Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
sie kämpfen«, sagte er leise.
Im Raum war es totenstill, während sie ihn alle ansahen, bis Alia Khadivi schließlich sagte: »Du willst doch nicht vorschlagen, dass wir mit Anne Mather verhandeln sollen?«
»Es ist der einzige Weg«, sagte er. Sein Blick traf den von Arthur, doch der schaffte es nicht, ihm standzuhalten, und schaute stattdessen auf die Pläne vor sich.
»Sie wird dich austricksen, Kieran«, warnte Waverly ihn.
»Das glaubt sie auch«, sagte er.
»Sie wird uns nie geben, was wir haben wollen«, sagte jemand aus der Ecke. Kieran drehte sich um und sah, dass Sarah Hodges ihn anstarrte. Ihre roten Haare waren mit einem schludrigen Pferdeschwanz aus dem Gesicht gebunden. Zusammengesunken saß sie in ihrem Stuhl und starrte Kieran an, wie sie früher vielleicht ihren Physiklehrer angestarrt hatte. Sie gehörte nicht mal zum Zentralrat! Warum war sie in dieses lächerliche Treffen eingeweiht und er nicht?
»Ihr könnt einen Kampf gegen Mathers Crew nicht gewinnen«, sagte Kieran.
»Mit guter Planung können wir vielleicht …«, begann Waverly.
Er fiel ihr ins Wort. »Du sagtest schon, dass sie durchtrieben ist. Glaubst du wirklich, du könntest sie in einem Krieg besiegen?«
»Sie wird nicht damit rechnen …«, sagte Alia, aber Kieran fiel auch ihr ins Wort.
»Bei dem ursprünglichen Angriff hatte ich einen Platz in der ersten Reihe, und ich sage euch, Anne Mather ist taktisch versiert. Wir werden nie einen Kampf auf ihrem Territorium und gegen ihre Crew gewinnen. Nicht ohne dass ein Haufen Kinder dabei getötet wird. Seid ihr darauf vorbereitet?«
Seine Stimme dröhnte und wurde von den Glaseinsätzen in der Dachkuppel noch verstärkt. Die Sterne über ihnen sahen kalt aus und waren weit weg.
»Vielleicht hast du recht«, meinte Arthur schließlich. Er stand auf und legte eine Hand auf den Tisch. »Aber wir glauben, es besteht eine sehr gute Chance, dass Mather plant, dieses Schiff zu übernehmen, wenn wir uns treffen. Sie giert nach Macht, und wir wissen, dass sie auf New Earth eine Theokratie etablieren will, so wie sie es auf ihrem Schiff schon geschafft hat. Könntest du unter ihrer Herrschaft leben? Ich glaube, ich könnte es nicht.«
Kieran starrte Arthur bestürzt an. Dass er ihm öffentlich und vor seinen politischen Feinden die Stirn bot, war unverzeihlich.
Der Rat schien die Spannung zwischen den beiden Jungen zu spüren. Es entstand eine unangenehme Pause, während die Blicke der Ratsmitglieder von einem Gesicht zum nächsten wanderten, bis schließlich auch Waverly aufstand.
»Diplomatie könnte ein guter Plan A sein, Kieran, aber wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten. Und genau das werden wir jetzt tun«, sagte sie leise und stellte Augenkontakt zu jedem Ratsmitglied her. Alle schwiegen, selbst Sarah.
»Dann ist das Plan B? Ihr sagt, ihr werdet erst angreifen, wenn meine Diplomatie scheitert?«
Waverly blickte in jedes Gesicht am Tisch. Zögernd nickten alle Ratsmitglieder.
»Gut, schmiedet eure kleinen Pläne«, sagte er in den Raum hinein, aber sein Zorn war direkt auf Arthur gerichtet. »Aber ich muss gut und lange nachdenken, bevor ich euch Zugang zu den Waffen gebe.«
»In Ordnung«, sagte Waverly geheimnisvoll lächelnd.
Das alarmierte ihn, aber er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Er wirbelte auf den Hacken herum, um zur Kommandozentrale zurückzukehren, bevor sie noch etwas sagen konnten.
Als er dort eintraf, sah Sarek von seiner Kom-Konsole auf. Er wirkte aufgeregt. »Kieran, wir haben gerade eine riesige Vid-Datei von der New Horizon erhalten.«
»Schick sie in mein Büro«, sagte Kieran und rannte den Gang entlang. Mit zitternden Fingern tippte er den Code zu seinem Büro ein, flitzte zu seinem Schreibtisch und aktivierte die Datei.
Dutzende von Vorschaubildern füllten seinen Bildschirm – Gesichter, die er seit Monaten nicht mehr gesehen hatte –, und eine gewaltige Welle der Traurigkeit durchflutete ihn, erfüllte ihn mit Sehnsucht. Als er sie gezählt hatte, kam er auf sechsundvierzig Überlebende.
Nur sechsundvierzig? Von über dreihundertfünfzig Crewmitgliedern? Eine Zeitlang war er paralysiert von dem ungeheuren Ausmaß dieser Erkenntnis; sein Herz hämmerte ihm in der Brust, während die Kraft aus dem Rest seines Körpers zu weichen schien. Er hatte zwar gewusst, dass ihre Verluste gigantisch waren, aber … es fiel ihm schwer zu begreifen, dass über dreihundert Menschen, die er sein gesamtes Leben lang gekannt hatte,
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