Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
versuchen.«
»Sie hat recht.« Sarah nickte mit ernster Miene. »Sie sind auf dem Weg.«
Waverly schrie frustriert auf und schoss wieder und wieder in die Wand direkt über dem zusammengesackten Arzt. Die Schüsse dröhnten in ihren Ohren. Der Arzt hielt seine Arme schützend vor sich, und sein Körper wurde von panischen Zuckungen geschüttelt, bis sie endlich mit dem Schießen aufhörte. Sie durchfuhr das gleiche Gefühl, das sie gehabt hatte, wenn sie aus ihren Alpträumen erwacht war – die schreckliche Befriedigung, jemanden bestraft zu haben. Aber kaum hatte die Befriedigung sie beflügelt, wurde sie bereits wieder schal. Stumm betrachtete sie ihren Zeigefinger, der noch immer am heißen Metall des Abzugs zuckte.
»Okay«, krächzte sie nach einer Weile. »Lasst uns aufbrechen. Und lasst eure Geiseln zurück. Ohne sie sind wir schneller.« Der entsetzte Arzt schloss erleichtert die Augen, bis sie hinzufügte: »Bis auf dich. Du kommst mit.«
Sein Gesicht erstarrte, aber er ließ zu, dass sie ihn vor sich hertrieb. Schweißflecken zeichneten sich auf seinem Kittel ab, und er verströmte den beißenden, schweren Geruch von Angst. Seine von Urin durchnässten Leinenschuhe machten schmatzende Geräusche, als er weitertaumelte.
Waverly ging mit ihrer Geisel zuerst aus der Anlage, doch sobald sie den Gang erreicht hatten, drückte sie ihn gegen eine Wand und wartete, bis der letzte ihrer Freunde den Raum verlassen hatte. Dann schloss sie das Schott und zerschoss mit ihrem Gewehr das Türschloss, so dass die zurückbleibenden Geiseln den Raum nicht verlassen konnten. Schließlich rannte sie dem Team hinterher, das schon weit vor ihr war. Den wehrlosen Mann schleppte sie an seinem Kittel hinter sich her.
»Wir sind zu weit verteilt!«, rief sie ihnen zu, und Randy Ortega, der vorauslief, stoppte bei einer Abzweigung auf dem Korridor, der direkt zum Shuttle-Hangar führte.
Ein Schatten fiel auf ihn. Waverly riss ihre Geisel vor sich und schrie: »Achtung!«
Randy konnte gerade noch herumwirbeln, als eine Hand um die Ecke langte, den Kolben seines Gewehrs zu fassen bekam und es ihm entwand. Er fiel nach hinten und hatte sich gerade wieder auf die Knie hochgekämpft, als er feststellen musste, dass er direkt in den Lauf seines eigenen Gewehrs blickte. Ein dürrer Mann, dessen Shirt und Hose eine Nummer zu groß für ihn waren, war plötzlich hinter der Ecke aufgetaucht. Er musterte Waverly mit grauen Augen und sagte mit dunkler Stimme: »Lasst eure Waffen fallen!«
Waverly zog ihre Geisel näher an sich heran. Dann schob sie dem Arzt den Lauf ihres Gewehrs in den Mund.
Katz und Maus
I ch wünschte, das wäre nicht nötig gewesen«, teilte Anne Mather Kieran über den Schreibtisch hinweg mit. Seine Augen waren unverwandt auf den kleinen Bildschirm zwischen ihnen gerichtet, der Waverly und ihr Überfallkommando zeigte, wie sie von einem einzelnen bewaffneten Mann in Schach gehalten wurden.
»An der nächsten Biegung des Gangs warten acht weitere Männer, Kieran. Ich hoffe inständig, dass Waverly die richtige Entscheidung trifft.«
Kieran beobachtete, wie Waverly über das Metall ihrer Schusswaffe rieb, während sie den Mann beobachtete, der den Lauf seines Gewehrs an Randy Ortegas Schläfe drückte. Bitte, Waverly, mach jetzt keinen Mist.
Er hatte gewusst, dass so etwas passieren konnte. Er war sich nahezu sicher gewesen, dass sie keinen Erfolg haben würde, aber er hatte sich dennoch auf ihren Plan eingelassen, weil er Mather unbedingt zeigen wollte, dass er bereit war zu kämpfen. Jetzt erkannte er, dass er damit seine Position nur geschwächt hatte. Er und seine Truppe sahen nun mehr denn je aus wie ein Haufen stümperhafter Kinder, die keine Ahnung von dem hatten, was sie taten.
Anne Mather stellte die Videoübertragung ab. Kieran schaute vom Bildschirm auf und sah, wie sehr sie seinen Gesichtsausdruck genoss. Er wollte ihr die arrogante Miene aus dem Gesicht herausprügeln. Er wusste, dass man niemals eine Frau schlagen sollte, aber das da war keine Frau. Sie war etwas anderes. Etwas Monströses.
»Mir ist klar, dass du zornig bist«, sagte sie endlich. »An deiner Stelle wäre ich zornig.«
»Wenn Sie sie verletzen …«
»Solange sie sich kooperativ verhalten, wird ihnen nichts geschehen. Sie werden in diesem Moment zu ihrem Shuttle zurückbegleitet.« Mather ergriff eine fein gearbeitete antike Teekanne und schenkte Kamillentee in zwei Tassen ein. Sie hielt ihm eine der Tassen so lange vor die
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