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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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als eine Art Vorarbeiter agiert, der den anderen Jungen gezeigt hatte, wie sie die komplexen Werkzeuge nutzen und wo sie was reparieren sollten. Die ganze Zeit hindurch hatte er im Inneren seines Anzugs gezittert wie Espenlaub, kalter Schweiß war ihm aus jeder Pore getreten, und sein Herz war gerast vor Furcht. Das Gefühl der eigenen Winzigkeit im Angesicht der unendlichen, eiskalten Leere vor ihm ließ ihm die Galle die Kehle hochsteigen. Egal wohin er auch sah – dort gab es nichts zwischen ihm und der Ewigkeit.
    Dieses Mal würde es schlimmer sein. Denn niemand wusste, dass er das Schiff verließ. Nur ein falscher Schritt, und er würde von der Empyrean forttrudeln. Und niemand würde kommen, um nach ihm zu sehen und ihm zu Hilfe zu eilen.
    Er durfte sich nicht erlauben, weiter darüber nachzudenken.
    »Ich habe keine Angst«, sagte er mit zitternder Stimme zu sich selbst, nahm einen tiefen Atemzug und öffnete das äußere Schott.
    Und die Türen öffneten sich in die grauenvolle Schwärze des Alls. Die Sterne grenzten sich klar von dem schwarzen Hintergrund ab – winzige Punkte, so dicht gestreut, dass sie wie Gischt wirkten. Sie waren so unendlich weit entfernt. Seth schluckte die Galle hinunter, die ihm die Kehle hinaufstieß.
    »Das ist nur der Himmel«, hatte sein Vater einst gesagt, als Seth ihm gestanden hatte, dass er sich fürchtete, ein EMS zu fliegen. »Wärst du auf einem Planeten, wäre es genau dasselbe. Keine Wände. Keine Fenster. Nur das Nichts über deinem Kopf.«
    Seth hatte dazu nur genickt, weil er nichts Dummes hatte sagen wollen, aber tatsächlich verursachte ihm der Gedanke, auf der Oberfläche eines Planeten zu wandeln, ein schreckliches Gefühl von Höhenangst. Wenn er die Wahl hätte, sein ganzes Leben auf der Empyrean zu verbringen, würde er es vermutlich tun. Denn jetzt, am Rande des Schotts stehend und den Blick auf die Unendlichkeit gerichtet, hatte er fürchterliche Angst.
    »Mach dir nicht in die Hose, Ardvale«, flüsterte er grimmig.
    Und mit einem weiteren tiefen Atemzug tat er einen beherzten Schritt über den Rand der Plattform des Schotts hinaus.
    Und dann fiel er! Nein – er fiel nicht, er blieb hinter seinem Heimatschiff zurück, die Nieten und Portale und die metallische Beschichtung der Empyrean zerflossen in einem beängstigenden Schleier aus Grau und Schwarz, als das Schiff ohne ihn weiterraste. Hilflos ruderte er mit den Armen – O Gott! O Gott!  –, ehe ihm die Schubdüsen wieder einfielen. Er gab Gas und schrie, als das EMS nun mit einem Ruck auf die Empyrean zuschoss. Blitzschnell lenkte er das Gefährt wieder auf Abstand zu dem riesenhaften Schiff und schrammte nur rund einen Meter an einem Zusammenprall vorbei.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt. Einen Augenblick war er starr vor Entsetzen, aber er zwang sich, die Augen offen zu halten, schluckte erneut gegen die aufsteigende Galle an, während er mit Flughöhe, Fluglage und Kursausrichtung des Ein-Mann kämpfte, bis es ihm schließlich gelang, parallel zu dem großen Schiff zu fliegen.
    Er donnerte auf die Schubdüsen-Steuerung, und schließlich gelang es ihm, das EMS im Tempo der Empyrean zu halten. Das Gefühl zu fallen schwand. Jetzt schwebte er nahe einem der Bullaugen. Ein Blick hindurch verriet ihm, dass er bis auf das Level des Regenwalds abgesunken war. Noch immer trennten ihn etliche Ebenen vom Maschinenraum am Fuß der Empyrean.
    Seth nahm die Schubkraft zurück, nur ein wenig, so dass er langsam die graue Außenhülle des Raumschiffs entlangglitt. Aufmerksam beobachtete er die Hülle, konzentrierte sich auf die Nieten, die jede Walzblechplatte säumten, und dann auf die schmalen Schnittlinien zwischen den Abwasserkanälen und der Wasseraufbereitungsanlage. Er glitt über etwas hinweg, das eine endlose Reihe kleiner Bullaugen zu sein schien, und in jedem von ihnen suchte er nach den Umrissen eines menschlichen Gesichts, aber niemand schaute hinaus, als er vorbeischwebte. Er hätte glücklich sein sollen, dass niemand ihn sah, aber stattdessen fühlte er irrationalerweise Enttäuschung, und das machte ihm klar, wie allein er war.
    Er schob den Gedanken fort und steuerte das EMS in Richtung Backbord. Er konnte die Unterseite der Empyrean spüren, die sich zu seinen Füßen ausdehnte wie ein Horizont. Er sah die Einstiegsluke in den Maschinenraum unter sich und griff nach der Steuerung der Schubdüsen, aber er tastete nur blind umher, und drückte stattdessen eine Schubdüse zur Einstellung

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