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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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sich.
    Seth joggte zum äußeren Treppenschacht; seine Gedanken rasten. Die ganze Zeit über hatte er gedacht, die Fehlzündung der Schubdüsen wäre ein Ablenkungsmanöver gewesen, das Max initiiert hatte, um von seiner Flucht aus der Arrestzelle abzulenken. Aber was, wenn ihre Flucht das eigentliche Ablenkungsmanöver gewesen war? Was, wenn die Fehlzündung, das Vom-Kurs-Abbringen der Empyrean, das war, um das es eigentlich ging – und wenn der, der es getan hatte, Max und ihm die Schuld dafür in die Schuhe schieben wollte?
    Wer würde so etwas tun?
    Seth tauchte ein in die eiskalte Luft des äußeren Treppenschachts.
    Er erfuhr nicht, dass Max in dem Augenblick, als sein Fahrstuhl die Krankenstation erreichte, das Bewusstsein verlor.
    In der Nacht fiel er in ein tiefes Koma.
    Und als der Morgen kam, war Max Brent tot.

Galen und Eddie
    W averly hatte einen langen Tag damit zugebracht, einen Traktormotor, der den Geist aufgegeben hatte, auseinanderzubauen, nichts zu finden und die Maschine wieder zusammenzubauen. Nun schleppte sie sich müde und erschöpft zurück zu ihrer Kabine. Sie hatte nichts erreicht, aber die Arbeit hatte ihre Aufmerksamkeit erfordert und sie erschöpft, und das war alles, was sie wollte.
    Da sie nichts anderes zu tun hatte und keinen Ort wusste, an den sie hätte gehen können, schleppte sie sich zu ihrer verlassenen Kabine. Die Tür schloss sich mit einem endgültig klingenden Flopp hinter ihr. Sie hängte ihren Werkzeuggürtel an den Haken nahe der Tür. Eines Tages würden die schweren Werkzeuge den Haken schlicht aus der Wand reißen. Und den Haken zu reparieren wiederum wäre eine weitere Aufgabe, die sie davon abhalten würde, zu brüten und zu brüten …
    … und darüber nachzudenken, wo Seth wohl sein mochte. Sicherlich würde er doch früher oder später Kontakt mit ihr aufnehmen? Und wenn er es tat, sollte sie sich bereits jetzt Gedanken darüber machen, was sie zu ihm sagen, wie sie reagieren würde. Aber in ihrem Kopf herrschte nichts als Leere. Zu viel war geschehen. Kieran kannte sie nicht mehr, und vielleicht kannte sie nicht einmal mehr sich selbst. Wer wusste schon, was diese neue Waverly tun würde, wenn Seth Ardvale an ihre Tür klopfte?
    Nachdem sie in ihre Schlafsachen geschlüpft war, machte sie sich eine Tasse Kamillentee und ging mit ihr in das Wohnzimmer. Sanft strich sie über den verwaisten Webstuhl ihrer Mutter, auf dem seit Monaten eine aquamarinfarbene aufwendige Wolldecke ihrer Vollendung harrte. Die Wolle roch erdig und rein, und der rauhe Stoff rieb angenehm über die empfindliche Haut ihres Handgelenks.
    »Eines Tages wirst du sie beenden«, flüsterte sie und stellte ihre Teetasse auf den Tisch im Esszimmer. Sie würde einen Rand auf dem Holz hinterlassen, aber Waverly störte sich nicht daran. Immerhin war der Abdruck ein Beweis dafür, dass hier ein Lebewesen ein und aus ging.
    Sie ging in ihr nachtschwarzes Schlafzimmer, ließ sich auf ihre Matratze fallen und starrte auf die dunklen Umrisse der Raggedy-Ann-Puppe, die dort auf dem Schaukelstuhl gegenüber ihrem Bett saß, seit sie ein Baby gewesen war. Als kleines Mädchen hatte die Puppe mit den roten Wollhaaren und dem flachen Gesicht, das in seiner leicht grotesken Bemalung ein wenig an das einer Vogelscheuche erinnerte, ihr Angst gemacht. Hieß es nicht, dass Raggedy Ann zum Leben erwachte, wenn kein Mensch in der Nähe war? Außerdem hatte sie Spielzeug, das Kinder nachbildete, nie gemocht; es wirkte auf sie morbide und düster. Jetzt aber war die Puppe eines der Dinge, auf das sie am liebsten blickte, ehe sie einschlief. Denn diese Puppe hatte ihre Mutter für sie gemacht.
    Waverly zwang ihre Augen dazu, sich zu schließen, und versuchte auch, das Bild der letzten Unterhaltung mit Kieran fortzuschieben – und jenen dunklen Blick zu vergessen, mit dem er sie über seine zusammengelegten Finger hinweg gemustert hatte. Sie hatten eine Art Waffenstillstand erreicht, aber sie hatte beim Verlassen des Büros den abschätzenden, berechnenden Blick in seinen Augen gesehen. Eine fremdartige Macht hatte ihn vollkommen verändert, hatte ihn zu jemandem werden lassen, der sie von sich fortschob, sie in das Lager seiner Feinde einordnete – ganz so, als habe er sie niemals gekannt.
    Andererseits: War es nicht ihr genauso ergangen?
    Nein, es war sinnlos, so würde sie niemals Schlaf finden. Sie stand auf, ging in das Elternschlafzimmer und schaltete das Licht ein. Das Doppelbett ihrer Mutter war noch

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