Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
einen Vertrag, hatte sie gesagt. Aber sie allein hielt alle Karten in den Händen. Er hatte kaum eine andere Chance, als ihr Spiel mitzuspielen. Aber für den Moment würde er sie warten lassen. Er aktivierte seinen Interkom-Link zur Kommandozentrale, und Sarek antwortete.
»Sarek, erhöhe unsere Geschwindigkeit um weitere zwei Prozent.«
»Die Crew beschwert sich bereits«, sagte Sarek. »Die Leute bekommen Rückenschmerzen.«
»Wir müssen dieses verdammte Weib einholen.«
»Okay«, sagte Sarek. Er klang müde.
Augenblicklich fühlte Kieran den zusätzlichen Druck, der auf seinem Körper lastete. Als er aufstand, keuchte er und musste sich gegen den Schreibtisch lehnen. Die zusätzliche Schwerkraft war erschöpfend, aber für die Crew der New Horizon musste es noch schlimmer sein. Vielleicht konnte er sie so in die Knie zwingen, indem er Mather einen Grund gab, die Eltern gehen zu lassen. Falls das nicht gelang, wusste er nicht, was er noch tun könnte.
Er war in seinem Quartier und bereits in Schlafsachen, als das Interkom der Kommandozentrale summte. »Ja?«, sagte Kieran und machte sich nicht die Mühe, zur Kom-Station zu gehen, um den Vid-Link zu sehen.
»Kieran«, sagte Sarek, »die New Horizon hat ihre Geschwindigkeit um zwei Prozent erhöht.«
Kieran lehnte seine Stirn gegen die Wand. »Kommen wir näher ran?«
»Nein«, sagte Sarek. »Was soll ich tun?«
»Behalte die neue Geschwindigkeit bei. Wir versuchen, sie mürbe zu machen.«
»Okay«, sagte Sarek und beendete die Verbindung.
Als Kieran den Aus-Knopf seines Interkoms drückte, bemerkte er, dass seine Hände eigentümlich geschwollen wirkten. Er drückte die Ballen seiner Fingerspitzen, und sie fühlten sich an wie zum Bersten gefüllte Ballons. Ödeme. Wie Mather gesagt hatte.
Es war bereits so weit.
Er kroch unter seine Decken, vergrub das Gesicht in den Kissen und betete: »Gott. Hilf uns. Kannst du uns bitte helfen?«
Aber die Stimme in seinem Kopf – jenes kaum hörbare Wispern in der Dunkelheit, das sich ihm zum ersten Mal offenbart hatte, als er hungernd und allein in der Brig gelegen hatte, und das ihn seitdem stets begleitete – sagte nur das, was sie stets zu ihm sagte : Ich helfe euch bereits.
Aber wie?, fragte er verzweifelt, als er sich auf der Matratze zusammenrollte.
Du wirst deinen Weg erkennen, wenn du ihn vor dir siehst, sagte die Stimme.
Er wusste, dass sie ihn ermutigte, auf sich selbst zu vertrauen, und er wollte ja auch glauben, dass er der Aufgabe, die vor ihm lag, gewachsen sein würde. Denn er hatte Vertrauen in die Stimme. Großes Vertrauen sogar. Aber es war doch nicht groß genug, um die Furcht zu verscheuchen, die ihn umfing.
Anhaltspunkte
S eth kauerte in einer Ecke eines Nadelbaumwäldchens hinter den Wacholderbüschen. Die Wärmelampen waren auf Frühling programmiert, aber es war noch immer kühl, etwa zehn Grad, und er zitterte. Im Augenblick war dies hier das bestmögliche Versteck. Zwei Stunden zuvor hatte er zwei von Kierans Wächtern die Farm betreten hören. Sie waren umhergegangen, hatten die nadelbehangenen Äste beiseitegeschoben und nach ihm gesucht. Er hatte ganz still dagelegen, hatte kaum geatmet, bis sie sich schließlich entfernt hatten und hinter einem Douglasfichtenwäldchen verschwunden waren. Seitdem hatte sich niemand mehr blicken lassen, und das hatte ihm etwas Zeit gegeben, um darüber nachzudenken, auf wessen Konto die Sache mit den Schubdüsen wirklich gehen konnte. Wer wollte, dass das Schiff vom Kurs abkam?
In Anbetracht der Tatsache, dass jeder Einzelne an Bord, selbst die Waisen, sich nichts sehnlicher wünschte, als die Gefangenen auf der New Horizon zu befreien, blieb nur noch eine weitere Möglichkeit, die zumindest irgendeinen Sinn ergab: Ein blinder Passagier der New Horizon war an Bord. Vielleicht sogar mehr als einer.
Seth rubbelte mit den Handflächen über seine Arme und genoss die Reibungswärme. Der erste Schritt, um den Saboteur zu finden, würde sein, herauszufinden, wie er es geschafft hatte, die Schubdüsen umzuprogrammieren. Das war nur von zwei Orten aus möglich: der Kommandozentrale oder dem radioaktiv verseuchten Maschinenraum.
Seth hätte sich der Kommandozentrale niemals auch nur auf anderthalb Kilometer nähern können, aber es war auch unwahrscheinlich, dass der Saboteur tatsächlich von dort aus agiert hatte – es sei denn, Sarek oder Arthur oder Kieran selbst hätten es getan. Unwahrscheinlich. Blieb also nur noch der Maschinenraum. Wenn
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