Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
Vom Netzwerk:
gebildet, der den Boden bis hinaus auf den Korridor bedeckte. Seth presste sich an der Wand entlang und hinein in die Brennerei, wobei er sich schmerzhaft bewusst wurde, dass er Fußabdrücke hinterließ. Er musste bereits Dutzende Spuren überall hinterlassen haben.
    Der beißende Geruch von Alkohol stach ihm in die Nase und trieb ihm die Tränen in die Augen. Das Licht in dem kleinen Raum war gedimmt, und auch sonst glich das Gebäude einer Fabrikanlage. Schwärme tentakelartiger Rohre schlängelten sich die Wände entlang und bedeckten den Boden. Ein komplexes System aus Bechergefäßen und Karaffen bedeckte die Arbeitsflächen. Seth hielt inne, lauschte und sah einige kleine Tropfen, die noch immer am Hahn des Gin-Destillationsapparats hingen. Gin war Max’ Lieblingsgift. Er war definitiv hier.
    »Max«, wisperte er. »Ich bin’s, Seth.«
    Nichts rührte sich, aber Seth konnte spüren, dass er da war und ihm zuhörte.
    »Wir sitzen im selben Boot, Max. Ich möchte dich nicht auf meine Seite ziehen«, flüsterte er, »und ich möchte auch nicht auf deine wechseln. Ich will nur reden.«
    Noch immer keine Antwort.
    Seth kroch den schmalen Durchgang zwischen den Arbeitsplätzen entlang, die Augen auf den Boden gerichtet. Als er das Ende des Raums erreichte, stieß er auf eine kreisrunde Ablagerung, die wie Brotkrümel aussah.
    »Max, komm schon. Wir können einander helfen.«
    »Ich brauche dich nicht«, kam es unwirsch zurück.
    Seth fuhr herum und sah Max, der sich in einem Edelstahlschrank zusammengekauert hatte, den Blick verwaschen, den Kopf zwischen seinem fleischigen Nacken hin- und herschwingend. Max war erst vierzehn Jahre alt, hatte jedoch bereits die Physiognomie eines Erwachsenen.
    »Jesus, du bist betrunken.« Das würde leicht werden.
    »Ich feiere nur.«
    »Und was ist, wenn du abhauen musst?«
    »Sie werden mich nicht finden.«
    »Aber wenn sie es tun, hast du keine Rückzugsmöglichkeit. Du sitzt in der Falle.«
    Eine Minute lang dachte Max über seine Worte nach, während er ihn mit blutunterlaufenen Augen anstarrte, dann hievte er sich schließlich aus dem Schrank heraus. Als Max schließlich stand, schlug Seth der starke Geruch von Gin und abgestandenem Schweiß entgegen.
    »Wohin sssssollen wir gehen?«, nuschelte er.
    »An einen Ort, an dem wir reden können«, sagte Seth und griff nach dem Ellbogen des Idioten vor ihm, damit dieser nicht hinfiel.
    »Warte«, sagte Max und streckte seine Hand nach der Reihe von Flaschen aus, die die Regale hinter ihm füllten. Mit einem Ruck zerrte Seth ihn von den Flaschen fort und zog ihn in Richtung Tür. Als er sicher war, dass die Luft rein war, schob er den schwankenden Max den Korridor entlang zum äußeren Treppenschacht und mehrere Stockwerke hinab, bis er die Obstplantagen erreichte. Die Bäume würden sich jetzt in ihrer Winterzeit befinden, so dass es für niemanden ausgerechnet jetzt einen Grund gab, hierherzukommen. Dann zog er Max in die hintere Ecke der Plantage hinter ein Blaubeergestrüpp. Die Jungen hockten sich auf das kalte Erdreich, die frierenden Hände unter die Achseln geschoben, und Seth wartete, bis Max wieder zu Atem gekommen war.
    Max sah nicht gut aus. Er hatte blaue Ringe unter den Augen, und die Haut um seinen Mund herum wirkte ausgesprochen bleich.
    »Alles okay bei dir?«, fragte Seth, auch wenn er keine Sympathie für Max und seine Trinkerei aufbringen konnte. Schnell drehte er sich zum Computer seines Vaters und schaltete die Audio-Aufnahmen-Software auf Ein. Er hatte befürchtet, dies in Max’ Gegenwart tun zu müssen, aber der andere Junge war derart betrunken, dass er es nicht bemerkte.
    »Ich habe Magenkrämpfe«, sagte Max und krümmte sich.
    »Das war eine gute Idee mit den Schubdüsen«, sagte Seth beiläufig. »Ein gutes Ablenkungsmanöver.«
    »Jupp«, meinte Max abwesend.
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Was gemacht?« Max schnappte nach Luft und massierte seine Körpermitte.
    »Wie hast du die Düsen programmiert, dass sie so fehlzünden, wie sie es getan haben?«
    Max musterte ihn erstaunt. »Ich dachte, du wärst das gewesen.«
    »Komm schon, Max. Sprich mit mir von Kumpel zu Kumpel. Wem sollte ich es schon erzählen?«
    »Ehrlich, ich war der festen Überzeugung, du hättest das getan. Ich habe keine Ahnung, wie man so etwas zustande bringt.«
    Seth sah Max in die Augen und kam zu dem Schluss, dass er die Wahrheit sagte. »Und was ist mit der Software der Überwachungskameras?«, setzte Seth nach, obwohl er

Weitere Kostenlose Bücher