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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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plötzlich kalt und entschlossen.
    »Wir werden ihr nichts von dem geben, was sie möchte«, entgegnete Waverly voller Inbrunst. »Aber wir können sie glauben machen, dass wir willens sind, nach ihren Regeln zu spielen.«
    Das schien aller Aufmerksamkeit zu wecken, und es wurde noch ein wenig stiller im Raum, so dass Waverlys nächste Worte umso mehr Gewicht erhielten.
    »Wir werden uns verhalten, als wenn wir mit ihr zusammenarbeiten wollten«, sagte Waverly hart. »Und dann werden wir sie töten.«

Die Sternwarte
    S eth vermisste Waverly. Er hatte sich an einem wärmenden Abluftkanal in der Atmosphärensteuerungssektion zusammengerollt und ließ die Hitze über den Schmerz in seinen Rippen streichen. Was er brauchte, waren ein weiches Bett und warme Mahlzeiten, aber er hatte nichts von beidem. Waverly hatte ihm täglich und an den vereinbarten Orten Sandwiches und kalten Salat hinterlegt. Gestern waren es ein Hühnchen-Sandwich und einige Pflaumen gewesen, die sie ihm in der Hülle der Tür auf Ebene fünfzehn im Treppenschacht an der Steuerbordseite hinterlassen hatte. Als er die Mahlzeit schließlich gefunden hatte, war sie beinahe gefroren gewesen, aber er war dennoch sehr dankbar dafür. Er konnte sich von dem ernähren, was in den Biosphärenreservaten wuchs, doch es stillte seinen Hunger niemals sehr lange.
    Sein Magen knurrte. Nur noch ein paar Minuten, bis sie ihm Essen in der Sternwarte hinterlassen würde. Die Sternwarte war eine kugelförmige Glaskonstruktion, es war dort stets ziemlich kalt, und niemals kam jemand dorthin – ein guter Ort, um Nahrung zu hinterlegen.
    Dennoch konnte er seine Gedanken nicht abstellen. Er konnte nicht aufhören, über den blinden Passagier nachzudenken. Es hatte irgendeinen neuen Angriff gegeben, das wusste er. Er hatte kurze Bruchstücke von Unterhaltungen aufgeschnappt, wann immer Mitglieder der Crew an seinen Verstecken vorbeigegangen waren. Auch wenn er die Details nicht kannte, war ihm klar, dass die Crew noch mehr Angst hatte als zuvor. Er wünschte, er könne sich vergewissern, dass es Waverly gutging, aber der einzige Hinweis auf ihr Wohlbefinden waren die Nahrungsrationen, die sie ihm hinterließ. Vielleicht würde sie ihm gemeinsam mit der nächsten Ration eine Nachricht zukommen lassen.
    Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Bilder von ihr zogen vor seinem inneren Auge vorbei, wie sie ihn angelächelt hatte – niemals ein offenes Lächeln, eher wie das Lächeln von jemandem, der versuchte, nicht zu lächeln. Es war sein Ziel, ihr eines Tages ein echtes Lächeln zu entlocken. Er wollte sehen, wie sie aussah, wenn sie glücklich war.
    Vielleicht war sie gerade jetzt in dieser Sekunde mit seinem Essen auf dem Weg zur Sternwarte. Die Sternwarte war stets der Ort gewesen, an dem die Kinder der Empyrean sich für Dates verabredet hatten. Die Aussicht war dieselbe wie aus jedem der Bullaugen, aber es war ein stiller Ort, wo sie in der Dunkelheit ein klein wenig Privatsphäre haben konnten. Ob es etwas bedeutete, dass Waverly ausgerechnet diesen Ort als eines der Nahrungsverstecke gewählt hatte? Nein, sagte er sich selbst. Die Sternwarte war aufgegeben worden, jetzt, da es außer den vor sich hindämmernden Strahlenopfern auf der Krankenstation keine Erwachsenen mehr auf dem Schiff gab und die Kinder an jeden Ort gehen konnten, wenn sie allein sein wollten. Der einzige Grund, aus dem heutzutage irgendjemand die Sternwarte betreten würde, wäre die Wartung der vorderen Sensorfelder, die aber kaum je gewartet werden mussten.
    Seth öffnete die Augen. Und mit einem Mal wusste er, wie der blinde Passagier mit der New Horizon kommunizierte.
    Die vorderen Sensorfelder wurden zur Langstreckenerfassung genutzt, und sie halfen dem Nav-System, Kurskorrekturen durchzuführen und Kollisionen mit Objekten zu vermeiden, die der Empyrean im All begegneten. Sie sendeten hochsensitive elektromagnetische Farbsynchronsignale aus und hielten fest, wenn diese auf ein Objekt trafen. Sie konnten leicht modifiziert werden, um verschlüsselte Stimmsignale zu senden und zu empfangen. Die Hauptkontrolle für die vorderen Sensorfelder war in der Kommandozentrale, aber aus Wartungszwecken gab es eine manuelle Steuerungsmöglichkeit im Bug des Schiffs.
    Und diese befand sich in der Sternwarte.
    Je länger Seth darüber nachdachte, desto überzeugter war er. Dies war die einzige Möglichkeit, wie der Terrorist unentdeckt mit dem anderen Schiff kommunizieren konnte. Es gab keinen

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