Sternenflut
sind es! Die Stimmen aus der Tiefe!«
Creideiki sah ihn an, und Sah’ot begriff, daß der Captain es bereits wußte. Er schien nicht einmal überrascht zu sein. Creideiki gurrte ein leises Lied des Einverständnisses. Er wirkte zufrieden.
Von seinem Pilotenplatz aus meldete Keepiru: »Ich registriere Neutrinos und Anti-g-Strom! Der Ausgangspunkt liegt geradeaus vor uns! Ein kleines Schiff, das startet!«
Hikahi nickte. »Wahrscheinlich Takkata-Jim. Ich hoffe, Gillian hat recht, wenn sie sagt, von ihm drohe keine Gefahr.«
Sie setzten ihre Unterwasserfahrt in Richtung Osten fort. Etwa eine halbe Stunde später rief Keepiru: »Da, wieder Anti-g! Ein großes Schiff diesmal! Startet südwestlich von uns!«
Creideikis Schwanzflosse schlug klatschend auf das Wasser.
Hoch, hoch!
Hoch und schauen!
Schauen!
Hikahi nickte Keepiru zu. »Bring uns hinauf.«
Das Skiff brach durch den Wasserspiegel. Das Seewasser rauschte in Sturzbächen über die Sichtluken. Sie drängten sich vor einer nach Süden gewandten Luke und sahen, wie sich in der Ferne ein keilförmiges Objekt über den Horizont erhob, schwerfällig in den Himmel stieg und langsam Geschwindigkeit gewann. Sie starrten ihm nach, wie es nach Süden flog, die Schallgeschwindigkeit durchbrach und schließlich hoch oben in den Wolken verschwand. Sie schauten immer noch, als der Kondensstreifen der Streaker langsam verwehte und sich in den unsteten Winden von Kithrup allmählich auflöste.
TEIL ZEHN
EKSTASE
»Sie sind die Jungs, die immer vor dem Wind leben.«
HERMAN MELVILLE
106. Toshio
Toshio schwamm aus Leibeskräften gegen die Dünung an, die ihn zurückzuschwemmen drohte. Mit der Strömung kämpfend, strebte er dem offenen Meer zu. Endlich, als er schon spürte, daß seinen schmerzenden Armen und Beinen die Kräfte ausgingen, gelangte er in ruhigeres Wasser. Mit brennender Lunge drehte er sich um und sah zu, wie der Metallhügel, der jetzt fast zwei Kilometer entfernt war, langsam in seine eigene Grube fiel.
Aber der Hügel würde nicht gänzlich versinken können. Der Bohrbaum hatte seine Aushöhlungsarbeiten noch nicht vollendet, als er und Dennie ihn gesprengt hatten. Die Insel würde sich voraussichtlich absenken, bis der Schacht verstopft wäre. Dumpfe Detonationen rollten rings um ihn her. Wassertretend sah Toshio sich um. Überall auf den Inseln schwankten die Bäume, und es war nicht der Wind, der sie schwanken ließ. In der Ferne sah er mindestens drei wabernde Wolken aus Dampf und Rauch, die dort, wo das Meerwasser zu kochen schien, in den Himmel stiegen. Unterseebeben erfüllten das Wasser mit ihren Grollen.
Alles das nur wegen einer einzigen kleinen Bombe? Trotz allem, was er durchgemacht hatte, fragte Toshio sich ruhig und gelassen nach dem Grund für diesen Aufruhr. Ihm blieb nichts mehr zu tun, als sich zu entscheiden, auf welche Weise er sterben wollte. Er fühlte sich auf eine merkwürdige Weise befreit. Was ist, wenn die Bombe eine Magma-Ader freigelegt hat? überlegte Toshio. Wenn sich irgendwo ein Vulkan auftäte, dann doch vermutlich dort in diesem Bohrbaumschacht. Aber ich schätze, die Insel hat ihn verstopft. Die Metallinsel, die zwei Wochen lang seine Heimat gewesen war, hatte anscheinend aufgehört zu sinken. Ein paar Baumwipfel schwankten über dem Wasserspiegel. Was wohl aus Charles Dart geworden sein mochte? Toshio konnte sich nicht vorstellen, daß der Schimpanse weit hinausgeschwommen war. Vielleicht war es besser so. Wenigstens hatte Charlie einen sauberen Abgang gehabt. Als er sich ausgeruht hatte, fühlte er sich ein wenig besser. Er schwamm weiter, hinaus aufs offene Meer. Etwa zwanzig Minuten später erhob sich noch einmal ein leises Grollen. Toshio schaute gerade noch rechtzeitig zurück, um zu sehen, wie die ferne Insel von einer furchtbaren Explosion geschüttelt wurde. Erde und Pflanzenfetzen flogen nach allen Richtungen. Die Insel selbst wölbte sich auf, erhob sich aus dem Wasser, brach auseinander und versank in einer Wolke von Dampf.
107. Takkata-Jim
»Ich rufe die Kampfflotte! Ich rufe die Kampfflotte! Hier spricht Lieutenant Takkata-Jim vom Terragenen Forschungsdienst. Ich will verhandeln! Bitte ant-tworten Sie!« Der Empfänger blieb stumm. Takkata-Jim fluchte. Das Radio mußte funktionieren! Er hatte es von Thomas Orleys Schlitten, und dieser Mensch hielt seine Ausrüstung jederzeit in Schuß! Wieso also antworteten die Galactics nicht? Um das Langboot zu fliegen, war mehr als eine Person erforderlich.
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