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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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die in diesem Augenblick seinen Blutkreislauf von überschüssigem Stickstoff säuberten und so verhinderten, daß er in diesen Tiefen in einen Ohnmachtstaumel verfiel. Toshio drosselte die Maschinen auf ein Viertel, und sie seufzten beinahe erleichtert. Die Lampen an der Steuerkonsole des Schlittens leuchteten größtenteils grün; er sah es mit Überraschung, eingedenk der Behandlung, die der Schlitten hatte über sich ergehen lassen müssen.
    Eines der Signallichter erregte seine Aufmerksamkeit – es zeigte an, daß eine der Luftkuppeln in Betrieb war. Plötzlich vernahm Toshio leise, singende Laute. Es war ein Pfeifen voller Geduld und Ehrfucht.

    Der Ozean ist und ist und ist...
    und endlos seufzend träumt er...
    von andren Meeren, die sind und sind...
    und andere träumen in ihnen...
    Toshio streckte die Hand aus und schaltete das Hydrophon ein. »Brookida! Bist du okay? Ist die Luft in Ordnung?« Als Antwort erscholl ein Seufzen, bebend und matt. »Flotten-Finger. Hallo. Danke, daß du mir das Leben gerettet hast-t. Du bist wahrlich geflogen wie ein echter Tursiops.« »Das Schiff, das wir gesehen haben, muß abgestürzt sein. Wenn es so war, dann kannst du darauf wetten, daß wir noch ein paar Schockwellen zu erwarten haben. Vielleicht sollten wir ein Weilchen hier unten bleiben. Ich werde das Sonar einschalten, damit die anderen uns finden und hier unten atmen können, während die Wellen vorüberziehen.« Er legte einen Schalter um, und augenblicklich ertönten leise Klicklaute, die in regelmäßigen Abständen im Wasser verhallten. Brookida stöhnte.
    »Sie werden nicht kommen, Toshio. Kannst du sie nicht hören? Sie werden auf deinen Ruf nicht antworten.«
    Toshio runzelte die Stirn. »Aber sie müssen! Hikahi wird wissen, daß noch nicht alles vorbei ist. Wahrscheinlich suchen sie uns schon.
    Vielleicht sollte ich doch zurückfahren...« Er schickte sich an, den Schlitten zu drehen und Ballast abzulassen. Brookida hatte ihn beunruhigt. »Bleib hier, Toshio. Es wird niemandem nützen, wenn du auch stirbst. Warte, bis die Wellen vorüber sind. Du mußt leben, damit du es Creideiki sagen kannssst.«
    »Wovon sprichst du?« »Hör doch, Scharfauge. Hör doch!« Toshio schüttelte den Kopf, dann fluchte er und zog den Gashebel zurück, bis die Maschine erstarb. Er drehte die Lautstärke am Hydrophon herauf. »Hörst du?« fragte Brookida.
    Toshio legte den Kopf auf die Seite und lauschte. Die See war ein wildes Durcheinander von Klängen. Das Tosen der in der Ferne verrollenden Woge schallte gedopplert herab. Schwärme von Fischen gaben panische Laute von sich. Von allen Seiten hallte das Krachen von rutschendem Felsgestein und das dumpfe Dröhnen der Brandung an den Ufern der Inseln. Und dann hörte er es. Das schrille, gleichförmige Kreischen von Delphinprimal. Kein moderner Delphin benutzte diese Sprache, wenn er ganz und gar Herr seiner selbst war.
    Das an sich war schon eine schlechte Nachricht. Einer dieser Schreie war deutlich und klar. Ohne Mühe erkannte er den einfachen Notruf.
    Es war das erste Delphinsignal, das die menschlichen Wissenschaftler verstanden hatten. Aber da war noch ein anderer Laut... mindestens drei Stimmen waren daran beteiligt. Es war ein merkwürdiger Laut, durchdringend und äußerst beunruhigend! »Esss ist Rettungsfieber«, stöhnte Brookida. »Hikahi ist auf den Strand geworfen worden und verwundet. Sie hätte dies alles vielleicht aufhalten können, aber sie liegt im Delirium und vergrößert damit das Problem nur.« »Hikahi...« »Genau wie Creideiki ist sie eine Jüngerin des Keneenk, des Studiums der logischen Disziplin. Sie hätte die anderen zwingen können, die Schreie derer, die ans Ufer gespült worden sind, zu ignorieren und vorläufig zu tauchen und sich in Sicherheit zu bringen.«
    »Wissen sie denn nicht, daß noch weitere Schockwellen kommen?« »Die Wellen sind kaum von Bedeutung, Scharfauge!« rief Brookida. »Womöglich werfen sie sich selbst auf den Strand, wenn ihnen niemand hilft-t! Du bist Calafianer. Wie kommt es, daß du das nicht weißt über unsss? Ich selbst kann mich nur mit Mühe diesem Ruf widersetzen und hinauf in meinen eigenen Tod schwimmen!«
    Toshio stöhnte. Natürlich wußte er, was Rettungsfieber war: Panik und Angst rissen das Furnier der Zivilisation herunter und ließen den Cetaceen nur noch einen einzigen Gedanken – ihre Gefährten zu retten, wie hoch das persönliche Risiko auch sein mochte. Alle paar Jahre befiel eine solche

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