Sternenfinsternis (German Edition)
das Thema Frauen blieb nicht aus. Lucas hatte das Gefühl, zum ersten Mal in seinem Leben vollkommen ungezwungen sprechen zu können. Cameron schien es nicht anders zu ergehen, da er ganz frei von seinen verflossenen Liebschaften berichtete, als ob er mit einem alten Freund spräche.
Dann erinnerten sie sich an den missglückten Versuch der Aufklärung im Liin und sie mussten beide herzhaft lachen.
Lucas erzählte Cameron auch von der schmerzlichen Trennung von seiner Mutter, ihren Qualen, die sie über Jahre hinweg erdulden musste und dem kaputten Verhältnis zu seinem Vater.
So kam es, dass die beiden ganz und gar das Zeitgefühl verloren.
Cameron lag inzwischen neben Lucas im Bett, seine Beine ausgestreckt mit dem Rücken an das Kopfteil gelehnt, während Joey es sich zu ihren Füßen bequem machte, als das Thema plötzlich auf die Weissagungsschale und die Vision, die er beim Hineinsehen hatte, kam.
»Konntest du denn etwas Bestimmtes erkennen? Irgendetwas, das dir vielleicht bislang entgangen ist, etwas das uns weiterhelfen könnte? Ein Muster, bestimmte Abläufe oder waren die Bilder vollkommen wirr und durcheinander?«
»Es gab ein Muster, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass Milliarden von Bildern in der kurzen Zeit auf mich einströmten – sie handelten alle vom Tod, der unausweichlich alle ereilt zu haben schien.«
Cameron dachte einen Augenblick nach.
»Okay, das meinte ich aber nicht. Ich hatte die Hoffnung, dass du dich vielleicht an etwas erinnern könntest, das uns mehr Antworten geben könnte. Wir tappen im Augenblick im Dunkeln und nach Turijain bin ich nun auch davon überzeugt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Hast du schon über Jaros Vorschlag nachgedacht, dich mit ihm gemeinsam in Meditation zu versetzen? Möglicherweise lassen sich dadurch die Antworten finden, die wir suchen.«
Lucas richtete sich erbost auf.
»Du hast gesehen, was auf Da‘Mas passiert ist. Würdest du an meiner Stelle so was noch mal über dich ergehen lassen? Ich habe all diese Qualen und die Schmerzen der sterbenden Wesen gespürt – ich selbst dachte, jeden Augenblick sterben zu müssen. Auf keinen Fall! Das könnt ihr vergessen! Ich werde seitdem, schon genug mit diesen eigenartigen Träumen von dieser Herrscherin und ihrem Königreich, das in Schutt und Asche gelegt wurde, drangsaliert.«
»Hast du diese Träume etwa immer noch? Das hattest du gar nicht mehr erwähnt.«
»Ja«, antwortete Lucas ihm und lehnte sich wieder an. »Jaro sagte, wenn etwas Relevantes darin geschehen sollte, solle ich es ihm erzählen. Doch für mich scheint es nicht mehr zu sein als eine Low-Budget-Serie im Vorabendprogramm. Ich finde es einfach nur nervtötend und glaube nicht, dass es von großer Bedeutung ist.«
»Vielleicht täuschst du dich da auch. Sei so gut und erzähle mir noch mal davon.«
Lucas seufzte, tat Cameron jedoch den Gefallen.
»Ihr Name ist Iash und sie regiert das Land Elan. Wie ich ja schon erzählt hatte, traf sie sich mit Vertretern einer Rasse namens Avaji, mit denen ihr Vater und auch ihr Großvater allerdings vorher keinen Handel betrieben. Jedenfalls ging dieses Gespräch ziemlich schief, was einen Krieg auslöste. Die Avajianer zerbombten Elan und töteten dabei fast alle Einwohner. Nur wenige konnten sich in den Untergrund retten. Als bereits alle dachten, dass es keinen Ausweg mehr gab, erzählt ihnen Huns ...«
»Huns?«, fragte Cameron dazwischen.
»Ja, der ist so was wie ihr Butler. Jedenfalls erzählt Huns von einem Volk, das sich die Voj nennt und sehr fortschrittlich ist. Iashs Vater lehnte anscheinend zur Zeit seiner Regentschaft alles Technische ab und wollte aufgrund dessen nichts mit den Voj zu tun haben. Huns glaubt allerdings, dass die Voj über Waffen verfügen, mit denen sie ihre Feinde schlagen können. Und mit einem letzten Geschenk, das sie dem König zurückgelassen haben – einem Raumschiff – wollen sie diese Voj nun besuchen.«
Cameron hörte Lucas gebannt zu, wie jemand, der einen nervenaufreibenden Thriller vorgelesen bekam und jedes noch so kleine Detail in sich aufsaugen wollte. Nachdem der Junge jedoch seine Erzählung beendet hatte, sah Cam ihn mit erwartungsvollen Augen an.
»Ja und? Haben sie die Voj gefunden? Wie geht es weiter?«
»Ich habe keine Ahnung. Der letzte Traum handelte von einem Baby, Iashs Sohn. Jori ... Jorin oder Jorim – irgendwie so oder ähnlich«, sagte Lucas und gähnte.
»Das ist echt faszinierend. Vielleicht
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