Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
die Antwort bereits kannte.
»Was ist denn damit?«, fragte Max nervös.
Aber wer war es dann?, überlegte Seth. »Hast du gesehen, wer uns rausgelassen hat?«
Max hielt sich den Bauch, die Augen traten aus den Höhlen, und er keuchte. »Nein. Ich bin vom Aufklicken meiner Zellentür wach geworden, aber da waren sie schon fort.«
»Und Harvey?«
»Hab keine der Wachen gesehen«, sagte Max.
»Irgendwelche Ideen, wer uns rausgelassen haben könnte?«
»Die Einzige, die je kam und dich besucht hat, war Waverly«, sagte der Junge mit schmerzverzerrtem Gesicht, die Hände noch immer auf den Bauch gepresst. »Mich hat nie jemand besucht.«
»Das ist wahr«, sagte Seth langsam.
Max krümmte sich erneut zusammen; er wimmerte, und Seth wartete, während Max stöhnte und jammerte. Nach einer gefühlten Ewigkeit lehnte sich Max erneut zurück. »O Mann, das war schlimm.«
»Also dann, was willst du jetzt tun?«
»Glaubst du, ich habe vor, dir etwas davon zu sagen?«
»Na dann.« Seth stand auf und schickte sich an zu gehen. Er bereute bereits, dass er seine Zeit mit dem Versuch verschwendet hatte, mit diesem Schwachsinnigen zu sprechen. »Komm mir nicht nach.«
»Warte«, sagte Max schwach. Seine Hand fuhr erneut zu seinem Bauch, und er lehnte sich auf einen Ellbogen. »Weißt du, ich glaube, ich bin krank.«
»Du solltest nicht trinken.«
»Ich glaube, dass es mit etwas zu tun hat, das ich gegessen habe …«
»Verrottete Lebensmittel?«
»Brot und Miso, das jemand mir hingelegt hat. Auf meinem Weg nach draußen habe ich es mitgenommen.« Erneut krümmte er sich zusammen, dann erbrach er eine faulig riechende, grünliche Flüssigkeit. Sein Kopf rollte nach hinten, die Lippen wurden blau.
»O Gott, Max. Du bist krank.«
»Kein Scherz«, sagte Max. Dann warf er den Kopf in den Nacken, deutlich weiter, als es physikalisch möglich hätte sein dürfen, und plötzlich schnarchte er heftig. Seth fühlte den Puls an seinem Handgelenk – der Herzschlag raste.
Seth kannte die Folgen einer Lebensmittelvergiftung; er hatte sie bereits gesehen, und auch er selbst war ein paarmal davon betroffen gewesen. Aber das hier war etwas anderes, etwas Ernsthaftes.
»Max!« Seth hielt den Kopf des Jungen nun in aufrechter Position, um ihm das Atmen zu erleichtern, und Max öffnete seine Augen. »Hier können wir nicht bleiben!« Seth erhob sich und zog an Max’ Arm. Tatsächlich versuchte Max aufzustehen, aber dann stolperte er in Seths Beine hinein und fiel zurück auf den Boden, wo er sich verrenkte, als gäbe es keine Knochen in seinem Körper. Es war mehr als offensichtlich, dass er sich aus eigener Kraft nirgendwo mehr hinbewegen würde.
»Verflucht«, spuckte Seth hervor. Kurz hielt er inne und dachte nach, dann rannte er zu dem Korridor, überprüfte, ob sie noch immer allein waren, kehrte zu Max zurück und hievte ihn auf seine schmerzenden Schultern. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich das schon wieder tue!«
Max war sogar noch schwerer als Harvey. Seth hörte seine Wirbelsäule knirschen, als er mit Max auf dem Rücken durch den Obstgarten und zum Aufzugszentralschacht keuchte. Seine Beine schmerzten bereits vor Anstrengung. Unmöglich, den Kerl die Stufen hinauf bis zur Krankenstation zu tragen.
Er setzte Max unten vor den Türen des Fahrstuhls ab und schüttelte ihn, bis er die Augen öffnete. »Max, ich schicke dich jetzt zur Krankenstation, damit sie dir dort den Magen auspumpen können.«
»Nein! Sie stecken mich zurück in die Brig!«
»Max, hör mir zu. Du bist vergiftet worden.«
Max’ Kopf knallte mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand in seinem Rücken, und er begann erneut zu schnarchen. Seth schüttelte ihn. »Max! Du musst eine Minute wach bleiben, okay? Wenn du in der Krankenstation ankommst, musst du ihnen sagen, dass du vergiftet worden bist. Kriegst du das hin?«
Max winkte ab und rollte sich an der Wand zusammen.
»Max!« Seth richtete sich auf und gab ihm eine schallende Ohrfeige.
Max’ Augen öffneten sich erneut, und er sah Seth erstaunt an.
»Bleib wach. Eine Minute nur. Okay?«
»Okay! Jesus!« Der Junge sammelte sich, straffte den Rücken und schüttelte den Kopf. Er war wieder bei Sinnen.
Als der Aufzug ankam, schob Seth ihn hinein und drückte den Knopf zur Krankenstation, ehe er zurück in den Korridor sprang. Als die Türen sich schlossen, sagte er: »Vergiss nicht, ihnen zu sagen, dass du vergiftet worden bist, Max. Okay?«
Max nickte, und die Türen schlossen
Weitere Kostenlose Bücher