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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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»Auf der Stelle evakuieren!«, schrie er. »Verlasst den Raum durch die vorderen Türen! Hier drinnen ist irgendeine Art von Gas! Lauft!«
    Es schien Stunden zu dauern, bis sie endlich aufstanden, sich umdrehten und sahen, wie die anderen Mitglieder der Crew in den hinteren Reihen zu Boden fielen, wie sie sich an den Hals fassten und um Atem rangen. Schließlich verstanden sie.
    Und dann brach das Chaos aus.
    Kieran ließ seinen Blick über die Menge schweifen, zuerst zu Waverly, die zwei kleine Mädchen trug, eines auf jeder Hüfte, und unbeholfen auf den nächstgelegenen Ausgang zurannte. Als Nächstes fiel sein Blick auf Sarah Hodges, die einen kleinen Jungen hinter sich herzog und ihre Nase und ihren Mund mit dem Kragen ihres T-Shirts bedeckte.
    Dann sah er Arthur.
    Er lag auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt, genau auf dem Mittelgang.
    Kieran dachte nicht nach, sondern sprang.
    Er schwamm gegen den Strom der Menge an, stieß gegen Schultern und verschwitzte Köpfe, kämpfte sich weiter, um zu Arthur zu gelangen. Noch sechs Meter. Er konnte ihn durch die Menge, die sich ihm entgegenstemmte, nicht mehr sehen – ein endloser Strom angsterfüllter, tränenüberströmter Gesichter rauschte auf dem Mittelgang an ihm vorbei. Er fühlte ein grauenvolles, ätzendes Stechen in seiner Kehle, seinen Augen, seinem Magen. Es schmeckte nach vergorenem Orangensaft. Er glaubte, sich übergeben zu müssen, aber dann begriff er, dass er vermeiden sollte, es überhaupt einzuatmen. Er hielt sich den Mund zu, zwang sich dazu, nicht einzuatmen. Er warf sich gegen die noch immer fliehenden Kinder – noch drei Meter – und glaubte, ein Schimmern von blondem Haar am Boden gesehen zu haben. Dann verlor er Arthur ganz aus den Augen, aber er schob sich blind weiter vorwärts, bis er schließlich auf ihn trat.
    Er versuchte, Arthurs Hand zu greifen, verfehlte sie, tauchte verzweifelt noch einmal danach und schaffte es dieses Mal, Arthurs Ledergürtel in die Finger zu bekommen. Er schloss seine Finger darum und zog daran, bis es ihm gelang, seinen anderen Arm unter Arthurs Taille zu bekommen, und dann – er wusste nicht wie, aber irgendwie gelang es – wuchtete er sich Arthur über die Schulter und rannte los.
    Seine Lunge schmerzte. Es waren noch nicht einmal zwanzig Sekunden vergangen, seit er begonnen hatte, die Luft anzuhalten, aber die Anstrengung durch Arthur auf seinen Schultern führte dazu, dass jeder Muskel in seinem Körper nach Sauerstoff schrie. Er kämpfte gegen den Instinkt an, nach Luft zu schnappen, und richtete seine Augen stattdessen auf die Tür, die gewiss noch mehr als zwanzig Meter entfernt war. Er tastete sich nahezu blind vorwärts, blinzelte immer wieder Tränen aus seinen brennenden Augen, fühlte eine Reihe von Sitzen an seinen Beinen entlangstreifen, und schließlich war die Tür vor ihm.
    Er schmiss sich mit all seinem Gewicht dagegen und taumelte in den Korridor, der überfüllt war mit kranken Kindern, hustenden Kindern, weinenden Kindern. Er hechtete zu dem Fahrstuhl, keuchend und kaum in der Lage zu atmen. Sein Hals fühlte sich eng und geschwollen an, und er war eingekeilt von all den Kindern, die sich mit ihm in den Fahrstuhl schoben. Als die Fahrstuhltüren sich wieder öffneten und den Blick auf den Wahnsinn freigaben, der bis vor kurzem noch die Krankenstation gewesen war, trübte sich Kierans Sicht. Panische Kinder wurden in den Wartebereich verfrachtet, und es gab nirgends einen freien Stuhl oder ein freies Bett. Vorsichtig setzte er Arthur auf dem Boden ab und stand auf, um Tobin zu finden.
    Ein lautes Krachen hallte durch den überfüllten Raum, und die Menge verstummte, als die Anwesenden sich umsahen, um nach der Quelle des Geräuschs Ausschau zu halten. Erst jetzt erkannte Kieran, dass es das Geräusch seines eigenen Hinterkopfs gewesen war, der auf dem metallenen Fußboden aufgeschlagen war. Er hatte den Aufprall noch nicht einmal gespürt.

Der Zentralrat
    A m Tag nach dem Angriff wirkte das Schiff gespenstisch leer, als Waverly den Korridor zur Kommandozentrale hinunterging. Die Crew war zu Tode verängstigt, und die meisten von ihnen hatten sich in ihren Apartments versteckt, wobei viele sich dabei vor ihren Pflichten drückten. Ihre Kehle war noch immer wund, und ihre Augen brannten von dem giftigen Gas, aber ansonsten waren sie im Gegensatz zu manch anderen unversehrt. Einige der Crew, Kieran und Arthur eingeschlossen, waren von dem Angriff stark in Mitleidenschaft

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