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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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sehen können. Für Menschen wie ihn gab es keine unkomplizierte Liebe oder Freundschaft, und es war besser, wenn er allein bliebe. Und das war auch das Beste für jeden anderen Menschen, insbesondere für sie.
    Seth hörte, wie sich die Türen des Fahrstuhls öffneten, der die Mädchen auf- und ihre Stimmen mit sich nahm. Er schob sich aus dem Wartungsraum heraus, rannte zum äußeren Treppenschacht und nahm stets zwei Stufen auf einmal bis hinauf zum Shuttle-Hangar. Dort angekommen, spähte er durch das Sichtfenster in der Tür, sah jedoch nur die leblosen Umrisse der Shuttles und der Ein-Mann-Gefährte entlang der Wände. Dann huschte er durch die Tür und in den Frachtraum.
    Er schien voller Geister zu sein. Beide Frachträume waren derart mit Tod und Verlust belegt, dass die Crewmitglieder diese Orte mieden. Auch er selbst war nicht gern hier.
    Seth duckte sich hinter eines der Shuttles und lief dann zur Kom-Station nahe des Kontrollpanels für die Luftschleuse. Er startete den tragbaren Computer seines Vaters und hackte sich in der Hoffnung, dass das Passwort noch funktionierte, über den Universalport in das Computersystem des Schiffs. Mason Ardvale war leitender Pilot der Empyrean gewesen, und als solcher waren seine Zugriffsrechte fast so umfangreich wie die von Captain Jones gewesen. Es war Mason sicherlich nicht erlaubt gewesen, sein Passwort zu speichern, selbst in seinem eigenen Rechner nicht, aber vor dem Angriff hatten sie alle es mit den Sicherheitsvorschriften nicht so genau genommen.
    »Komm schon, komm schon«, flüsterte Seth, als der Monitor einen Einlog-Schirm lud. Mit angehaltenem Atem wartete er darauf, dass der Einwahlprozess automatisch vonstattengehen würde. Wenn es gelang, war er in Sicherheit. Falls nicht, würde er den Computer fortwerfen und um sein Leben rennen.
    Der Bildschirm flackerte kurz, dann erschienen die Worte Zugriff gestattet.
    »Danke, dass du so ein fauler Sack warst, Dad«, murmelte Seth. So schnell er konnte, lokalisierte er die Software, die das Überwachungssystem kontrollierte, und überflog die Reihen von Zahlencodes, die die Bewegungsmelder steuerten. Es kostete ihn fünfzehn enervierend lange Minuten, ehe er den Code fand, nach dem er gesucht hatte, und als er ihn schließlich fand, klappte ihm vor Staunen die Kinnlade herunter. Max musste den Code bereits verändert haben. Er hatte exakt die Veränderung vorgenommen, die auch Seth geplant hatte: die Bewegungsmelder deaktivieren, aber die Kameras eingeschaltet und funktionstüchtig lassen. Beeindruckend angesichts der Tatsache, dass Max ein Idiot war. Andererseits: Wenn er es war, der die Schubdüsen manipuliert hatte, sollte er auch in der Lage sein, die Computer umzuprogrammieren.
    Sollte. Aber war er das auch wirklich? Es passte einfach nicht zu ihm.
    Seth schüttelte den Kopf. Es musste Max gewesen sein. Niemand sonst hatte ein Motiv.
    Er klappte den Computer seines Vaters zu, klemmte ihn sich unter den Arm und lief aus dem Shuttle-Hangar. Dann verschwand er wieder im äußeren Treppenschacht, wo er sich auf den Treppenabsatz hockte. Immerhin musste er nun nicht mehr befürchten, vom Videoüberwachungssystem aufgespürt zu werden.
    Was ihm die Zeit geben könnte, die er brauchte, um Max zu finden. Wo würde er hingehen, um sich zu verstecken?
    Wäre Max klug, würde er zu einem abgelegenen Ort gehen und sich still verhalten, aber Max war dumm und von Kleinmut und Hass getrieben. Während Seths kurzer Zeit als Captain des Schiffs hatte er Max mehr als einmal zurechtgewiesen, weil er betrunken zum Dienst erschienen war. Als er einen kleinen Jungen vor den Klingen eines Mähdreschers zurückgezogen hatte, hatte er ihm sogar den Arm gebrochen. Wäre er nüchtern gewesen, hätte er das Kind vermutlich retten können, ohne es zu verletzen. Seth hatte es ihm damals durchgehen lassen, aber nur, um es später zu bereuen.
    Das Erste, wonach Max nach dem Ausbruch aus der Brig vermutlich der Sinn stand, war Alkohol. Und tatsächlich war die Schnapsbrennerei kein allzu schlechtes Versteck – vor allem, weil das Brennen von Alkohol vermutlich zu den letzten Dingen gehörte, die Kieran Alden seiner Crew erlauben würde. Vermutlich ging nie jemand dorthin.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, sprintete er bis zur siebten Ebene, dann schlich er in den Korridor unmittelbar vor den Getreidesilos. Niemand war zu sehen, aber er hörte Stimmen der Crewmitglieder, die den Weizen einbrachten. Das Getreide hatte einen Staubfilm

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