Sternenflut
des Trockenrades zu stehlen, in dem der Niss-Computer versteckt worden war. Das »Trockenrad« war ein Ring aus Arbeitsräumen und Wohnquartieren, der frei rotierte, wenn sich das Schiff im Raum befand. Auf diese Weise wurde für die Menschen an Bord eine Pseudogravitation geschaffen. Jetzt lag es still, und die Sektion mit den kopfüber gekehrten Korridoren und Kabinen lag, durch die Gravitation des Planeten unbenutzbar gemacht, verlassen da.
Die Einsamkeit kam Tom gut zustatten, obgleich das Kopf-überArrangement ein wenig beschwerlich war. »Du solltest dich nicht melden, bevor ich dich manuell einschalte«, erklärte er. »Du solltest meinen Daumenabdruck und meine Vokalidentifikation abwarten, bevor du erkennen läßt, daß du mehr bist als eine ganz normale Sprechanlage.«
Das rotierende Muster nahm kubistische Formen an. Die Stimme der Maschine klang ungerührt. »Angesichts der besonderen Umstände habe ich mir diese Freiheit genommen. Wenn ich im Irrtum war, bin ich bereit, Disziplinarmaßnahmen bis Stufe drei zu akzeptieren. Bestrafung höherer Ordnung wird als ungerechtfertigt betrachtet und wegen Voreingenommenheit zurückgewiesen.«
Tom gestattete sich ein ironisches Lächeln. Die Maschine würde ihn im Kreis herumlaufen lassen, wenn er es zuließe, und damit, daß er auf seiner nominellen Vorrangposition beharrte, würde er überhaupt nichts gewinnen. Der Tymbrimi-Spion, der ihm die Niss geliehen hatte, hatte ihm ausdrücklich erklärt, daß die Nützlichkeit der Maschine zum Teil auf ihrer Flexibilität und Eigeninitiative basierte, so aufreizend dies manchmal sein mochte.
»Über den Grad deines Irrtums wird noch zu befinden sein«, erwiderte er. »Und was kannst du mir jetzt über unsere gegenwärtige Lage erzählen?«
»Eine verschwommene Frage. Ich kann Ihnen Zugang zum Kampfcomputer des Schiffes verschaffen. Darin allerdings könnte ein gewisses Risiko liegen.«
»Nein, im Augenblick läßt du das vielleicht doch besser sein.« Wenn die Niss versuchte, sich während eines Alarms in den Kampfcomputer zu schleichen, würde Creideikis Brückenbesatzung es vielleicht bemerken. Tom vermutete, daß der Captain von der Anwesenheit der Niss an Bord wußte, wie er auch von Gillian Baskins Geheimprojekt wußte. Aber der Delphinkommandant äußerte sich nicht dazu und ließ die beiden ihre Arbeit tun.
»Also gut. Kannst du mich mit Gillian verbinden?« Blaue Flecken tanzten durch das Holo. »Sie ist allein in ihrem Büro. Ich stelle den Anruf durch.«
Die Lichtpunkte verblaßten plötzlich, und an ihre Stelle trat das Bild einer blonden Frau von Anfang Dreißig. Einen Moment lang machte sie ein verblüfftes Gesicht, aber dann leuchtete ihr Gesicht in einem strahlenden Lächeln auf. Sie lachte.
»Ah, du besuchst deine mechanische Freundin, wie ich sehe. Tom, was hat eine sarkastische Alienmaschine, was ich nicht habe?
Meinetwegen hast du noch nie so buchstäblich Hals über Kopf irgendwo gehangen.«
»Sehr komisch.« Trotzdem, ihr Benehmen ließ seine Besorgnis über den Alarm für einen Augenblick verfliegen. Er hatte schon befürchtet, ein Kampf könne unmittelbar bevorstehen. In einer runden Woche würde die Streaker vielleicht in der Lage sein, einigen Wirbel zu machen, bevor sie zerstört oder gekapert würde. Aber jetzt hatte sie die Schlagkraft eines betäubten Kaninchens.
»Ich nehme an, die Galactics landen noch nicht.« Gillian schüttelte den Kopf. »Nein. Allerdings sind Makanee und ich für alle Fälle in Rufbereitschaft für die Krankenstation. Die Brücke sagt, mindestens drei Flotten sind ganz in der Nähe in diesen Raumsektor hereingeplatzt. Sie sind sofort übereinander hergefallen, genau wie bei Morgran. Wir können nur hoffen, daß sie sich gegenseitig eliminieren.« »Da besteht nicht viel Hoffnung, befürchte ich.« »Nun, du bist der Taktiker in der Familie. Dennoch, es kann Wochen dauern, bevor es einen Sieger gibt, der dann zu uns herunterkommt. Es wird Verhandlungen geben, Bündnisse in letzter Minute und dergleichen mehr. Wir werden genug Zeit haben, uns etwas auszudenken.«
Tom wünschte sich, er könnte ihren Optimismus teilen. Als Familientaktiker hatte er die Aufgabe, sich »etwas auszudenken«. »Na, wenn die Situation nicht drängt...« »Ich glaube nicht, daß sie es tut. Du kannst noch ein bißchen Zeit mit deinem Schätzchen dort unten verbringen – mit meiner elektronischen Rivalin. Ich revanchiere mich, indem ich mit Herbie intim werde.«
Tom konnte nur den
Weitere Kostenlose Bücher