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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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bedeutet. Ich kenne mich mit dem Schiff aus. Die Führungspositionen auszutauschen, während wir mit einer ernsthaften Bedrohung konfrontiert sind, kann in einem Desaster enden. Nicht nur für das Schiff, sondern auch für unsere Rettungsmission. All dies sind gute Gründe, mich in die Position des Captains zu wählen«, sagte er bescheiden. »Aber es gibt einen weiteren Grund, der alles andere in den Schatten stellt.« Aus rhetorischen Gründen machte er eine Pause und blickte über die versammelte Crew hinweg, die geschlossen zu ihm aufsah, manche von ihnen skeptisch, aber die meisten interessiert und hoffnungsvoll. »Niemand hat so wie ich eine Vision für die Zukunft dieses Schiffs. Es ist mir gelungen, aus einem Haufen ungepflegter, handlungsunfähiger Jugendlicher eine Crew zu formen, die heute dieses Schiff am Laufen hält. Schaut euch an, wie weit wir gekommen sind! Aber ich kann mir diesen Sieg nicht auf die Fahnen schreiben. Ich glaube, dass wir es nur geschafft haben, uns zusammenzunehmen, weil wir schließlich akzeptiert haben, dass wir eine gemeinsame Bestimmung haben. Gemeinsam prägen wir die Gesinnung, die unsere Zukunft formen wird, und ich fühle mich unbeschreiblich geehrt, das Instrument zu sein, das es uns ermöglicht, unsere Bestimmung als Schöpfer einer Neuen Welt zu erfüllen.«
    Nun entstand eine nachdenkliche Pause, ehe der Applaus aufbrandete, aber als er es schließlich tat, war er laut und lang anhaltend. Kieran nickte. Jetzt war er sich sicher, dass er gewählt werden würde.
    Die Wahl dauerte nur einige Minuten, während derer jedes Mitglied der Crew einen schmalen Wahlzettel in einen Kasten warf. Auch das Auszählen der Stimmen durch drei unabhängige Zähler ging schnell, und sie zählten gleich vor Ort. Sarah folgte dem Prozess mit zusammengekniffenen Augen und warf immer wieder wütende Blicke in Kierans Richtung. Er saß in der ersten Reihe und versuchte selbstsicher auszusehen, aber er sorgte sich dennoch. Was würde er tun, wenn er nicht mehr Captain wäre? Er war sich nicht sicher, ob das Leben für ihn dann immer noch dieselbe Bedeutung haben würde. Er musste einfach gewinnen.
    Und du wirst auch gewinnen, sagte die Stimme in seinem Hinterkopf.
    Er setzte sich gerader hin. Wo war sein Glaube geblieben? Wenn es wirklich seine Bestimmung war, die Empyrean nach New Earth zu führen – und daran glaubte er ja –, dann würde er natürlich gewinnen. Er sollte keine Angst haben.
    Als die drei Auszähler – Harvey Markem, Alia Khadivi und Melissa Dickinson – schließlich ans Mikrofon traten, erstarb das Gemurmel im Raum, und alle sahen sie erwartungsvoll an.
    Harvey räusperte sich, und sein Gesicht leuchtete rot unter seinem orangefarbenen Haar. »Sarah Hodges erhielt einundneunzig Stimmen. Kieran Alden erhielt einhundertneunundvierzig Stimmen. Kieran Alden ist –«
    Harveys Stimme ging in einer Welle von Applaus und Rufen unter. Kieran stand auf, und der Applaus steigerte sich zu einem Crescendo, als er die Stufen zur Bühne hinaufstieg und zum Podium schritt. Er konnte nicht anders, als zu lächeln. Als er zu Sarah hinabsah, saß sie mit vor der Brust verschränkten Armen da und machte ein finsteres Gesicht. Waverly saß einige Reihen hinter ihr und wirkte nicht erstaunt.
    »Danke, ich danke euch«, sagte er mit einem Lächeln und hielt eine Hand in die Luft, um die Menge zum Schweigen zu bringen. Schließlich verebbte der Jubel, die Leute setzten sich, um seiner Rede zu lauschen. »Zunächst einmal möchte ich Waverly Marshall danken, weil sie diese Wahl einberufen hat.«
    Waverly sah ihn teilnahmslos an. Falls sie den Sarkasmus in seiner Stimme gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Ich möchte euch nur alle wissen lassen, dass ich dieses Schiff auch weiterhin führen werde …«
    Einige Leute in den hinteren Reihen husteten, und er wartete darauf, dass es wieder still wurde. Aber dann begannen auch weitere Kinder in der hinteren Reihe zu husten, und einige von ihnen standen auf und bedeckten ihr Gesicht mit den Händen.
    Und dann fielen sie um.
    Kieran vergaß, was er hatte sagen wollen, und beobachtete, wie die Infektion sich von den hinteren Reihen nach vorne auszubreiten schien. Mehr und mehr Kinder verzogen das Gesicht, würgten, krümmten sich, und Tränen liefen ihnen über die Wangen. Es breitete sich in Richtung der Bühne aus wie eine Welle. »Evakuieren!«, schrie Kieran ins Mikrofon. Die Leute in den ersten Reihen sahen ihn verblüfft an.

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