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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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Freund, und das, was du tust, ist sehr wichtig. Vielleicht rettest du sogar das Schiff. Du wirst ein Held sein.«
    Diese Worte zauberten ein Lächeln auf Philips bleiche Gesichtszüge. »Okay.«
    Kieran ging zu seiner Schreibtischschublade, fand ein kleines, altmodisches Walkie-Talkie und reichte es ihm. »Hierüber kannst du mich erreichen und mir erzählen, was Waverly tut. Ich will wissen, mit wem sie spricht und wohin sie geht. Mach dir Notizen, wenn es nötig ist.«
    »Okay.« Philip nahm das Headset, doch dann hielt er irritiert inne. »Aber ist Waverly nicht deine Freundin?«
    Kieran öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder. Er musste ein paarmal ruhig durchatmen, ehe er antworten konnte. »Nein. Nicht mehr.«
    »Oh. Okay«, sagte der Junge. Als er sich abwandte und den Raum verließ, sah Kieran, wie knochig seine Schultern waren, wie dünn seine kleinen Beine. Er wirkte so zerbrechlich.
    Keine sechs Monate zuvor wäre es noch undenkbar gewesen, ein Kind wie ihn mit einer derart doppelzüngigen Aufgabe zu betrauen, und Kieran schüttelte den Kopf, als er daran dachte, wie viel sich seit dem Angriff der New Horizon auf die Empyrean verändert hatte, bei dem nahezu alle Erwachsenen seines Schiffs getötet worden waren. Nun waren die Kinder allein für ihr Schicksal und das des Schiffs verantwortlich. Wann immer er zu lange darüber nachdachte, begann sein Herz zu rasen, und sein Atem beschleunigte sich.
    Er ballte seine Finger zur Faust. Er tat, was er tun musste. Falls Seth sich an den Schubdüsen zu schaffen gemacht und damit die Crew gefährdet und falls Waverly ihm dabei geholfen hatte, musste er das unbedingt wissen. In seinen Händen lag die Verantwortung für das Leben von 250 Crewmitgliedern, und es war seine Aufgabe, sie zu beschützen – ganz gleich, wie unwohl er sich dabei fühlte.
    Er befand sich im Krieg. Das durfte er niemals vergessen.

Die Spur
    S eth erwachte mit trockenem Mund und einem schmerzenden Punkt in der Mitte seines Rückens. Nachdem er Kierans Durchsage über die Schubdüsen gehört hatte, war er in der Lage gewesen, sich zu entspannen, aber er hatte dennoch nicht mehr als eine Stunde geschlafen, vielleicht zwei. Er hätte überhaupt nicht schlafen sollen. Es war Zeit zu verschwinden. Er streckte sich und dehnte die Rücken- und Beinmuskeln, die noch immer grausam von der Anstrengung schmerzten, mit der er Harvey all diese Stufen heraufgeschleppt hatte. Dann schlich er langsam einen moosbedeckten Pfad entlang, bis er einige Erdnusspflanzen erreichte. Er grub so viele der Nüsse aus, wie er tragen konnte, und streckte sich dann zwischen einigen Farnen aus, um zu essen und nachzudenken, während er die staubigen Schalen in seiner Faust zerdrückte.
    Er brauchte einen Plan, wie er das Überwachungssystem umgehen konnte.
    Er trug zusammen, was er über das System wusste. Die Kameras liefen vierundzwanzig Stunden am Tag, aber der Zentralcomputer nahm nur auf, was die jeweiligen Kameras sahen, wenn deren Bewegungsdetektor aktiviert worden war. Eine naheliegende Lösung, um die schiere Masse an Videomaterial zu reduzieren, das tagtäglich überall auf dem Schiff produziert wurde. Könnte es einen Weg geben, die Software zu manipulieren, die die Bewegungsmelder steuerte?
    Dann kam ihm eine Idee, und plötzlich wusste er, was er zu tun hatte.
    Er sprintete zu der Tür, die zum Zentralkorridor führte, lauschte, schlüpfte hindurch und rannte dann, so schnell er konnte, zum Treppenhaus an der Steuerbordseite des Schiffs. Dieses Treppenhaus wurde kaum je genutzt, weil es entlang der Außenhülle verlief, und trotz der soliden Isolierung der Hülle war es hier eisig kalt. Seth biss die Zähne zusammen, während er mehrere Etagen hinaufsprintete, bis zur Sektion mit den Wohnkabinen. Unkontrolliert zitternd und zugleich schweißüberströmt hielt er vor der Tür zu den Wohnquartieren an und lauschte erneut.
    Alles war still. Seit dem Angriff war das Schiff derart unterbevölkert, dass es ihn nicht hätte erstaunen sollen, dass sich niemand auf dem Korridor aufhielt. Dennoch fühlte es sich seltsam an – als wäre er auf einem Geisterschiff. Seine durchgefrorene Haut prickelte, als er schließlich durch die Tür schlüpfte und ihn erneut warme Luft umfing. Er duckte sich in einen Wartungsraum in der Nähe seiner alten Kabine, in sicherem Abstand zu seiner einstigen Eingangstür, weil er sicher war, dass diese beobachtet wurde. Der Wartungsraum roch nach Ammoniak und dem schmierigen

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