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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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gurgeln.
    Er erwürgt sie.
    Der Gedanke erschien ihm wie eine naturwissenschaftliche Tatsache. Nichts reist schneller als das Licht, und Waverly stirbt.
    Ich bin auf Händen und Knien, wurde ihm klar. Schwankend, während immer mehr rote Punkte vor seinen Augen den dunklen Raum durchtanzten. Er atmete rasselnd ein, presste die Luft durch seine angeschwollene Kehle und schaffte es irgendwie, auf die Beine zu kommen. Als er schließlich stand, schien der Raum um ihn her zu kippen, aber er schaffte es, sich an einer Stuhllehne festzuhalten und in Richtung der Geräusche zu staksen, die Waverly machte, während sie erwürgt wurde.
    Auf dem Boden neben seinem linken Fuß lag ein großer Schraubenschlüssel, jene Art von Utensil, das genutzt wurde, um die Schrauben an Traktorreifen zu lösen. Aus Waverlys Werkzeuggürtel, vermutete er. Und dann sah er ihn auch, den Werkzeuggürtel, geschlungen um ihre schmale, sich windende Taille, und während ihre Beine hilflos über den Boden ruderten, verteilten sich Schrauben und Bolzen durch den ganzen Raum. Der Mann hatte sich mit all seiner Massigkeit über sie gelehnt, drückte ihren Kopf nach unten und ihren Hals mit all seinem Gewicht auf seinen Arm.
    In Seths Innerem schoss der Zorn empor wie eine Flamme, und er vergaß, wie schwach seine Glieder waren und dass der Raum sich um ihn herum drehte. Er griff nach dem Schraubenschlüssel, machte zwei Schritte auf den Mann zu und schwang die improvisierte Waffe mit all seiner Kraft.
    Die Spitze des Schraubenschlüssels riss einen Hautlappen vom Schädel des anderen, und er fuhr herum, einen Ausdruck des Staunens im Gesicht.
    Niemals zuvor hatte Seth Gesichtszüge gesehen, die auf so grausame Art verschoben waren. Die Nase des Mannes warf Falten, und seine Augen glühten rot im gedämpften Licht, seine Zähne knirschten, und Spucke glitzerte in seinen Mundwinkeln.
    Seth schwang den Schraubenschlüssel erneut, aber der Mann lehnte sich zurück und Seth verfehlte ihn. Er spürte, wie der Schraubenschlüssel ihm aus den schwachen Fingern gezogen wurde.
    Der Saboteur beugte sich wieder vor, zog eine Grimasse und schwang den Schlüssel nun selbst. Wenn dieser Gegenstand seinen Kopf treffen würde, das wusste Seth, wäre er tot. Er wich einen Schritt zurück, dann noch einen, bis er Waverlys warme Beine unter seinen Füßen spürte. Dann sank er über ihr zusammen und bedeckte ihr Gesicht mit seinen Händen. Sie ist tot, dachte er für einen grauenvollen Moment.
    Nichts in seinem Leben war jemals wundervoller gewesen als jener Augenblick, als ihr Atem schließlich doch noch seine Finger streifte.
    Er wartete auf den Schlag, aber er kam nicht. Stattdessen hörte er einen Ausruf des Erstaunens, und als er sich umschaute, sah er einen gebeugten Koloss, der mit sich selbst zu ringen schien. Der Mann schrie und ließ den Schraubenschlüssel fallen, hob eine blutige Hand und presste sie gegen seinen Körper. Der Mann drehte sich leicht, so dass Seth nun seinen Rücken sehen konnte, und da wusste er, auf was er blickte: Ein schmaler Junge klammerte sich an den Saboteur, hatte ihm die Beine um die Taille geschlungen und die dürren Ärmchen um den muskulösen Nacken. Der Junge klammerte sich fest, als gälte es sein Leben, als der Mann ihm nun mit seiner unverletzten Hand in den Nacken griff. Der Junge schrie Zeter und Mordio, und seine Worte waren derart von Zorn verzerrt, dass sie kaum als Sprache erkennbar waren: »Du hast meine Mutter getötet! Ihr habt meine Mutter umgebracht!«
    »Seth«, hörte er ein Flüstern. Als er hinabsah, begegnete er Waverlys Blick. Sie keuchte. »Hilf ihm«, presste sie hervor, ehe sie ein weiteres Mal um Atem rang.
    Seth griff erneut nach dem Schraubenschlüssel und kämpfte sich auf seine zitternden Beine, genau in dem Augenblick, als der Mann den kleinen Jungen mit aller Kraft gegen das kalte Glas der Kuppel schleuderte. Der Kopf klatschte gegen das Glas, das Kind stöhnte tief und fiel dann schlaff auf den metallenen Boden. Der Mann sah erstaunt zu ihm herab und hatte sich gerade erst herumgedreht, als Seth ihm den Schraubenschlüssel mit aller Kraft entgegenschwang, die er noch aufbringen konnte. Der Schlüssel traf die Schläfe des Mannes, und er starrte Seth mit benommenen, wässrigen Augen an.
    Der Schlüssel vibrierte in Seths Händen wie der Klöppel einer Glocke.
    Der Mann brach in die Knie, die Augen noch immer geöffnet, aber ausdruckslos, eine Spur von Sabber lief über sein Kinn. Dann fiel er mit dem

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