Sternenflut
ich nach bessstem Wissen und Gewissen und im wohlverstandenen Interesse des Schiffes, der Crew und unseres Auftrags getan. Auf der Erde könnte ich meine Sache überzeugend vertreten.«
Gillian zuckte die Achseln. »Hoffen wir, daß Sie dazu Gelegenheit bekommen werden.«
Takkata-Jim lachte trocken. »Also gut, wir werden den Schiffsrat einberufen. Ich werde die Sitzung in einer Stunde eröffnen. Aber ich will Sie warnen: Gehen Sie nicht zu weit, Doktor Baskin. Ich habe immer noch Befugnisse. Wir müssen einen Kompromisss finden. Wenn Sie mich an den Pranger zu stellen versuchen, werden Sie die Besatzung spalten. Und dann werde ich Sie bekämpfen«, fügte er sehr leise hinzu.
Gillian nickte. Sie hatte erreicht, was sie wollte. Selbst wenn TakkataJim die schrecklichsten Dinge getan hatte, deren Makanee ihn verdächtigte, ließe sich doch nichts beweisen. Entweder würde man einen Kompromiß schließen, oder das Schiff würde sich in einem Bürgerkrieg verzehren. Sie mußte dem Ersten Offizier eine Möglichkeit zum Rückzug bieten.
»Ich werde es nicht vergessen, Takkata-Jim. In einer Stunde also. Ich werde dasein.«
Takkata-Jim wandte sich um und schwamm davon, gefolgt von seinen zwei loyalen Sicherheits-Fen.
Gillian sah, daß Ignacio Metz dem Delphin-Lieutenant hinterherstarrte.
»Sie haben die Kontrolle verloren, wie?« fragte sie trocken, als sie an ihm vorüberschwamm.
Der Kopf des Genetikers fuhr herum. »Was, Gillian? Was meinen Sie damit?« Aber sein Gesichtsausdruck verriet ihn. Wie viele andere, neigte auch Metz dazu, ihre PSI-Kräfte zu überschätzen. Offensichtlich fragte er sich in diesem Augenblick, ob sie seine Gedanken gelesen haben mochte.
»Schon gut.« Gillian lächelte schmallippig. »Sehen wir uns lieber dieses Wunder an.«
Sie schwamm zu Makanee, die unruhig darauf wartete, daß Creideiki hervorkäme. Metz sah ihr unsicher nach, bevor er ihr folgte.
51. Thomas Orley
Mit zitternden Händen schob er die Ranken vor seinem Höhleneingang beiseite. Er kroch ins Freie hinaus und blinzelte in den dunstigen Morgen.
Eine dichte, tiefhängende Wolkendecke hatte den Himmel überzogen. Alienschiffe waren noch keine da, und das konnte ihm nur recht sein. Er hatte befürchtet, sie könnten kommen, während er hilflos gegen die Wirkung der PSI-Bombe kämpfte.
Ein Spaß war es nicht gewesen. In den ersten paar Minuten hatten die PSI-Wellen seine hypnotischen Verteidigungsmauern zertrümmert, waren über ihm zusammengeschlagen und hatten sein Gehirn in unfaßbarem Kreischen ertränkt. Zwei Stunden lang – es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen – hatte er mit verrückten Trugbildern und mit pulsierenden, von seinen eigenen Nerven produzierten Lichtern und Tönen gerungen. Noch immer zitterte er an allen Gliedern. Ich hoffe nur, daß da draußen noch Thennanin sind und sie darauf reinfallen, dachte er. Ich hoffe, es hat sich gelohnt. Gillian hatte erklärt, die Niss-Maschine habe zuversichtlich behauptet, aus der Bibliothek, die sie aus dem ThennaninWrack geborgen hatten, die richtigen Codes entnommen zu haben. Wenn im System noch Thennanin waren, würden sie zu antworten versuchen. Die Bombe mußte Millionen von Meilen weit in alle Richtungen gestrahlt haben. Er schaufelte eine Handvoll Schlamm aus der Lücke zwischen den Schlingpflanzen und warf sie beiseite. Schaumiges Meerwasser quoll fast bis an den Rand des Loches herauf. Wenige Schritte hinter dem nächsten Hügelchen lag vermutlich wieder ein solches Loch – die Rankenlandschaft wogte und atmete unaufhörlich –, aber Tom wollte einen Zugang zum Wasser in nächster Nähe haben.
Er baggerte den Schleim beiseite, so gut es ging, dann wischte er sich die Hände ab und ließ sich nieder, um von seinem Unterschlupf aus den Himmel abzusuchen. Die restlichen PSI-Bomben legte er sich in den Schoß. Zum Glück würden diese nicht so viel Getöse machen wie der Thennanin-Notruf. Sie enthielten nichts als vorweg aufgezeichnete Nachrichten. Sie beförderten lediglich einen knappen Code über eine Entfernung von ein paar tausend Kilometern.
Er hatte nur drei dieser Meldebomben aus dem Wrack des Gleiters bergen können, und so gab es nur eine kleine Auswahl von Nachrichten, die er verbreiten konnte. Je nachdem, welche Bombe er zündete, würden Gillian und Creideiki wissen, welche Aliens auf den Notruf hin hergekommen waren, um zu sehen, was dahintersteckte. Selbstverständlich konnte auch etwas passieren, das in keines der zuvor besprochenen
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