sich zusammen; die Schultern gekrümmt, der Kopf hing zwischen seinen Beinen.
    »Wasser«, sagte sie.
    Ali ging zum Waschbecken, füllte einen Plastikkrug mit Wasser und gab ihn ihr. Sie schüttete ihn über dem Kopf des Gefangenen aus, so dass er sofort aufwachte und sich grunzend schüttelte. Er klang wie ein Schwein.
    »Du hattest Kontakt mit der New Horizon, richtig?«
    Tränen rannen über sein Gesicht, und er nickte.
    »Und was hast du dabei über die Situation dort erfahren?«
    »Was willst du denn hören?«
    »Die Wahrheit. Als wir das Schiff verließen, standen die Dinge nicht gut für Mather.«
    »Sie hat immer noch alles unter Kontrolle«, sagte er mit fest geschlossenen Augen.
    »Du verheimlichst doch etwas.« Dieses Mal hielt sie den Taser gegen seinen Unterleib und starrte ihm unverwandt in die jetzt wieder offenen Augen. Tränen liefen ihm übers Gesicht, während er ihre Miene zu deuten versuchte. Er zitterte. Sie spürte, wie sich seine Oberschenkelmuskeln unter dem Taser anspannten und wieder lockerten. »Sag mir alles, was du weißt.«
    »Mather hat keine gute Beziehung zu den Kirchenältesten. Shelby hat mir das mal gesagt. Sie könnten sie jederzeit ihres Amtes entheben.«
    »Ist das auch die Wahrheit?«
    »Ja«, winselte er.
    Trotzdem drückte sie auf den Auslöser. Er schrie auf und schrie dann weiter, doch sie hielt den Taser an Ort und Stelle und beobachtete, wie sich sein Gesicht vor Schmerzen verzerrte. Sie spürte das hilflose Zittern seiner Beine, das Rucken und die Krämpfe, die seinen Körper schüttelten. Er gab gurgelnde Laute von sich, Blasen bildeten sich in seinen Mundwinkeln, dennoch hielt sie den Taser fest, bis sie eine Hand auf ihrem Arm spürte, aufsah und Alias bestürzten Gesichtsausdruck registrierte.
    »Er ist am Ende«, sagte Alia. Ihr Gesicht war leichenblass, und ihre Lippen zuckten, während sie Waverly von dem Gefangenen wegzog, der nun schluchzte.
    Waverly ließ sich aus der Zelle führen. Erst als sie zu laufen versuchte, bemerkte sie, wie wackelig sie auf den Beinen war. Sie beobachtete, wie Ali dem Mann die Handschellen abnahm und ihn auf die Matratze drückte. Der Gefangene zuckte bei jeder Berührung und wimmerte bei jeder Bewegung wie ein kleines Kind. Als Ali ihn hinlegte, rollte er sich in eine Fötusstellung zusammen und zog die Hand an den Mund, als wollte er am Daumen nuckeln.
    Die anderen Mitglieder des Zentralrats verließen schleppend die Brig. Den Blick starr nach unten gerichtet, gaben sie keine anderen Geräusche von sich als dann und wann ein verlegenes Hüsteln und das Scharren ihrer Schuhe auf dem schmutzigen Metallboden. Waverly sah zu, wie sie abzogen, und wandte sich dann an Seth, der sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
    Sie öffnete den Mund, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken, also wandte sie sich ab und setzte sich in Bewegung. Sie konnte ihre Gefühle nicht deuten, verstand nicht die Leere in ihrer Brust, das Gewicht, das an ihren Gliedern zerrte, und die graue Dunkelheit, die ihren Verstand zu vernebeln schien. So etwas hatte sie noch nie gespürt.
    Als sie später in dieser Nacht wach in ihrem Bett lag, begriff sie, dass diese Gefühle tiefe, unwiderrufliche Scham waren.
    Sie hatte einen Menschen gefoltert. Und Seth hatte alles mit angesehen.

Hinweise
    S eth lag auf der Seite und starrte Jacob Pauley an, der sich seit Stunden nicht gerührt hatte. Der Mann saß zusammengekauert auf seinem Bett, wiegte sich vor und zurück und sang leise ein unverständliches Lied. Er war gebrochen worden. Aber es war nicht sein Verhalten, das Seth beunruhigte, sondern eher das, was er im Schlaf gesagt, herausgeschrien oder gestöhnt hatte. Zuerst hatte es wie Gebrabbel oder Babysprache geklungen, aber nach einer Weile hatten sich Seths Ohren darauf eingestellt, und die Worte hatten sich zu etwas Bedrohlichem zusammengefügt: »Sie wird brennen, Shelby.«
    Etwas Schreckliches bahnte sich an, etwas, das Jake geplant hatte. Und Seth musste unbedingt

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