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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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Seth doch nur dorthin gelangen könnte. Die gesamte Sektion war abgeriegelt worden, um die Radioaktivität im Griff zu behalten. Was bedeutete, dass der einzige Weg in den Maschinenraum durch eine Außenluke führte. Das Hauptproblem daran war: Die Schotten des Maschinenraums waren dazu gedacht, Gas aufzunehmen und nicht Passagiere. Sie waren ja kaum groß genug, dass ein erwachsener Mensch sich durch die Öffnung pressen könnte. Aber in den Maschinenraum zu gelangen war nur die halbe Miete. Die gesamte Sektion war radioaktiv verseucht. Er wusste, dass die Ein-Mann-Shuttles mit Strahlenschilden und kleinen Sauerstofftanks ausgestattet waren. Wenn nur das Schott des Maschinenraums groß genug gewesen wäre, um ein EMS aufzunehmen! Seth lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte nach.
    Ein-Mann-Gefährte waren eine Art veredelter Raumanzüge. Aufgrund der äußeren Metallhülle, der Sauerstofftanks und des Raketenantriebs auf dem Rücken waren sie voluminös und etwas sperrig. Aber innerhalb des EMS diente eine Innenhülle als zweite Schutzschicht. Falls es möglich war, diese zweite Schicht von der äußeren, klobigeren abzutrennen, würde man nur mit dieser inneren Schutzschicht allein sicherlich durch das Schott des Maschinenraums passen.
    Es war einen Versuch wert.
    Seth stand auf, strich sich die Wacholdernadeln vom Körper und schlich zu dem verlassenen Korridor, den Laptop seines Vaters unter den Arm geklemmt. Als er sicher war, allein zu sein, sprintete er zum äußeren Treppenschacht, sieben Ebenen hinauf bis zum Steuerbord-Shuttle-Hangar, und schlüpfte durch die Tür.
    Im Shuttle-Hangar war es gespenstisch still. Hier hatte der Großteil der Besatzung der Empyrean den Tod gefunden, und der Ort erschien Seth wie eine Grabstätte. Die Visiere der EMS, die entlang der Wände hingen, wirkten so unheimlich wie Totenmasken.
    Er ging zu dem nächstgelegenen Ein-Mann, löste es mit Hilfe der entsprechenden automatischen Vorrichtung aus seiner Halterung und entfernte den Helm vom Rest des Anzugs. Dann schob er seine Hand zwischen den weichen Stoff und die harte äußere Hülle. Der Stoff hatte einen metallischen Schimmer und fühlte sich an wie flexibles Plastik, aber Seth wusste, dass er aus weiterentwickelten Karbonfasern bestand, die dem Gewebe eines Spinnennetzes nachempfunden waren. Es war der robusteste bekannte Stoff überhaupt, absolut luftdicht und mit dicken Bleifasern durchsetzt. Er würde ihn vor der Radioaktivität im Maschinenraum schützen, und wenn er sich erst einmal von den Lufttanks befreit hatte, blieb ihm innerhalb des Anzugs noch immer Sauerstoff genug für einige Minuten – genug, um sich umzusehen, aber nicht für viel mehr.
    Er löste die Verbindungen, die die innere Hülle mit der äußeren verbanden, und zog sie durch die Halsöffnung heraus. Sie sah aus wie ein silberfarbener Arbeitsoverall. Seth schlüpfte hinein, und der bemerkenswerte Stoff dehnte sich und passte sich perfekt seiner hochgewachsenen Gestalt an. Dann setzte er den Helm auf die innere Hülle und lauschte dem automatischen Klick, mit dem er einrastete und den Anzug versiegelte. In seinen Ohren knackte es beruhigend, als die Druckdichtung einrastete. Er kletterte in die äußere Hülle des EMS, ließ jedoch die kleinen Verschlüsse zwischen der inneren und der äußeren Hülle geöffnet, so dass er, wenn es so weit war, leicht herausschlüpfen konnte.
    »Diesmal haben die Ingenieure ihre Sache wirklich gut gemacht«, murmelte er.
    Er ließ die Schubdüsen kommen, um das Gewicht des EMS zu verringern, öffnete die Sauerstoffventile der Tanks und ging mit schwerfälligen Schritten zu der kleineren Luftschleuse hinüber, die für die EMS gedacht war. Einmal in der Luftschleuse angekommen, fühlte er sich, als betrete er einen Sarg. Die schweren Metalltüren knallten hinter ihm ins Schloss, und als die Luftschleuse sich explosionsartig selbst neutralisierte, machte er in seinem Gefährt selbst einen kleinen Satz.
    Dann spürte er, wie sich rund um die Hülle des EMS der Druckausgleich vollzog. Nun musste er nur noch das äußere Schott öffnen, und dann stünde nichts mehr zwischen ihm und dem Rest des Universums.
    Er hatte es nie jemandem anvertraut, aber Weltraumspaziergänge machten ihm Angst. Nach dem Schaden, den Kieran an der Kuppel der Atmosphärenkontrolle verursacht hatte, hatte er mehrere dieser Außenmissionen absolvieren müssen, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Dabei hatte er

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