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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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der Fluglage.
    Sein Körper rotierte wie verrückt, und einmal mehr fiel er, segelte in irrwitzigen Drehungen die Außenhülle entlang.
    Hatte er geschrien?
    Voller Panik riss er an der Notfall-Halteleine, und ein Seil schoss heraus, zielte in Richtung der Empyrean, ganz so, wie es vorgesehen war, aber er drehte sich noch immer, und die Kordel wickelte sich um seine Taille, verkürzte sich mit jeder Drehung. Als er zurückgerissen wurde, starrte er auf den gewaltigen Nebel, so dicht und still. Er hatte die Empyrean über vier Jahre hinweg eingehüllt, hatte das Schiff im Wesentlichen blind und taub gemacht und es der New Horizon so ermöglicht, ihnen hier für einen Überraschungsangriff aufzulauern. Nun wirkte das Nebelfeld so ruhig und erhaben, und er hielt den Atem an, als er die dünnen magentafarbenen Gasarme bestaunte, die sich aus dem Zentrum lösten, die Schatten aus bläulichem Grau, die sich immer wieder auffächerten, wo das Gas am dichtesten war.
    Als sie in seinem Inneren gefangen waren, hatte Seth den Nebel gehasst, aber jetzt konnte er sehen, wie wunderschön er war.
    Ich werde leben, sagte er zu sich selbst. Ich werde nicht hier draußen sterben.
    Die gewaltigen Heckschubdüsen der Empyrean schoben sich in sein Sichtfeld, und Seth zwängte den Steuerhebel nach vorn, versuchte, das Heck zu erreichen, wusste, dass er von einem Ausstoß der Schubdüsen erwischt und auf der Stelle eingeäschert werden könnte. Er spürte bereits die Hitze auf seinem Gesicht, und ein dicker Schweißfilm bedeckte seine Haut. »Nein, bitte nicht«, wimmerte er.
    Starr vor Entsetzen trieb er sein Fahrzeug, so schnell es ging, auf die Hülle zu, streckte die krallengleichen Greifarme seines Ein-Mann-Shuttles aus und betete stumm: »Komm schon, du Bastard, du Hurensohn. Lass mich leben.«
    Er spürte, wie seine Greifarme das heiße Metall der Abluftstollen berührten, und aktivierte die magnetische Halterung, mit der man an der Außenhülle andockte.
    Seth wusste nicht, wie lange er sich dort an der Außenhülle der Empyrean festklammerte, nach Atem rang und mit den Zähnen knirschte, während es ihm nur unter Aufbringung all seiner Willenskraft gelang, nicht vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren und in haltloses Schluchzen auszubrechen. Wieder und wieder warf sein Herz sich in wilden Schlägen gegen seinen Brustkorb.
    »Du bist nicht tot«, sagte er immer wieder voller Zorn zu sich selbst. »Sei nicht so ein gottverdammter Feigling.«
    Schweiß lief ihm in die Augen. Er überprüfte die Temperaturanzeige in seinem Helm; dort leuchtete ein rotes Warnsignal auf. Das Letzte, was er tun wollte, war, seinen Griff von der Hülle zu lösen, aber er musste es tun, weil er sonst vielleicht in Flammen aufgehen würde. Vorsichtig und bemüht, den richtigen Winkel zu treffen, drehte er den Arm, bis seine Schubdüsen wieder nach unten ausgerichtet waren. Dann aktivierte er die Schubdüsen, bis er die altbekannte Kraft unter den Sohlen seiner Füße spürte.
    »Eins, zwei, drei«, flüsterte er, und die Halterung des Magnetarms löste sich.
    So langsam wie irgend möglich steuerte er das EMS zurück zur Steuerbordseite, bis er die Einstiegsluke zum Maschinenraum wiederfand. Über der Lukensteuerung senkte er sich ab, befestigte seine Halteleine an dem Haken bei der Tür und drückte mit stark zitternden Händen auf den manuellen Auslösehebel der schmalen Einstiegsluke.
    Eine Explosion aus Schmutz traf ihn mitten aufs Visier. Er rutschte von der Tür ab und wurde zurückgedrückt.
    Ich bin tot, dachte er und fühlte sich wie losgelöst von sich selbst, aber als er den Mut fand, die Augen zu öffnen, sah er, dass seine Halteleine gehalten hatte und er nun über dem Einstieg zum Maschinenraum schwebte.
    »Im Inneren des Maschinenraums hätte keine Luft sein dürfen«, sagte Seth laut. »Dad hat den Raum entlüftet, am Tag, als er …« Er konnte den Gedanken nicht beenden. Seine Stimme bebte, und er benötigte vier tiefe Atemzüge, um sich auf den nächsten, entsetzlichen Schritt vorzubereiten. »Du wirst das schnell hinter dich bringen«, sagte er zu sich selbst.
    Er rief die Befehlsleiste auf, mit deren Hilfe er seinen Helm von der äußeren Hülle des EMS lösen konnte, aber seine Finger verharrten darüber.
    »Ich werde hier nicht sterben«, sagte er zu sich selbst, dann wiederholte er es noch einmal, diesmal bestimmter: »Ich werde nicht sterben.«
    Mit diesen Worten auf den Lippen löste er das Kommando aus, und die äußere

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