Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
gemacht«, sagte sie laut und wandte sich nun an die gesamte Gemeinde. »Aber er war genauso traumatisiert von dem Angriff wie jeder Einzelne von uns. Wie können wir von ihm erwarten, die Last des Regierens dieses Schiffs allein auf seinen Schultern zu tragen? Auch er braucht etwas Zeit, um sich zu erholen.«
Ihr Blick traf seinen, und ihre Stimme war glockenhell, als sie sagte: »In Anbetracht dessen nominiere ich Sarah Hodges als Gegenkandidatin zu Kieran Alden bei einer allgemeinen Wahl um den Kapitänsrang auf diesem Schiff.«
»Und ich nominiere Waverly Marshall für den Zentralrat«, rief Sarah Hodges.
Plötzlich war die Luft erfüllt von Stimmen, die Namen riefen, um Posten an Bord des Schiffs zu besetzen.
Das Ganze musste inszeniert worden sein. Sie waren nicht gekommen, um seiner Predigt zu lauschen. Sie waren gekommen, um seine Führungsposition anzugreifen.
»Einen Augenblick! Wartet!«, donnerte er über ihre Köpfe hinweg. Er hatte nicht so zornig klingen wollen, aber immerhin brachte es sie zum Schweigen. Alle zweihundertfünfzig Kinder wandten sich zu ihm um. »Wie können wir eine Wahl abhalten, während wir einen Terroristen an Bord haben?«
»Wir können das an einem Tag hinter uns bringen«, rief Waverly der Menge zu. »Und wenn du in der Wahl in deiner Position bestätigt wirst, kannst du noch heute Nacht beginnen, den Zentralrat einzuweisen, damit dessen Mitglieder gleich morgen anfangen können, die Last des Regierens mit dir zu teilen.«
Er hasste sie dafür, dass sie es so darstellte, als täte sie ihm damit einen Gefallen.
Sarah Hodges begann Zettel zu verteilen. Sie hatte Hunderte von ihnen dabei, und die Kinder griffen begierig danach. Kieran sah zu Waverly hinüber, und sie erwiderte seinen Blick mit nicht einer Spur von Reue im Gesicht. Das letzte bisschen an Bewunderung, das er ihr entgegengebracht hatte, erlosch, und er erkannte, dass diese herrlichen großen Augen, das herzförmige Kinn, diese hohen Wangenknochen, die honigfarbene Haut – dass all dies das Gesicht seines Feindes war.
»Das ist unser Fahrplan für die Debatten zwischen den Nominierten«, rief Sarah Hodges in die Menge. »Am Ende jedes Vortrags eines der Nominierten können wir für unseren Favoriten abstimmen. In ein paar Stunden werden wir einen Zentralrat haben. Danach können wir am Nachmittag einen Friedensrichter wählen, und schon heute Abend können die beiden für den Kapitänsposten nominierten Anwärter ihre Reden halten. So bleibt dir auch noch Zeit, dich vorzubereiten, Kieran.«
»Ich brauche keine Vorbereitungszeit!«, sagte Kieran wütend.
»Gut«, entgegnete Sarah gut gelaunt.
Er starrte auf ihr unverfrorenes Grinsen und schüttelte ungläubig den Kopf.
Aber als er seinen Blick nun über die Menge schweifen ließ, begann er zu verstehen, wie eifrig sie alle bei der Sache waren. Die Kinder rasten umher, aufgeregt, lasen den Ablaufplan, sprachen miteinander. Noch nie hatte er sie so lebhaft bei der Sache gesehen. Sie wollten das, was hier geschah.
Würde er jetzt versuchen, die Wahl zu verhindern, würde er seine Position als Captain definitiv verlieren.
»Ich beuge mich dem Willen der Crew«, sagte er laut, um sicherzugehen, dass jeder ihn hören konnte. Mit einem hinterhältigen Lächeln reichte Sarah ihm einen der Ablaufpläne. Er zog sich in sein Büro zurück, um nachzudenken, und ließ das Sirren aufgeregter Stimmen hinter sich, die alle gleichzeitig zu sprechen schienen.
Er bettete seinen Kopf auf seine Schreibtischplatte und schloss die Augen. Das hier war eine Prüfung. Seine Prüfung.
Er atmete tief ein und versuchte, sich wieder zu beruhigen.
Ich muss mich auf meinen Glauben besinnen, sagte er sich selbst. Wenn diese Wahl Teil seines großen Plans ist, muss ich nur Vertrauen haben.
Aber was, wenn ich verliere?, dachte er. Das werde ich nicht. Ich bin dazu auserwählt, der Captain zu sein. Was hätte all das sonst für einen Sinn gehabt?
Als er schließlich in die Aula zurückging, war er ruhig und bereit, seinen Gegnern gegenüberzutreten. Die Debatten begannen gerade.
Rund fünfundzwanzig Crewmitglieder saßen auf dem Podium und konkurrierten um eine Position in dem siebenköpfigen Zentralrat. Sie alle waren begierig darauf, darzulegen, wie sie dazu beitragen würden, Leben und Abläufe auf der Empyrean zu verbessern. Tapfer ertrug Kieran Kritik um Kritik, wobei das meiste davon auf mangelhaftem Verständnis der Redner für die Kapazitäten der Crew und des Schiffs
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