Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
den Gefangenen bringen, reise ich ab.«
Sie hielt seinem Blick stand. Ihre Augen fixierten ihn wie Nadelspitzen.
»Du wirst mir vergeben, Mister Alden, wenn ich zuerst sehen möchte, was deine Freunde tun werden.«
»Freunde?«
»Der Landungstrupp, den du soeben bestellt hast. Sie befinden sich gerade auf dem Weg. Was sie tun werden, wird mir dabei helfen, zu entscheiden, ob ich dich deine Mutter sehen lasse oder nicht.«
»Sie sind verletzt.« Kieran versuchte entrüstet zu klingen, aber er wusste, dass seine Stimme vor Angst dumpf klang. »Sie können gar nichts tun.«
»Das werden wir ja sehen«, stellte sie mit amüsiertem Grinsen fest.
Selbst der beste Plan …
W averly beugte sich über Sarahs Krankentrage und steckte das Leinentuch, das um ihre Beine gewickelt war, fest. Der Shuttle-Hangar war von angespannter Erwartung erfüllt, als die Mitglieder des Zentralrats ihre Gewehre luden.
»Alia hat sich geschminkt«, prustete Sarah. Sie zeigte mit dem Kopf in die Richtung, wo Alia am Shuttle stand. Das Mädchen hatte seine dunklen Augen in breiten Streifen mit Holzkohle umrandet, so dass sie wie zwei schwarze Löcher wirkten. Sie sah zugleich wunderschön und furchteinflößend aus.
»Kriegsbemalung«, sagte Waverly zu Sarah, die kicherte.
»Sehe ich auch wirklich verletzt aus?«, fragte Sarah und presste den geröteten Verband gegen ihren Leib.
»Überzeuge mich davon.«
Sarah verzog ihr Gesicht, als ob sie schreckliche Schmerzen erleide.
»Das muss reichen«, entschied Waverly. »Wir müssen sie nicht für lange Zeit überzeugen.«
»Sag mal, klingt das mies, wenn ich dir sage, dass ich mich auf diesen Augenblick gefreut habe?«, fragte Sarah mit einem bösen Grinsen.
»Ja, das tut es«, gab Waverly leise zurück. »Wo ist dein Gewehr?«
»An meinem Bein.«
Waverly schob Sarah an den vorgesehenen Platz im Laderaum und gurtete ihre Krankentrage zwischen Deborah Mombasa und Randy Ortega, die ebenfalls in Hühnerblut getränkte Bandagen trugen, an der Wand fest. Deborah schien ruhig zu sein, aber Randy zitterte vor Angst.
»Geht es dir gut?«, fragte Waverly ihn.
Er nickte ihr entschlossen zu.
Sie ging ins Cockpit und setzte sich auf den Copilotensitz neben Arthur, der nervös an den Hebeln und Schaltern herumfummelte. Waverly fragte sich, ob er tatsächlich irgendetwas einstellte oder ob er sich lediglich beschäftigte, um sich von dem, was sie vorhatten, abzulenken. »Bist du so weit?«, fragte sie ihn.
Er leckte sich den Schweiß von der Oberlippe und nickte. Dann aktivierte er sein Headset und gab Sarek die Anweisung, die Luftschleuse für das Shuttle zu öffnen. Waverly beobachtete ihn aufmerksam und bereit, jederzeit die Kontrollen zu übernehmen, falls ihm ein Fehler unterlaufen sollte, aber Arthur vollführte alles makellos. Man hätte denken können, dass er bereits viele Male ein Shuttle gelenkt hatte.
Sobald sich die äußeren Tore der Luftschleuse geöffnet hatten, lenkte er das Fahrzeug aus dem Hangar und wendete es. Sie hatten sich entschieden, von der Backbordseite aus zu starten, da diese näher an der Krankenstation lag, was, wie sie hofften, ihren Trick glaubwürdiger erscheinen ließ. Jetzt, wo sie auf dem Weg waren, fühlte sich ihre Tarnung allerdings ziemlich fadenscheinig an.
Arthur flog mit dem Shuttle einmal über den gewölbten Leib der Empyrean hinweg. Die vielen Kuppeln, die den Rumpf bedeckten, erinnerten Waverly an Bilder von Sanddünen auf der Erde. Amanda, das Mitglied der Crew der New Horizon, das sie einst bei sich zu Hause aufgenommen hatte, hatte ihr Bilder von Dünen gezeigt. Sie hatte versucht, ihr diese sich ständig verändernden Landschaften der Erde zu beschreiben. Waverly fragte sich, wie es Amanda und Jessica, Mathers persönlicher Assistentin, ergangen war, seit sie ihr bei ihrer Flucht geholfen hatten. Vielleicht hatte Anne Mather sie eingesperrt oder ihnen gar Schlimmeres angetan. Waverly stellte fest, dass sie sich selbst nicht gestattet hatte, über die beiden nachzudenken. Sie hatte sie als einen Teil der schrecklichen Vergangenheit, die sie hinter sich lassen wollte, einfach aus ihren Gedanken verbannt, obwohl sie ihnen ihr Leben verdankte.
Die New Horizon stieg wie ein missgebildeter Mond hinter dem Rumpf der Empyrean auf. Ihr blasenwerfendes, graues Metall beherrschte den schwarzen Himmel. Während sie sich näherten, konnte Waverly die Konturen von Menschen erkennen, die an den Sichtfenstern vorbeigingen. Keiner von ihnen nahm besondere
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