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Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfeuer: Vertraue Niemanden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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erinnerte Kieran an die altmodische Puppe von Felicity Wiggam – dem Mädchen, das sich als Einzige entschlossen hatte, auf der New Horizon zu bleiben. Wenn sie diese Puppe auf den Rücken gelegt hatte, hatten sich ihre Augen stets mit einem nervtötenden mechanischen Klackern geschlossen. Ob Philip noch irgendwo da drinnen ist?, fragte sich Kieran.
    »Ich werde den Schlauch jetzt mit einem Ruck herausziehen, okay?«, wandte Tobin sich erneut an Philip, während er seine Hand fest um den Beatmungsschlauch legte. »Ich möchte, dass du ausatmest, wenn ich ziehe.«
    »Hast du das schon mal gemacht?«, fragte Kieran.
    »Sei still«, erwiderte Tobin. Kieran wusste, dass Tobin fast alles, was er hier tat, zum ersten Mal machte, und seine einzige Hoffnung, seine Patienten zu beruhigen, bestand darin, absolute Kompetenz vorzutäuschen.
    Tobin wartete, bis Philip das nächste Mal ausatmete, und zog den Schlauch dann mit einer einzigen schnellen Bewegung aus dem Hals. Der Junge hustete; kleine, abgehackte Geräusche, die seine Schultern erbeben ließen. Als er sich beruhigt hatte, nahm Tobin eine Spraydose vom Nachttisch, öffnete ganz sanft den Mund und sprühte einen feinen Nebel hinein. Philips Atem roch ranzig und schal, dennoch beugte Kieran sich über ihn.
    »Philip, kannst du mich hören?«, fragte er und versuchte dabei, seine Stimme so neutral wie möglich klingen zu lassen. Philips Lippen öffneten und schlossen sich, was ihn wie einen Fisch aussehen ließ. Kieran beugte sich noch weiter herunter und legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. Wie zerbrechlich er sich anfühlte …
    Philip flüsterte mit trockener, brüchiger Stimme ein einziges Wort, das Kieran nicht verstehen konnte.
    »Versuch es mit etwas mehr Wasser«, sagte er zu Tobin, und dieser sprühte erneut, doch Philip presste die Lippen zusammen.
    »Hell«, flüsterte Philip und blinzelte, als würde ein Licht direkt in seine Augen scheinen.
    »Dimm das Licht«, sagte Kieran, und Tobin nickte und drückte einen Schalter an der Wand. Die Helligkeit im Raum verringerte sich um etwa die Hälfte.
    »Blitz«, sagte Philip und hustete wieder. »Blitz aus Licht.«
    »Du siehst blitzende Lichter, Philip?«, fragte Tobin besorgt.
    Philip drehte seinen Kopf, um Tobin anzusehen, aber sein Blick schien weit entfernt zu sein, und Kieran fiel zum ersten Mal auf, dass seine Pupillen unterschiedlich groß waren. »An Steuerbord.«
    »Ich glaube, er ist im Delirium«, sagte Tobin. »Wir sollten ihm etwas Ruhe gönnen.«
    Kieran nickte und wollte sich gerade abwenden, als Philip nach ihm griff. Kieran barg die Hand des Jungen sanft in seiner, beugte sich über ihn, bis sein Mund sich direkt vor seiner Ohrmuschel befand, und flüsterte: »Philip, ich weiß nicht, ob du mich hören kannst, aber es tut mir aufrichtig leid. Ich hätte dich nicht in diese Situation bringen dürfen.«
    »Sie kommen von Steuerbord«, flüsterte Philip. »In der Decke.«
    »Philip, hast du mich gehört?«
    »O Gott.« Philips Augen weiteten sich, und er atmete einmal schnell und flach ein. »Sie werden uns nie verzeihen.«
    Kieran spürte Tobins Hand auf seinem Arm. »Geben wir ihm die Möglichkeit, sich etwas auszuruhen, okay?«
    »Was hat er da gesagt?«, fragte Kieran. Er fröstelte auf einmal, und sein Herz raste.
    »Er ist nicht bei Bewusstsein«, sagte Tobin entschuldigend. »Darüber habe ich gelesen; das passiert hin und wieder bei Komapatienten. Er redet im Schlaf. Das ist nur Kauderwelsch.«
    »So als ob er träumt?«, fragte Kieran. Philips Gemurmel klang körperlos, fast geisterhaft.
    »So was Ähnliches wie Träume«, antwortete Tobin traurig. »Er ist aktiv und atmet selbständig, das ist ein gutes Zeichen.«
    Tobins Stimme klang sehr sanft, und Kieran vermutete, dass er seine Entschuldigung Philip gegenüber gehört haben musste.
    »Bei jeder noch so kleinen Veränderung gibst du mir Bescheid, ja?«
    »Sofort«, sagte Tobin, nickte und wandte sich wieder Philip zu. Kieran fiel auf, dass seine Schultermuskeln enorm gewachsen waren. Sicher stemmt er den lieben langen Tag Patienten, schlussfolgerte er, um ihnen Medikamente zu geben oder sie in eine bequemere Position zu bringen. Das muss fürchterlich anstrengend sein. Trotzdem beklagt er sich nie.
    »Ich glaube, dich zum medizinischen Offizier zu ernennen, war meine beste Entscheidung als Captain«, sagte er zu Tobin.
    Tobin schien sich zu genieren, denn er brachte es nicht fertig, Kieran anzusehen. Stattdessen scheuchte er

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