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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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verließ ihre Zelle, verschloss die Tür hinter sich und ging hinüber zu Seth.
    »Wirst du dich von mir behandeln lassen, ohne Probleme zu machen?«
    »Hast du etwa Angst vor mir?«
    »Du könntest mich zwischen deinen Händen zerbröseln wie trockenes Laub«, sagte Tobin frei heraus.
    »Momentan sicher nicht«, entgegnete Seth und streckte ihm einen seiner schlaffen Arme entgegen.
    »Am Ende des Gangs stehen vier Wachen, an denen würdest du nicht vorbeikommen, nur damit du’s weißt«, sagte Tobin, steckte dann seinen Schlüssel in das Schloss und betrat Seths Zelle. Er gab ihm seine Pillen, die er trocken hinunterschluckte. Als Tobin ihm die Spritze setzte, zuckte Seth zusammen.
    »Weichei«, sagte Waverly.
    »Es kann nicht jeder über die übermenschlichen Kräfte eines Fünfzig-Kilo-Mädchens verfügen«, erwiderte Seth.
    »Ihr zwei seid echt schräg.« Tobin gähnte wie ein zähnefletschendes Monster.
    »Du solltest schlafen gehen«, riet Waverly ihm.
    Tobin nickte und schlurfte aus Seths Zelle. Er ging ein paar Schritte den Gang entlang, blieb dann aber stehen und drehte sich um. »Und nur fürs Protokoll: Dass Kieran euch hier einsperren ließ, nachdem ihr den Terroristen geschnappt habt, ist in meinen Augen komplett daneben«, sagte er und legte dabei seinen klobigen Kopf etwas schräg. »Obwohl du, Seth, ein ziemliches Arschloch warst, als du das Sagen hattest.«
    »Vielen Dank für deine Unterstützung«, erwiderte Seth höflich.
    »Aber wenn du’s nun mal warst«, beharrte Tobin und reckte sein Kinn vor.
    »Ja, ich weiß«, antwortete Seth gereizt.
    »Wenn du es mir gegenüber zugeben kannst, dann kannst du es allen gegenüber zugeben. Stell dich öffentlich hinter Kieran, dann hat das alles hier ein Ende.«
    »Und du meinst, das würde reichen?«, fragte Seth skeptisch.
    »Es wäre zumindest einen Versuch wert«, entgegnete Tobin schulterzuckend. Dann machte er sich gähnend auf den Rückweg. Er verschwand schneller in den Schatten des Gangs, als es Waverly lieb war. In ihrer Zelle gab es sonst nur kaltes Metall und harte Kanten, nichts Weiches oder Warmes.
    »Vielleicht hat er ja recht«, sagte Waverly. »Vielleicht will Kieran sich nur sicher sein, dass du nicht wieder eine Meuterei anzettelst.«
    »Ach ja? Und wie willst du dich rehabilitieren?«
    »Vielleicht sollte ich mich auch einfach entschuldigen«, erwiderte sie versonnen.
    »Dann glaubst du, dass es falsch war, mir zu helfen?«
    Sie drehte sich zu ihm um und sah einen verletzten Ausdruck in seinen geröteten Augen. Sie dachte, dass auch sie gemerkt hatte, dass er ein anderer geworden war. Seine Augen wurden weicher, seine Wangen sanken ein, und er biss sich auf die Unterlippe. Wäre es nicht Seth Ardvale gewesen, den sie da anschaute, hätte sie schwören können, dass es das Gesicht von jemandem war, der kurz davorstand, in Tränen auszubrechen.
    Sie sahen sich über den Gang hinweg an, bis das Licht flackernd wieder erlosch. Da sie nun ihre Injektion bekommen hatte und sie nicht länger fürchtete, im Schlaf zu ersticken, ließ sie die Müdigkeit zu, die durch ihre Glieder strömte. Ihre Augenlider wurden schwerer, und sie gab sich dem Schlaf hin.

    Als sie erwachte, sah sie in das olivfarbene Gesicht von Alia Khadivi, die sie durch die Stäbe der Zelle hindurch mit warmherzigem Blick betrachtete. »Geht es dir gut?«
    »Mir tut alles weh«, krächzte Waverly. Ihre Kehle war trocken vom Schlaf und fühlte sich wund und blutig an. »Ich brauche Wasser.«
    »Wache!«, rief Alia durch den Gang, woraufhin Hiro mit reglosem Gesichtsausdruck erschien. Als Alia auf das Schloss der Zelle deutete, steckte er gefügig den Schlüssel hinein und öffnete die Tür.
    Alia ging zum Waschbecken, das an der Wand befestigt war, füllte einen Plastikbecher mit Wasser, ging vor Waverly in die Knie, hob ganz sanft ihren Kopf an und hielt den Becherrand an ihre Lippen. Das Wasser war kalt, schmeckte süß und sauber, und Waverly schluckte es gierig hinunter.
    »Mehr«, krächzte sie.
    Alia brachte Waverly geduldig mehrere Becher Wasser, bis ihr Durst gestillt war. Dann setzte sie sich auf den Rand der Pritsche und nahm Waverlys Hand. Ihre trockene Handfläche fühlte sich vertraut an und spendete Trost.
    »Ich habe die Anordnung vom Friedensrichter, dich freizulassen. Doktor Tobin wartet draußen mit einem Rollstuhl, um dich zurück auf die Krankenstation zu bringen.«
    Waverly lächelte ihre Freundin an. »Wie hast du das gemacht?«
    »Ganz einfach.« Ihre

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