Sternenfinsternis (German Edition)
war stets die Tochter, die sie nicht wollte – ich war für sie die Tochter ihres unzulänglichen Ehegatten«, sagte sie und wandte ihren Blick auf ihren Vater, der in tiefer Trauer war und die Reaktionen seiner Letuijè nicht verstehen konnte.
»Glaube mir, mein Vater, irgendwann, wenn der Schmerz vergangen ist, wirst auch du ihre wahre Natur begreifen. Deine Trauer möchte ich dir nicht verwehren, doch verzeih mir, wenn ich nicht dazu imstande bin, um diese Frau zu weinen. Nun bin ich die Matriarchin von Turijain und dir soll es besser ergehen als unter der letzten Regentin. Du erhältst das, was du verdienst – ein eigenes Königreich.«
Ilju wusste nicht, was er von all dem halten sollte. Einerseits war er glücklich, dass seine Tochter ihn anhimmelte und er mehr für sie war, als ein Matriarchinnen-Gemahl für gewöhnlich wert. Doch die Worte, die sie über seine Herrin sprach, der er über eine so lange Zeit treu ergeben war und die er über alle Maßen liebte, stürzten den Mann in ein Chaos der Gefühle. Ilju wusste nicht, was er dem entgegnen sollte.
Nur am Rande bekam Cameron mit, was bei Letuijè und ihrem Vater gesprochen wurde, als er bemerkte, dass der Junge ihm ganz skeptisch auf den Kopf sah.
Lucas kam nicht umher zu bemerken, dass dem Colonel die Schweißperlen auf der Stirn standen. Auch er, obwohl er im Gegensatz zu den anderen recht sparsam bekleidet war, hatte bereits einen leicht von Schweiß benetzten Oberkörper.
»Findest du nicht auch, dass es hier drin verdammt heiß geworden ist?«
Cameron fuhr sich, als ob er sich erst in diesem Augenblick darüber bewusst wurde, über seine feuchte Stirn und betrachtete die Hautausdünstung, die an seinen Fingern haftete.
»Jetzt, wo du es sagst«, entgegnete er verblüfft.
In diesem Moment öffnete sich wieder das Schott am stählernen Himmel der kleinen Halle und die Transportfähre, die Nokturijè vor nicht einmal zehn Minuten hinauslenkte, kehrte bereits zurück.
Jaro war vollkommen überrascht, da er nicht so bald mit ihrer Rückkehr gerechnet hatte. Doch statt mit der erhofften Begleitung entstieg Nokturijè dem Fluggerät alleine. Ihr Gesicht war bleich und ihre Augen waren starr vor Entsetzen. Niemand, noch nicht einmal der Syka, der sie schon sehr lange kannte, hatte die Mè jemals so zu sehen bekommen.
»Nokturijè. Was ist geschehen? Wo ist Drija?«
Die Mè schüttelte nur mit dem Kopf, während sie sich ihnen näherte. Kraftlos sackte sie zusammen, doch Cameron, der nur wenige Schritte von ihr entfernt stand, reagierte und fing sie ab. Besorgt von allen umringt, nachdem der Colonel sie neben Letuijè auf eine der Boxen setzte, waren die Blicke auf Nokturijè gebannt. Schmerzvoll sah sie in die Runde, nachdem sie wieder ein wenig Kraft schöpfen konnte.
Einzelne Tränen flossen ihre seidenen Wangen hinab.
»Alles ist zerstört, keiner ist mehr da und der Himmel ... der Himmel glüht. Turijain ist des Todes – die Sonnenfinsternis wird schon bald hier sein.«
»Alle weg? Das ist unmöglich! Das Reich bestand aus Millionen von Untertanen. Wie können die alle einfach so verschwinden?«, fragte Letuijè schockiert.
»Das ist ja schrecklich«, fügte Ilju hinzu, ehe jemand anders etwas erwidern konnte.
»Ist der galaktische Bund für diese Tat verantwortlich?«, fragte er zu dem Botschafter gewandt. »Wollt ihr uns nun auf diese Art zu einer Zusammenarbeit bewegen?«
»Nein!«, reagierte Jaro prompt.
Er war vollkommen entsetzt darüber, wie Ilju das auch nur annehmen konnte.
»Dies war es, wovor wir euch die ganze Zeit warnen wollten. Wir wissen nicht, wie es vonstattengeht und wer oder was dafür verantwortlich ist – doch am Ende sterben mit der Sonne alle Welten rundherum«, sprach der Syka weiter.
Nokturijè war ebenso entrüstet über die wilde Spekulation des Regenten.
»Wie könnt ihr nur annehmen, dass ich mein eigenes Volk an den Bund verkaufen könnte. Auch wenn ihr mir meinen Titel genommen habt, so ist und bleibt dies immer meine Heimat. Wir haben dies keinesfalls kommen sehen, jedenfalls nicht so schnell.«
»Und dies soll die Sternenfinsternis sein, von denen ihr uns berichtet habt?«, wollte die Jungmatriarchin wissen.
»Das nehmen wir an«, antwortete Jaro.
»Unsere Welt wird schon bald zerstört sein und unser Volk ist weg«, stellte Letuijè traurig fest, ihren Vater hilflos anblickend. »Wo sollen wir denn jetzt nur hin?«
Ilju sah daraufhin Jaro an.
»Meine Intuition sagt mir, dass ihr recht
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