Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)
Gesicht voran zu Boden, wo er zuckend liegen blieb.
Seth erkannte erst jetzt, dass er erneut in die Knie gegangen war, auch wenn er nicht wusste, wann er den Schraubenschlüssel fallen gelassen hatte und zum Kom-System am Ende des Raums gekrochen war. Der Knopf war gut einen Meter über dem Boden angebracht – so weit entfernt, dass er nicht wusste, wie er ihn erreichen sollte. Obwohl er ihm unendlich schwer erschien, hob er seinen rechten Arm und fand schließlich mit seiner flachen, tastenden Hand den Notfallknopf. Der Bildschirm flackerte und erwachte zum Leben, und Seth sah Sarek Hassans schockiertes Gesicht, das ihn anstarrte.
»Hilfe«, krächzte Seth durch seine geschwollene Kehle.
Er hörte, wie Sarek irgendjemandem Befehle zurief. Hilfe war unterwegs.
Er wollte zu Waverly zurückkriechen, aber da gab es zu viele rote Flecken, und sie war so weit entfernt. Und so ließ er sich auf die Seite rollen, schloss die Augen und wartete darauf, dass sie kamen.
DRITTES BUCH
Gerechtigkeit
Rache ist eine Art wilder Justiz –
je mehr die Natur des Menschen ihr zustrebt,
desto mehr sollte das Gesetz danach trachten,
sie auszumerzen.
Sir Francis Bacon
Heilung
K ierans Kopfschmerzen schienen seinen Schädel zum Bersten bringen zu wollen. Der Schmerz pochte sich seinen Weg aus der Krankenstation hinaus und in die schwarze Leere des Alls hinter dem Bullauge über dem Kopfende seines Betts. Ein kleines Mädchen mit einer leichten Schnittverletzung am Finger kam herein und zeigte sie einem von Tobins Helfern, der es daraufhin zu einem der mit Vorhängen abgeteilten Bereiche des Raums brachte, um die Wunde zu säubern. Als das Mädchen am Fußende von Kierans Bett vorbeiging, lächelte es scheu. Wieder einmal fragte er sich, warum die Architekten den Großteil der Krankenbetten im Hauptraum mit Blick zur Tür angeordnet hatten, wo sie jedem, der hereinkam, sofort ins Auge sprangen. Es war erniedrigend, an einem derart öffentlichen Ort krank zu sein.
»Na, du Held, bereit für etwas Morphium?«, erkundigte Tobin Ames sich noch einmal, während er mit einer schwieligen Hand Kierans Puls prüfte.
»Nur zu«, erwiderte er und sah zu, wie Tobin fachmännisch eine Spritze aufzog und in eine der Venen in seiner Armbeuge stach.
Der Schmerz ebbte ab, kroch durch die Hülle des Schiffs und schwebte dann direkt vor der Luke, beobachtete Kieran und wartete darauf, dass die Wirkung des Morphiums nachließ, damit er zurückkehren konnte.
»Ich verstehe nicht, warum du so lange gewartet hast«, sagte Tobin kopfschüttelnd.
»Morphium ist etwas zu heftig für Kopfschmerzen.«
»Kommt auf die Kopfschmerzen an.«
»Wie soll ich beurteilen, wie schlimm die Schmerzen sind, wenn ich mit Morphium vollgepumpt bin?«, murmelte Kieran matt. Er hasste das Morphium fast so sehr wie die Schmerzen selbst. Es betäubte seinen Verstand und wühlte seinen Magen auf. Unter Morphium waren seine Gedanken vernebelt, er fühlte sich schwach und hatte Alpträume, in denen Waverly ihn hämisch auslachte und Sarah anklagend mit dem Finger auf ihn zeigte. In seinem schlimmsten Alptraum jedoch war er in einer Druckschleuse eingesperrt, und Seth Ardvale grinste ihn durch das Bullauge an, während sein Daumen auf dem Knopf lag, der die Schleuse öffnen und ihn, Kieran, ins All hinaussaugen würde. Morphium war besser als Höllenqualen, aber nicht viel.
»Ich glaube, du hast eine ziemlich üble Dosis von dem Gas abbekommen«, sagte Tobin. »Oder du bist empfänglicher dafür als die anderen Kinder.«
»Wie geht’s den anderen?«, fragte Kieran, um vom Thema abzulenken. Er wollte nicht hören, dass er sehr schwach war. Aber ich bin schwach, dachte er. Früher war ich so viel stärker, und jetzt bin ich schwach, weil Seth Ardvale mich hat hungern lassen.
»Die meisten haben’s überstanden.« Tobin deutete mit dem Daumen auf das Bett links von ihnen, in dem Arthur lag. »Euch beide hat’s am schlimmsten erwischt.«
Kieran wandte sich Arthur zu, der gerade Suppe aus einer Schale löffelte. Arthur erwiderte seinen Blick und nickte.
»Kannst du wieder sprechen?«, fragte Kieran.
Arthur schüttelte den Kopf.
»Dieses Gas ist Gift für die Stimmbänder«, erklärte Tobin. Mit dem für ihn typischen langsamen Gang schlurfte er um Kierans Bett herum, den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen, also würde er pausenlos mit den Achseln zucken. »Ich kann Arthur nur Steroide geben und hoffen, dass seine Stimme zurückkommt.«
»Woher weißt du, was
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